McKenna Grace
Sony Pictures

Filmkritik: Ghostbusters Legacy

1989 mussten die Fans des Ghostbusters-Teams von ihren Helden Abschied nehmen – der zweite Teil der Reihe war auch schon der letzte. Zwar gab es 2016 einen Reboot mit einer Frauenriege im Kampf gegen Geister. Aber der kam weder bei Kritikern noch beim Publikum wirklich gut an. Doch dann poppte die Meldung auf, die die Fans von früher elektrisierte. Es sollte ein weiterer Film kommen, der in der Tradition der alten Reihe steht – und von Jason Reitman, dem Sohn des Regisseurs der ersten beiden Teile, inszeniert wird. So ist es nun auch tatsächlich gekommen. Atmet „Ghostbusters Legacy“ wirklich den Geist der alten Zeit? Das klärt die Kritik.

Ghostbusters Legacy
Von der Großstadt in die Einöde von Oklahoma: Für Phoebe und ihren Bruder Trevor ein harter Schlag.

Die Handlung

Callie Spengler (Carrie Coon) und ihre Kinder Trevor (Finn Wolfhard) und Phoebe (McKenna Grace) haben schon bessere Zeiten erlebt. Weil sie die Miete für ihre Wohnung nicht mehr zahlen können, müssen die drei in eine winzige Siedlung namens Summerville in Oklahoma umsiedeln. Denn dort hat Callies Vater Egon ihnen sein Haus vererbt. Zwar ist die neue Bleibe eine ziemliche Bruchbude, vollgestellt mit allerlei okkultem Krimskrams. Aber Trevor entdeckt bald sein Interesse an Lucky (Celeste O’Connor), der Tochter des Sheriffs. Und Phoebe mag ihren neuen Lehrer Mr. Grooberson (Paul Rudd). Und freundet sich mit dem schrägen Podcast (Logan Kim) an, der immer auf der Suche nach unheimlichen Themen für seine Sendung ist. Also doch nicht alles schlecht auf dem Land?

Wie man es nimmt. Denn die superkluge Phoebe hat nicht nur bald ausgeknobelt, dass ihr Großvater niemand anderes war als der Geisterjäger Egon Spengler, sondern stellt auch beunruhigende Ereignisse in ihrer Umgebung fest. Es scheint, als würde ein Berg in der Nähe des Städtchens eine böse Macht anziehen, die nur darauf wartet, die Erde zu attackieren. Nachdem die Kinder die Ausrüstung ihres Großvaters entdecken und wieder instand setzen, wähnen sie sich bereit, dem beginnenden Spuk in Summerville ein Ende zu setzen. Doch das Jagen und Einfangen von Geistern ist nicht so einfach, wie Phoebe und Trevor sich das vorgestellt haben …

Viel Retro-Charme

Bekannte und erfolgreiche Kino-Reihen, die entweder schon sehr lange laufen oder nach langer Pause zurückkehren, haben oft das Problem, dass die alten Darsteller den Staffelstab an eine junge Generation weitergeben wollen – und das in vielen Fällen in die Hose geht. Ghostbusters Legacy lässt sich hingegen ohne Probleme im Handbuch des Filmemachens unter „erfolgreiche Einführung neuer Charaktere“ verbuchen. Denn das Drehbuch, an dem Reitman mitarbeitete, baut in der ersten Stunde fast behutsam die neuen die jungen Helden auf und garniert die Entdeckungsreise der Spengler-Enkel von unbedarften Kids hin zu Geisterjägern mit jeder Menge Fan-Service in Form von Easter-Eggs und Anspielungen aus den alten Filmen.

Zwar ist es kein großes Geheimnis mehr, dennoch soll hier nicht verraten werden, wer von der alten Garde der Ghostbusters sich hier noch einmal blicken lässt. Es lässt sich aber relativ sicher sagen, dass die alten Fans mit dem neuen Film diesbezüglich sicher sehr zufrieden sein werden. Doch das ist letztlich gar nicht so entscheidend für die Qualität des Films, weil die neuen Gesichter hier einen wirklich guten Job machen. McKenna Grace, die trotz ihres jungen Alters bereits viele Jahre Schauspiel-Erfahrung hat, spielt die junge Phoebe mit genau der richtigen Mischung aus Intelligenz und Emotion, um beim Zuschauer gut anzukommen. Weder wirkt sie altklug, noch übertrieben verschroben. Und mausert sich so zum eigentlichen Star von Ghostbusters Legacy.

Finn Wolfhard
Doch dann entdeckt Trevor in der Scheune Opas alten Wagen – den ECTO-1.

Die neuen Stars überzeugen

Die anderen Castmitglieder stehen ihr aber nur wenig nach. Finn Wolfhard, den „Stranger Things“-Fans schon lange kennen, spielt den pubertierenden Großstadt-Jungen auf dem Land mit schönem Humor, Carrie Coon überzeugt als heillos überforderte Mutter und Paul Rudd als cleverer, aber leicht verwirrter Lehrer ist wie eigentlich immer eine Comedy-Bank. Bereits dieses Ensemble hätte genügt, um dem Publikum einen vergnüglichen Kinobesuch zu bescheren. Und erfreulicherweise lässt das Drehbuch, wenngleich nicht ohne Schwächen, in diesem Fall die neuen Stars auch gut aussehen und degradiert sie nicht zu bloßen Stichwortgebern oder Wegbereitern für den Auftritt der Stars von einst.

Wenn das Script des Films schwächelt, dann ausgerechnet bei der Hauptstory. Denn wo das Wiedersehen mit vielen alten Gesichtern und Gegenständen Freude macht, so ist die recht baugleiche Story zu Teil eins etwas zu viel das Guten. Hier hätte man sich als Zuschauer ein wenig mehr frischen Wind gewünscht, als den Plot des ersten Films als modernisierte Neuauflage zu erleben. Statt neuen geistern und Ideen setzt Reitman auch hier auf den Nostalgie-Effekt, den es aber in der Menge einfach nicht gebraucht hätte. Und so sind es denn meist einzelne Momente oder Szenen, die dem Publikum wirklich im Gedächtnis bleiben. Und weniger die große Handlung von Ghostbusters Legacy. Schön hingegen ist die Tatsache, dass Reitman seinen Film auch erzählt wie die alten: mit viel Ruhe, ohne Hektik und Action auf Teufel komm‘ raus.

Paul Rudd
Und Mutter Callie findet Phoebes neuen Lehrer Mr. Grooberson ganz sympathisch. Also doch alles cool auf dem Land?

Gut getrickst

Tricktechnisch ist der Film natürlich von anderem Kaliber als der Start der Serie im Jahr 1984. Besonders gelungen ist die Hommage an den Marshmellow-Man aus dem ersten Film, der hier einen gänzlich anders dimensionierten Auftritt hat und sicher nicht zufällig an Joe Dantes „Gremlins“ erinnert. Auch das große Finale kann sich absolut sehen lassen und macht Lust auf mehr. Und das scheint nach durchgehend wohlwollenden bis guten Kritiken und den ersten Reaktionen der Fans keine Geistergeschichte zu werden, sondern Realität. Die neuen Ghostbusters haben die Fans vermutlich nicht zum letzten Mal gesehen. Beim nächsten mal dann hoffentlich mit eigener Story.

Fazit:

Sie sind wieder da! Mit so viel Retro-Charme vollgestopft wie Ghostbusters Legacy hat der Fan von früher keine andere Chance, als angesichts der Tonnen an Verbeugungen und Anspielungen auf das Original wohlig in die Kinosessel zu sinken. Und wo die beim Wiedererkennen ihren Spaß haben, bekommen die jüngeren Zuschauer einen wunderbar altmodisch, weil langsam erzählten Film zu sehen, der seine Handlung nicht daraufhin entwickelt, dass es alle paar Minuten knallt, sondern die Actionszenen dort platziert, wo sie dramaturgisch hingehören. Zudem überzeugen die neuen Stars durchgehend, besonders McKenna Grace und Paul Rudd sind absolut sehenswert. Hier dürften also ganze Familien ihren Spaß haben – Eltern und Kinder. Die FSK 12 sind allerdings ernst zu nehmen, für ganz junge Zuschauer ist der Film noch zu unheimlich.

Ghostbusters Legacy startet am 18. November 2021 in den deutschen Kinos.

Ghostbusters Legacy
Nein! Denn plötzlich auftauchende Geister stören den ersten positiven Eindruck doch empfindlich.