Der Dunkle Turm

Filmkritik: Der Dunkle Turm

Schon seit einigen Jahren versucht Sony, mit den Rechten an Stephen Kings umfassendstem Werk – des achtbändigen Fantasy-Horror-Zyklus „Der Dunkle Turm“ – einen Film in die Kinos zu bringen. Nun kommt er endlich – war es den Aufwand wert?

Der Meister des Horrors, wie ihn Verleger gerne betiteln, ist nicht gerade ein Faulpelz. In seiner langen Karriere hat Stephen King mehr als 50 Romane und über 200 Kurzgeschichten geschrieben. Vieles davon wurde verfilmt, das meiste eher mäßig, einiges aber sehr gut. Wo landet die Verfilmung seines Opus Magnum?

Der Dunkle Turm
Zwei, die sich nicht mögen: der Mann und Schwarz und der Revolvermann.

Der Dunkle Turm: Die Handlung

Gleich zu Beginn des Films werden die Fronten geklärt: Der böse Mann in Schwarz (Matthew McConaughey) hält Kinder gefangen, mit denen er den Dunklen Turm einreißen will. Dieser Turm steht im Zentrum des Universums, hält es zusammen und schützt es vor den Dämonen von außerhalb. Diese Szenen sieht der junge Jake (Tom Taylor) immer wieder in seinen Träumen, hat Dutzende Zeichnungen des Mannes in Schwarz und einer anderen Gestalt, die er Revolvermann nennt, angefertigt. Mutter Laurie (Katheryn Winnick, „Vikings“) glaubt, das alles habe mit dem Tod von Jakes Vater vor einem Jahr zu tun und schickt ihn zur Therapie.

Doch Jakes Visionen sind echt. Das merkt er, als angebliche Spezialisten einer Klinik ihn abholen wollen, die er an den Narben hinter den Ohren als Helfer des Mannes in Schwarz erkennt. Die anschließende Verfolgungsjagd bringt ihn zu einem seltsamen Portal, durch das er nach „Mittwelt“ gelangt. Und dort trifft er auf Roland (Idris Elba), den letzten Revolvermann. Einst schützten Männer wie er den Turm vor dem Bösen, doch jetzt will Roland nur noch Rache am Mann in Schwarz. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Ort, an dem der Bösewicht die Kinder festhält …

Der Dunkle Turm: Mission Impossible

Es gibt viele Gründe dafür, dass Der Dunkle Turm kein guter Film geworden ist, aber der wichtigste ist auch der naheliegendste. Es ist nicht möglich, aus einer 4300 Seiten langen Geschichte einen 90-minütigen Film zu machen, ohne große Teile dessen, was die Fans so lieben, wegzulassen. An Kings Opus Magnum scheiden sich ohnehin die Geister. Die einen halten es für das Beste, was er je geschrieben hat, für die anderen ist das Werk viel zu lang und mit schwachem Ende versehen. Diesen Film werden beide Lager nicht mögen. Denn er wirkt wie der verfilmte Klappentext zur Saga, da er etwa 90 Prozent der Story ignoriert oder bestenfalls andeutet. Mit einem einzelnen Film wäre wohl auch Peter Jackson an „Der Herr der Ringe“ gescheitert – und der ist nur 1200 Seiten dick.

So bietet Der Dunkle Turm ein Sammelsurium aus bekannten Szenen der meisten Bücher, die aber so zerrissen und unzusammenhängend wirken, dass sie kaum fesseln. Team Roland, aus Zeitgründen von vier auf zwei Mitglieder geschrumpft, kämpft in diesem offiziellen Sequel (was man nur versteht, wenn man die Romane kennt) gegen die Vernichtung des Turms und damit gegen den Mann in Schwarz. Dabei fehlen komplett die Hintergründe und Erklärungen für Charaktere und Ereignisse, die aus dem Romanzyklus den bekannten Erfolg gemacht haben. Was bleibt, ist ein vorherhsehbarer Plot mit ein paar hübschen Ideen, der aber nicht einmal ansatzweise die Faszination des Originals einfängt. 

Der Dunkle Turm
Er schießt wie der Teufel, ist aber der Gute: Revolvermann Roland Deschain.

Es war einmal …

Wenn man sich die Geschichte des Filmprojekts ansieht, stellt man fest, dass Sony es eigentlich schon besser wusste. Zu Beginn war das ganze Projekt auf zwei TV-Serien und drei Kinofilme geplant. Und damit wäre man einer adäquaten Umsetzung wohl auch näher gekommen, als es dieses Fragment von einem Film tut. Denn der funktioniert trotz seiner guten Schauspieler nicht einmal einmal dann, wenn man keines der Bücher kennt und einfach einen Fantasyfilm sehen will.

Auch ohne Vorkenntnisse dürfte der maue Plot nicht dazu angetan sein, das Publikum von den Sitzen zu reißen. Zumal er dann auch ganz schnell vorbei ist und seinen Showdown nicht wirklich gut vorbereitet. Den mitunter durchaus kingtypisch derben Stoff dann auch noch auf eine „PG-13“ zu bürsten (hier bekam er eine ab 12 Jahren) hilft ebenfalls nicht.

Löblich, dass Sony trotzdem an einer TV-Serie festhalten will, die den nach Meinung vieler Fans besten Roman der Reihe – „Glass“ – umsetzen soll. Als Einzelfilm haben sie dem Zyklus aber keinen Gefallen getan – ganz egal, ob man ihn kennt oder nicht. 

Fazit:

Schon die Trailer zu Der Dunkle Turm entlockten King-Fans und Kinogängern meist nur ein Achselzucken. Und so ist der fertige Filme auch geworden wie befürchtet. Zu keinem Zeitpunkt erreicht er ansatzweise die Tiefe der Vorlage oder baut seine Figuren zu facettenreichen Charakteren aus. Die wenigen blutleeren Actionszenen reichen dann trotz eines gewohnt gut aufspielenden Idris Elba nicht aus, um nachhaltig zu beeindrucken. Der Fantasytouch ist gering, der Horroranteil ebenso. Wer die Vorlage nicht kennt, mag nicht ganz so enttäuscht sein, einen guten Film sieht aber auch er nicht.

Der Dunkle Turm läuft ab dem 10. August in den deutschen Kinos.

Was im Jahr 2017 noch an Horrorfilmen in die Kinos kommt, finden Sie hier.

Der Dunkle Turm
Etwa die Hälfte des Films spielt in Rolands Heimat Mittwelt – das hätte gern mehr sein dürfen.