Ocean's 8

Filmkritik: Ocean’s 8

Elf Jahre nach dem Ende der eleganten Heist-Trilogie von Steven Soderbergh greift in „Ocean’s 8“ nun der weibliche Teil der Familie Ocean in den Wettbewerb um den coolsten Raubzug aller Zeiten ins Geschehen ein. Sandra Bullock schart als Debbie Ocean einige Expertinnen um sich, um den größten Juwelenraub aller Zeiten hinzulegen. Hat der Film die gleiche Coolness wie die Soderbergh-Filme?

Zwar hat Regisseur Gary Ross schon ein paar Filme gedreht, darunter den ersten Teil der „Panem“-Serie. Aber gegen den Veteran Steven Soderbergh muss Ross noch als Anfänger gelten. Der machte mit „Ocean’s Eleven“ aus dem Remake eines alten Gangsterfilms mit Frank Sinatra eine Ikone der lässigen Coolness. Und zeigte drei Mal, wie entspannt man das große Geld machen kann, wenn die Einstellung stimmt. Hat Ross das mit der weiblichen Version des Themas ebenfalls geschafft?

Ocean's 8
Erster Pfeiler von Debbies Plan ist Designerin Rose, die Daphne einkleiden und vom Schmuck überzeugen soll.

Ocean’s 8: Die Handlung

Debbie Ocean (Sandra Bullock) ist gerade auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen worden, da plant sie auch schon ein großes Ding. Mit ihrer alten Freundin Lou (Cate Blanchett), der Designerin Rose (Helena Bonham Carter) und weiteren Expertinnen (darunter Rihanna) will sie der Schauspielerin Daphne (Anne Hathaway) auf der Met Gala Juwelen im Wert von 150 Millionen Dollar stehlen. Den Plan dazu hat sich Debbie in den vergangenen Jahren im Knast genau überlegt.

Allerdings ist er derart kompliziert, dass die Damen allein mit der Vorbereitung des Verbrechens schon etliche Wochen zu tun haben. Denn Daphne muss erst einmal überzeugt werden, diesen Schmuck überhaupt tragen zu wollen. Besitzer Cartier hingegen, die guten Stücke für den Ball auch herauszurücken. Als dann die Nacht der Nächte endlich da ist, wollen die Diebinnen die Früchte ihrer Arbeit ernten. Aber ist das wirklich so einfach, wie Debbie sich das ausgedacht hat. Oder ist die Security doch besser als geplant? Und was hat Debbies Ex-Lover Claude (Richard Armitage) eigentlich mit der Sache zu tun?

Ocean’s 8: Nett, aber nicht spannend

Keine Frage, Gary Ross hat sich die Trilogie von Soderbergh sehr genau angesehen, bevor er sich an die Arbeit machte, einen vierten Teil zu drehen. Denn Ocean’s 8 ist kein Remake oder Reboot, sondern tatsächlich ein Sequel. Nach einem fünften Teil sieht es aber nicht aus, denn die Heist-Version mit weiblichen Stars kommt über den Status „ganz nett“ nie hinaus. Zwar gelingt es Ross durchaus, einen fast so coolen und eleganten Film zu drehen wie Soderbergh, aber die Betonung liegt auf fast.

Dazu trägt auch die Handlung bei, die Ross mit Kollegin Olivia Milch schrieb. Zwar finden sich auch hier Momente, die das Publikum schmunzeln lassen, aber wirkliche Spannung kommt hier nie auf. Zu glatt, zu einfach geht das alles über die Bühne. Dadurch bleibt der Film auf emotionaler Ebene blass, denn ein wirkliches Mitfiebern mit den gerissenen Diebinnen gibt es so einfach nicht. Zu keinem Zeitpunkt vermittelt Ocean’s 8 den Eindruck, dass hier irgendetwas schief gehen und die Heldinnen somit in Gefahr geraten könnten. Das hat Soderbergh zuletzt mit „Logan Lucky“ besser gemacht.

Ocean's 8
Hackerin Nineball stellt Kontakt zum Überwachungssystem auf der Gala her, damit die Bande stets im Bilde ist.

Ocean’s 8: Leichte Kost in edler Optik

Was der Film in Sachen Emotion und Spannung vermissen lässt, bietet er dafür dem Auge. Die opulenten Kostüme und Sets der Gala sind fast allein schon das Eintrittsgeld wert. Dazu kommen diverse Promis wie Heidi Klum oder Kim Kardashian, die sich selbst spielen und als Partygäste zum genauen Hinsehen ermuntern, wer denn noch so zu sehen sein könnte. Ross inszeniert seine üppigen Schauwerte gekonnt, allerdings nicht ganz so lässig wie sein Vorgänger. Und die wenigen Twists, die er hat, verschenkt der Film am Ende durch allzu große Vorhersehbarkeit.

Die Schauspieler können dafür nichts, die spielen ihre Rollen allesamt gut. Helena Bonham Carter und James Cordon stechen hier sogar noch ein wenig hervor, den beiden Briten gehören die meisten Lacher im Film. Und auch Sandra Bullock und Cate Blanchett als Köpfe des ganzen Unternehmens spielen sich gekonnt die Bälle zu. Wenn das doch bloß ein wenig spannender wäre! So fehlt zu einem echten Klassiker des Genres, wie dem bis heute unerreichten „Der Clou“ von 1974, doch ein ganzes Stück.

Der größte Kritikpunkt ist allerdings die Tatsache, dass Teil vier sich in sehr sicheren, bereits stark befahrenen Gewässern aufhält und so der Reihe so gar nichts Neues hinzufügt. Hier wird nichts riskiert, sondern das Schema der Vorgänger komplett übernommen. Für eine Fortsetzung, die etwas auf sich hält, eigentlich eine Todsünde.

Fazit:

Optisch opulent und lässig inszeniert, aber leider wenig spannend, kommt der vierte Teil der Ocean-Reihe in die Kinos. Zu viel Kopie und zu wenig eigene Ideen machen aus Ocean’s 8 zwar keinen schlechten Film, aber einen überflüssigen. Denn er bringt weder den Ruhepuls nach oben, noch erzeugt er irgendwelche Emotionen abseits eines gelegentlichen Schmunzelns. Eine elegante, leichte Thriller-Komödie, die letztlich aber kalt lässt. Ocean’s 8 swingt, aber rockt nicht.

Ocean’s 8 startet am 21. Juni 2018 in den deutschen Kinos.

Ocean's 8
Für den Versicherungsdetektiv John Frazier (James Cordon) ist Debbie Ocean keine Unbekannte.