Murder Mystery

Filmkritik: Murder Mystery

Komiker Adam Sandler hat sich mittlerweile offenbar komplett Netflix verschrieben, denn „Murder Mystery“ ist bereits die sechste Zusammenarbeit Sandlers mit dem Streaming-Dienst. Dabei waren Qualität und Intention der Arbeiten durchaus schwankend. Während „The Meyerowitz Storys“ vor allem von der Kritik gut aufgenommen wurde, fielen andere Filme wie „Die lächerlichen Sechs“ komplett durch. In welche Richtung geht der neue Film – Top oder Flop?

An Adam Sandler scheiden sich von je her die Geister. Einige finden die Kapriolen des Comedians brüllend komisch, andere fliehen mittlerweile schon, wenn sie nur seinen Namen hören. Einig ist man sich eigentlich nur darüber, dass seine Zusammenarbeit mit Drew Barrymore („Der Hochzeitssänger“, „50 erste Dates“) zu den besseren Filmen Sandlers geführt hat – die spielt in Murder Mystery aber nicht mit. Ist das ein Omen oder kann der Komiker auch ohne sie mal wieder einen überzeugenden Film präsentieren?

Murder Mystery
Das Opfer: Milliardär Malcolm überlebt den Ausflug auf seiner Yacht nicht – aber wer hat ihn erstochen?

Murder Mystery: Die Handlung

Nick Spitz (Adam Sandler) hat ein Problem. Der Striefen-Cop ist zum dritten Mal durch die Prüfung zum Detective gefallen, hat seiner Frau Audrey (Jennifer Aniston) aber längst erzählt, er sei befördert worden. Und weil auch die versprochene Europa-Reise zur Hochzeit seit nunmehr 15 Jahren aussteht, hängt der Haussegen schief. Um seiner Frau nicht die Wahrheit über seine Karriere erzählen zu müssen, schenkt Nick ihr daher die Reise – auch wenn die eigentlich nicht im Budget liegt.

Auf dem Flug nach Spanien lernt Audrey in der ersten Klasse, in die sie sich mogelt, den gut aussehenden und sehr reichen Charles (Luke Evans) kennen, der das Ehepaar auf die Yacht seines Onkels Malcolm (Terence Stamp), einem betagten Milliardär einlädt. Dort tummeln sich neben Filmstars wie Grace Ballard (Gemma Arterton) auch Freunde der Familie sowie Malcolms Sohn Tobias (Davis Walliams) und Charles-Ex-Freundin Suzi – mittlerweile Malcoms Verlobte. Als der alte Mann ermordet wird, fällt der Verdacht aber sofort auch Nick und Audrey …

Murder Mystery: Agathe Christie lässt grüßen

Eine Menge Leute auf engem Raum, ein Verbrechen – und zahlreiche Verdächtige mit einem starken Motiv. Wem das aus Literatur und Film bereits bekannt vorkommt, der liegt richtig. Murder Mystery ist eine deutlich sichtbare Hommage an das Werk von Agatha Christie. Das war Regisseur Kyle Newachek so wichtig, dass er in der allerletzten Szene nochmal kräftig mit dem Holzhammer darauf hinweist. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass es einem Krimi-affinen Zuschauer nicht bereits vorher klar war. Allerdings funktioniert diese Verbeugung für eine Komödie recht gut.

Weil Newachek, Sandler und Autor James Vanderbilt („Meg“) sich nie über den Plot lustig machen oder Witze über die Grundidee reißen, dürften Fans der großen alten Dame des Krimis durchaus Spaß haben und belustigt mitraten. Und natürlich ist es recht sicher, dass der oder die momentane Hauptverdächtige des Ermittlerpaares Spitz in der nächsten Szene den Löffel abgibt und die Hobby-Detektive – und das Publikum – weiter in die Irre führt. Dabei halten sich die häufig peinlichen Witze unter der Gürtellinie von Sandler wohltuend zurück.

Murder Mystery
Die Schönheit: Hat Schauspiel-Star Grace Ballard etwas gesehen, das den Mörder überführen kann?

Murder Mystery: Sehenswerter Cast

Vielleicht ein Grund, warum Sandler, dessen Produktionsfirma hier beteiligt ist, so viel hochkarätige Kollegen ins Boot oder in diesem Fall auf die Yacht holen konnte. Denn mit Luke Evans, Gemma Arterton, Urgestein Terence Stamp und natürlich Jennifer Aniston hat Murder Mystery genug bekannte Gesichter versammelt, um auch im Kino punkten zu können. Und die haben auch alle noch sichtbar Freude an ihren Rollen. Ob Evans als blasierter, britischer Snob oder Arterton als simpel gestrickte Schönheit – an guten Momenten fehlt es nicht.

Zudem gelingt es Newachek in seiner Krimi-Komödie sogar, dass Adam Sandler in seiner Rolle nicht nervt, sondern den kleinen Cop Nick für seine Verhältnisse angenehm zurückhaltend anlegt. Dass Murder Mystery dennoch nie richtig abhebt, liegt denn auch hauptsächlich am wenig originellen Script. Denn Vanderbilt verlässt sich immer wieder auf den gleichen Gag. Er lässt Sandler und Aniston nervös auf irgendjemanden oder sich selbst einreden und hält das für lustig. Ab und zu ist es das sogar, aber in der Regel leider nicht. Und so fehlt dem Film das, was eine Komödie ausmachen sollte: Humor. 

Daher pendelt sich Murder Mystery etwa in dem Bereich von „The Week of“ ein, Sandlers vorherigem Netflix-Film. Der hatte ein paar gute Momente, aber auch etliche Längen. Die Mörderhatz in Spanien, Frankreich und Italien bietet allerdings hübsche Bilder und mit Jennifer Aniston eine Partnerin für Sandler, die ihm regelmäßig die Szenen klaut oder sich zumindest gut gegen ihn behaupten kann. Und so vergehen die 97 Minuten zwar nicht wie im Flug, aber das Publikum wird zumindest ordentlich unterhalten.

Fazit:

Adam Sandlers komödiantische Verbeugung vor den klassischen Agatha Christie-Krimis wie „Mord im Orient-Express“ oder „Tod auf dem Nil“ weist zwar kein wirklich gutes Drehbuch auf, überzeugt aber durch viel Stars in Spiellaune und einen sehr zurückgenommenen Sandler. Allerdings reichen ein paar gute Gags und schöne Bilder nicht, um einen richtig starken Film abzuliefern. So ist Murder Mystery für Sandler-Fans recht gut, für den Rest immerhin noch ganz nett.

Murder Mystery startet am 14. Juni 2019 bei Netflix.

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