Vacation Friends

Filmkritik: Vacation Friends

Komödien, die zumindest zum Teil im Urlaub spielen, sind bei Machern sehr beliebt. Manche tragen einen furchtbaren Titel wie „Nie mehr Sex mit der Ex“ und erweisen sich als angenehm witzige und originelle Filme. Andere setzen mehr auf Pipi-Kaka-Humor wie „The Wrong Missy“ bei Netflix. Wo ordnet sich da „Vacation Friends“ ein, der in den USA bei Hulu, dem Disney-Streamingdienst mit Inhalten für im Schwerpunkt erwachsene Zuschauer, startet? Hierzulande läuft der Film mit Ex-Wrestling-Star John Cena („The Suicide Squad„) bei Disney+. Lässt das Rückschlüsse in Sachen Schlüpfrigkeit und Jugendeignung zu? Das und mehr klärt die Kritik.

Vacation Friends
Nicht in diesem Zimmer! Ein Wasserschaden vernichtet Marcus‘ Planung eines romantischen Verlobungsurlaubs.

Die Handlung

Bau-Unternehmer Marcus (Lil Rel Howery) hat den Mexiko-Urlaub genauestens geplant. Denn dort will er seiner Freundin Emily (Yvonne Orji) endlich den Heiratsantrag machen. Seit Wochen ist er in telefonischem Kontakt mit dem Concierge des Hotels, der von Marcus dementsprechend schon leicht genervt ist. Doch als der große Moment endlich kommen soll, muss Marcus feststellen, dass die Nachbarn im Stockwerk über ihnen durch einen überschwemmten Jacuzi die geplante Hochzeits-Suite komplett verwüstet haben. Schlimmer noch: Im Hotel gibt es außer dem völlig durchnässten Raum kein einziges freies Zimmer mehr! Während Marcus und Emily mit dem Rezeptionisten die Lage besprechen, bekommen Ron (John Cena) und Kyla (Meredith Hagner) Gesprächsfetzen mit.

Weil die beiden den Jacuzi-Unfall verursacht haben und über genug Platz in ihrer Suite verfügen, laden sie Marcus und Emily dazu ein, die Urlaubswoche bei ihnen zu verbringen. Erst lehnt Marcus ab, aber schließlich lässt er sich von Emily und den beiden anderen doch überreden. Und erstaunlicherweise sind Ron und Kyla lange nicht so chaotisch und dumm, wie sie zu Beginn auf Marcus wirkten. Tatsächlich haben die Vier einen zwar extrem wilden, aber auch sehr lustigen und entspannenden Urlaub. Dennoch haben Ron und Kyla so ihre Macken, die Marcus und Emily dazu bringen, mit den beiden lieber keine Kontaktdaten auszutauschen. Doch einige Monate später tauchen auf der Hochzeitsfeier von Marcus und Emily plötzlich sehr vertraute, uneingeladene Gäste auf …

Zu viele Köche?

Dass Regisseur Clay Carver hier sein Debüt gibt, sollte nicht unbedingt als Maßstab für die Qualität eines Films herhalten, schon viele erste Filme von Regisseuren konnten überzeugen. Hier ist der deutlichere Hinweis in der Zeile der Drehbuch-Autoren versteckt. Da sind neben Carver noch vier Namen aufgeführt. Und das deutet in aller Regel darauf hin, dass sich hier viele Köche an lustigem Brei versucht haben – und Brei dann doch das Ergebnis ist. Ganz so schlimm ist es in Vacation Friends aus mehreren Gründen dann aber doch nicht gekommen. Denn wo manche Filme mit den Rollen der Quälgeister, die man nicht wieder loswird, mächtig übertreiben, legt Carvers Film Ron und Kyla differenzierter und weniger albern an. Und da sie so gut wie jedes Chaos ins Rollen bringen, ist das ein wichtiger Aspekt.

Andere Komödien führen Figuren ein, die den Zuschauer in einer schier endlosen Eskalationsspirale auf die Nerven fallen, was dann wohl witzig sein soll, aber selten ist. Ron und Kyle hingegen haben zwar durchaus einen bizarren Hintergrund, sind aber als Figuren immer wieder auch sehr sympathisch. Was es dem Zuschauer sehr viel einfacher macht, Marcus und Emily zu verstehen, die mit ihnen schließlich eine ganze Woche verbracht haben. Zudem findet in Vacation Friends auch eine Entwicklung der Charaktere statt, die nachvollziehbar ist. Die Freundschaft, die sich hier entwickelt, ist nicht komplett aus der Luft gegriffen oder existiert ausschließlich, weil die Hauptfiguren zu höflich sind, um das gleich zu Anfang abzubiegen.

John Cena
Glück im Unglück: Die hilfsbereiten Nachbarn Ron und Kyla haben in ihrer Suite Platz für Vier.

Guter Humor, nur zu wenig

Außerdem verpasst das Drehbuch Marcus mit Emilys Familie ein viel größeres Problem, als das Ron und Kyla je sein könnten. Denn Emilys Vater hält Unternehmer Marcus auch nach Jahren immer noch für einen besseren Bauarbeiter und damit als unwürdig für den Clan. Warum sich ausgerechnet ein ehemaliger Soldat so über andere Berufe erhebt, diese Frage bleibt das Script allerdings schuldig. Das sorgt zwar für ein paar witzige Momente, richtig glaubwürdig ist diese Haltung aber nicht. Doch selbst diese Figur bekommt vom Drehbuch-Team auch noch gute Seiten zugeteilt. In Vacation Friends siegt die Glaubwürdigkeit der Figuren deutlich über eine mögliche Gagdichte. Und das ist eigentlich eine gute Sache.

Zudem fehlt hier der Blödelhumor mit Körperflüssigkeiten und ähnliches. Kotzorgien, Sexunfälle und andere eher unappetitliche Dinge spart der Film lobenswerterweise weitgehend aus. Und arbeitet stattdessen lieber mit guter Situationskomik und guten Dialogen. Die Besetzung schlägt sich dabei ordentlich, allen voran John Cena, der schon mehrfach bewiesen hat, dass er in Komödien gut funktioniert. Er ist auch für die meisten witzigen Momente im Film verantwortlich. Das einzige echte Problem von Vacation Friends ist, dass es davon nicht allzu viele gibt. Immer wieder schafft das Drehbuch ganz spaßige Szenen, über die viele Zuschauer zumindest lächeln werden. Aber einen wirklich hohen Spaßfaktor haben auch fünf Autoren hier nicht hinbekommen.

Vacation Friends
Dass die beiden Monate später uneingeladen auf der Hochzeit auftauchen, ist aber ein echter Schock.

Das liegt nicht an den grundsätzlichen Einfällen. Denn Carver und Co. schaffen durchaus Situationen, die eigentlich sehr komisch sind, schaffen es aber nicht, daraus wirklich viel herauszuholen. Daher verbreitet Vacation Friends zwar eine angenehm heitere Stimmung, echte Lacher sind jedoch Mangelware. Da Humor aber letztlich immer Geschmackssache ist, mag es auch Publikum geben, das sich mit diesem Film durchgehend sehr amüsiert.

Fazit:

Vacation Friends verbreitet durchgehend eine gute Stimmung und hat seine Momente. Die Dichte an wirklich sitzenden Gags ist jedoch ein wenig zu dünn, um den Film als wirklich gelungene Komödie zu bewerten. Einige Szenen, wie eine ungewöhnliche Pilzerfahrung, bleiben auch nach dem Film noch haften, das Meiste hat der Zuschauer aber nach dem Ende bald wieder vergessen. Dazu ist das Drehbuch einfach nicht stark genug. Die Schauspieler hingegen geben ihr Bestes und Ex-Wrestler John Cena wächst mittlerweile richtig gut in die Rolle des Komödianten hinein. Positiv ist außerdem zu bewerten, dass der ganz derbe Holzhammer-Humor der Körperflüssigkeiten – und Öffnungen hier kaum eine Rolle spielt, sondern die Witze auf ansprechendere Art gemacht werden. Ein typischer Film für einen verregneten Sonntag.

Vacation Friends startet am 27. August 2021 bei Disney+.

Lil Rel Howery
Denn Marcus und Emily würden die wilde Woche in Mexiko gern vor der Familie geheim halten.