Ana de Armas in Ghosted

Filmkritik: Ghosted

Sie tun es schon wieder. Nachdem Ana De Armas und Chris Evans in „Knives Out“ und „Gray Man“ bereits Seite an Seite zu sehen waren, folgt nun mit „Ghosted“ bereits der dritte gemeinsame Film. Ursprünglich sollte Scarlett Johansson die weibliche Hauptrolle spielen, die bereits viel häufiger mit Evans vor der Kamera stand, doch die musste aus Termingründen absagen und De Armas sprang ein. Als Regisseur gewann dass Projekt Dexter Fletcher, der zuletzt Taron Edgerton als Elton John in Szene gesetzt hatte. Aber kann der Musical-Regisseur tatsächlich auch Thriller-Comedy? Und bleibt die Chemie zwischen Evans und De Armas weiter so stark wie bisher? Das klärt die Kritik.

Chris Evans in Ghosted
Cole ist mit seinem Leben als Farmer zufrieden. aber nicht glücklich.

Die Handlung

Cole (Chris Evans) ist vor ein paar Jahren wieder zu seinen Eltern gezogen, weil sein Vater gesundheitliche Probleme bekam und hilft seitdem auf der Farm. Auf einem kleinen Markt verkauft er auch die eigenen Erzeugnisse – und trifft dabei eines Tages auf Sadie (Ana De Armas). Obwohl ihr Gespräch schnell in einen kleinen Streit ausartet, garantiert ihm die Frau vom Nachbarstand, das da etwas zwischen den beiden gewesen sei. Kurz entschlossen läuft Cole der Frau nach und kann sie gerade noch auf dem Parkplatz anhalten. Erstaunlicherweise lädt sie ihn nach einer Entschuldigung sogar zum Kaffee ein. Die nächsten Stunden vergehen für Cole wie im Traum. Denn er stellt fest, dass Sadie eine faszinierende Frau ist, die sich für viele Dinge interessiert, die er ebenfalls spannend findet.

Als er sie schließlich nach einem langen Abend in der Morgendämmerung nach Hause bringt, bittet sie ihn nach kurzem Zögern hinein. Cole schwebt wie auf Wolken, allerdings nicht lange. Denn nach ein paar Tagen muss er feststellen, dass seine Textnachrichten unbeantwortet bleiben. Offenbar hat Sadie sich entscheiden, ihn zu „ghosten“, also auf Nachrichten von ihm nicht mehr zu reagieren und zu verschwinden wie ein Geist. Dabei war sich Cole doch so sicher, dass es zwischen Sadie und ihm mehr war als nur Anziehung. Zufällig bemerkt er, dass sie noch ein Medikament von ihm in Besitz hat und er sie darüber orten kann. Verliebt, wie er ist, hält Cole die Reise nach London, wo sie sich gerade aufhält, für eine tolle Idee. Aber irren ist menschlich …

Wenige frische Ideen

Der Plot ist nicht neu, auch wenn das Publikum ihn meist in umgekehrten Rollen zu sehen bekommt. Der Agent lernt eine Frau kennen, die durch ihn in einen Spionagethriller gerät, so gesehen in „Knight and Day“ mit Tom Cruise und Cameron Diaz. Das wird in Ghosted einfach mal gedreht, denn hier ist Ana De Armas die coole Agentin und Chris Evans der leicht verstrahlte Stolpervogel, der durch sie in ein lebensgefährliches Abenteuer gerät. Das ist allerdings auch schon die ganze kreative Kraft, die sich bei Ghosted zeigt. Obwohl die Produzenten mit Paul Wernick und Rhett Reese sowie Chris McKenna und Eric Summers gleich zwei starke Drehbuch-Duos ins Boot holten, ist das Ergebnis alles andere als schillernd. Trotz De Armas und Evans gibt es hier Action mit etwas Humor von der Stange.

Aber zu den positiven Seiten des Films: Ana De Armas und Chris Evans funktionieren auch im dritten Versuch ausgezeichnet gemeinsam vor der Kamera. Dass sich diese beiden zueinander hingezogen fühlen, nimmt man dem Duo jederzeit ab. Und selbst die wenig feurigen Dialoge spielen die beiden noch mit so viel Hingabe, dass man sich als Zuschauer zumindest nicht komplett langweilt. Und dass De Armas im Abendkleid und Evans im Anzug auch optisch einiges hermachen, weiß man auch nicht erst seit gestern, Ana De Armas hat das bereits im letzten Bond-Film mehr als eindrücklich gezeigt. Wer also schöne Menschen in Actionszenen sehen möchte, der ist bei Ghosted zumindest nicht falsch.

Ghosted
Als er die coole Sadie kennenlernt, funkt es gewaltig – doch die kurze Romanze bekommt kein Happy-End.

Generisches Script ohne Esprit

Damit wird es dann aber auch dünn in Sachen Pluspunkte. Denn was das erfolgreiche Drehbuch-Quartett hier abliefert, ist bestenfalls durchschnittlich. Und hat nur sehr wenig mit den Perlen wie „Zombieland“, „Deadpool“ oder „Spider-Man: No Way Home“ zu tun. In Ghosted ist so gut wie nichts originell, jede einzelne Szene haben Action-affine Zuschauer mit Sicherheit schon mindestens einmal irgendwo anders gesehen. Und in der Regel besser. Und auch der Romanzen-Teil des Films fällt nicht deutlich besser aus. Evans und De Armas geben sich durchaus Mühe, aber mit derart generischen Dialogen und Szenen können auch sie keine Wunder bewirken.

Spaß macht immerhin Adrien Brody als herrlich schmieriger Schurke, der in seiner Überzeichnung ein wenig an einen Cartoon-Bösewicht erinnert. Und auch kleinere Nebenrollen wie Coles Familie sind gut besetzt und zeigen gutes Timing bei den wenigen Pointen, die das Drehbuch zu bieten hat. Auch die Action ist in Ordnung, aber wer Ghosted mit so brachialen Krachern wie John Wick 4 oder „Mission Impossible 6“ vergleicht, dann merkt man schnell, dass der neue Film von Evans und De Armas eben da nur in der zweiten Reihe steht. Allerdings hat Ghosted vermutlich auch deutlich weniger gekostet als die anderen genannten Filme. Unter dem Strich ist Ghosted damit ein Film, der sich problemlos anschauen lässt, weil er nie wirklich stört. Gefällig fürs Auge, ohne große Längen – aber eben auch ohne große Höhepunkte. Und vor allem ohne eine einzige Überraschung.

Adrien Brody
Denn der skrupellose Waffenhändler Leveque jagt Sadie als Geheimnisträgerin für ein neues Waffensystem.

Fazit:

Mit Ghosted bekommen Fans der beiden Schauspieler Chris Evans und Ana De Armas zum dritten Mal ein Team-Up, das ihnen Freude macht. Denn die beiden tragen den Großteil des Films – und das machen sie gut. Leider ist das Ausgangsmaterial in Form des Drehbuchs alles andere als originell oder elegant, sondern zeigt sich als generisches Action-Agenten-Abenteuer mit ein wenig Liebe und Humor. Und ist damit für den bisher eher ambitionierten Streaminganbieter Apple TV+ eine Ausnahme. Hier gibt ers einen routinierte gemachten und gedrehten, aber zutiefst generischen Film zu sehen, den man nebenbei konsumiert wie Salzstangen oder Chips, der aber auch nur ähnlich kurz satt macht.

Ghosted startet am 21. April 2023 bei Apple TV+.

Ghosted
Und Cole gerät schneller zwischen die Fronten als er sich vorstellen konnte.