Science-Fiction und Krimi, das geht gut zusammen. Ob im Klassiker „Blade Runner“, der brillant-blutigen Serie „Altered Carbon“ oder Mainstream-Kinohits wie „I, Robot“ – die Mischung aus Zukunftsvision und Verbrechen funktioniert gut. Nach seinem Erfolg mit „Ex Machina“ hat der britische Autor, Produzent und Regisseur Alex Garland ebenfalls diese beiden Genres zusammengelegt. Und präsentiert ab dem 19. August bei FOX die Miniserie „Devs“, in der er erstmals alle drei Positionen bekleidet hat. Wie gut ist sie?
Alex Garland ist einer der vielseitigsten kreativen Köpfe der Filmwelt. Er begann als Schriftsteller und wurde dem Kinopublikum bekannt, weil sein Debütroman „The Beach“ mit Leonardo DiCaprio zum Filmhit avancierte. Bald versuchte er sich auch an Drehbüchern und schenkte den Horrorfans „28 Days Later“, bei dessen Handlung er allerdings deutlich auf die Werke von George A. Romero schielte. Spätestens mit „Ex Machina“ gehört Garland aber zu den wichtigsten neuen Stimmen des anspruchsvollen Sci-Fi-Kinos. Hat er auch in Devs etwas zu sagen?
Devs: Die Handlung
Silicon Valley in naher Zukunft. Die Firma Amaya hat als erste den Durchbruch bei Quantencomputern geschafft und gilt nun als Marktführer auf dem Gebiet. CEO Forest (Nick Offerman) hat daraufhin außerhalb der Stadt seine Büros in einem Wald errichten lassen und forscht mit seinen Mitarbeitern dort weiter. Als ihn der junge Sergei (Karl Glusman) mit seinem Programm über die Vorhersage von Verhaltensweisen beeindruckt, holt er den Russen zum Eliteteam der Firma – den Devs. Darüber freut sich auch Sergeis Freundin Lily (Soyona Mizuno).
Doch gleich am ersten Abend im neuen Job kommt Sergei nicht nach Hause und die besorgte Lily verständigt Amaya. Die können ihr zunächst nur ein Überwachungsvideo bieten, auf dem Sergei das Firmengelände verlässt, legen jedoch einen Tag später eine schreckliche Aufzeichnung nach. Darauf übergießt sich Lilys Freund mit Benzin und zündet sich selbst an. Die junge Frau ist am Boden zerstört, doch dann findet sie auf Sergeis Smartphone ein seltsames Programm, das ihre Neugier weckt. Schnell stellt sie fest, dass Sergeis Tod nicht war, was er zu sein scheint …
Nicht nur optisch ein echter Garland
Auch wenn sich Alex Garland immer wieder neue Stoffe sucht, so bleibt er doch einer generellen Richtung treu – der Brite erzählt ausschließlich Sci-Fi-Storys. Neben dem Genre hält Garland aber auch an Mitarbeitern fest. So arbeitet er erneut mit Ex-Machina und „Auslöschung“-Kameramann Rob Hardy zusammen. Und Fan von Garlands Arbeit werden das in Devs auch sofort sehen. Der saubere, fast sterile Look seiner Zukunftsvisionen ist auch hier zu sehen. Ebenso wie die entsättigten, fast pastellartigen Farben vieler Szenen.
Doch nicht nur optisch ist Devs ein echtes Garland-Produkt, auch inhaltlich finden sich viele Ansätze wieder, die den mittlerweile 50-jährigen Briten interessieren. Künstliche Intelligenz, die Macht des Geistes und viele andere, berühmte Sci-Fi-Themen hat sich Garland schon zu eigen gemacht. In Devs beschäftigt er sich nun unter anderem mit dem freien Willen – und ob es so etwas überhaupt gibt. Schon dem Höhepunkt der ersten Folge – dem tatsächlichen Schicksal von Sergei – geht ein Monolog voraus, der sich genau darum dreht.
Devs: Mehr für den Kopf als fürs Herz
Doch wie immer bei Garland ist das nicht alles. So thematisiert er unter anderem auch Verlust und den Umgang damit. Und kleidet das in beeindruckende Bilder. Forest hat seine Tochter in jungen Jahren verloren. Nun benannte er nicht nur seine Firma nach ihr, sondern ließ auch ein 30 Meter großes Mahnmal an sie errichten, unter dessen Schatten viele seiner Mitarbeiter täglich essen. Ihn selbst aber hat die Trauer noch immer so fest im Griff, dass er kaum über etwas anderes sprechen kann. Offerman spielt diese Rolle absolut beeindruckend.
Aber auch die weibliche Hauptdarstellerin Soyona Mizuno schlägt sich gut und ist eine der wenigen emotionalen Figuren im doch eher unterkühlten Computer-Business. Die Trauer um ihren Freund nimmt man ihr jederzeit ab, ebenso wie die Neugier, die sie immer wieder in gefährliche Situationen bringt. Den Vogel schießt aber Zach Grenier („The Good Wife“) ab. Als ebenso stoischer wie eiskalter Sicherheitschef von Amaya ist er einfach grandios. Und verleiht der ansonsten sehr ernsten Serie hin und wieder einen Hauch von Humor.
Aber Devs leidet auch an einer Garland-typischen Schwäche. Seine Storys sind intelligent, erfordern Aufmerksamkeit und verblüffen mit guten Ideen und interessanten Wendungen. Aber sind sind meist eher ein intellektuelles, denn ein emotionales Vergnügen. Häufig bleiben Garlands Arbeiten zu kühl, um vom begeisterten Verstand auch bis in den Bauch zu reichen. Das gilt auch für Devs, selbst wenn die Geschichte im Vergleich zum sehr abgehobenen Auslöschung trotz seiner High-Tech-Themen etwas mehr Bodenhaftung aufweist.
Fazit:
Auch Devs ist ein typischer Alex Garland-Stoff. Stark gespielt und wie üblich großartig geschrieben, beschäftigt sich der Regisseur und Autor mit philosophischen Themen innerhalb seiner Krimi-Spionage-Handlung. Freien Willen und die scheinbar endlosen Möglichkeiten moderner Technik setzt er in Kontrast zu Verlust und Trauer und schafft es, die Frage zu stellen, die auch die ganz Großen des Genres gestellt haben: Was bedeutet es, ein Mensch zu sein? Garlands gefälliges Spiel mit dieser Thematik fällt aber, wie eigentlich immer bei Garland, etwas zu kühl und kopflastig aus, um auch emotional zu packen.
Devs startet am 19. August 202 bei FOX, empfangbar unter anderem bei Sky und Magenta TV.
Gesehen: Drei von acht Folgen.