Die Woche

Filmkritik: Die Woche

Wer nicht gerade ein Hardcore-Fan des US-Komikers Adam Sandler ist, für den gilt eigentlich ein simpler Leitsatz in Bezug auf dessen Filme. Wenn Drew Barrymore nicht mitspielt, lieber nicht ansehen! In seinem neuesten Werk „Die Woche“, den er exklusiv für den Streaming-Anbieter Netflix produzierte und gleich auch die Hauptrolle übernahm, ist die lustige Blondine dabei. Kann man sich den Film trotzdem ansehen?

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Ob „Eine Hochzeit zum Verlieben“, „50 erste Dates“ oder zuletzt „Urlaubsreif“: Im Duo mit Drew Barrymore („Santa Clarita Diet“) ist der oft so stumpfe Humor von Adam Sandler immer ganz gut zu ertragen. Ohne sie neigt der Komiker häufig zu Filmen jenseits des guten Geschmacks – oder der sitzenden Pointe. Nun hat er sich an einem durchaus wilden Mix aus „Hilfe, es weihnachtet sehr“, dem besten aller „Familie Griswold“-Filme und „Vater der Braut“ in der Steve Martin-Version versucht. Kann man sich das ansehen?

Die Woche
Zwei Väter im Gespräch: Chris Rock und Adam Sandler.

Die Woche: Die Handlung

Bei Familie Lustig steht ein Großereignis ins Haus. Tochter Sarah (Allison Strong) will ihren Freund heiraten, den Sohn von Chirurg Kirby Cordice (Chris Rock). Obwohl Vater Kenny (Adam Sandler) kein reicher Mann ist, will er sich finanziell vom reichen Cordice nicht helfen lassen und organisiert alles selbst. Noch eine Woche hat er Zeit, seiner Tochter eine unvergessliche Hochzeit zu bescheren, doch immer mehr Probleme bereiten Kenny zunehmend Sorgen.

So ist beispielsweise das Hotel, dass er sich leisten kann, ein schäbiges Drecksloch, indem so gut wie nichts funktioniert und der Besitzer jedes Problem stoisch weglacht. Zudem kämpft Kenny mit der langsam eintreffenden Verwandschaft wie Onkel Seymour. Der hatte vor Jahren ein Bein an die Diabetes verloren und inzwischen, wie Kenny am Flughafen entdecken muss, auch das zweite. Und einen Rollstuhl hat Kenny natürlich nicht dabei. Als immer mehr unerwartete Dinge passieren, wächst dem Familienvater die Sache langsam aber sicher über den Kopf. Aber er kann doch seiner Tochter nicht ihren schönsten Tag im Leben verderben, also was tun?

Die Woche: Besser gut geklaut …

Obwohl Sandler auch hier hin und wieder seine Flachwitz-Anfälle hat, ist der Film nach dem Drehbuch von Sandler und Kumpel Robert Smigel, der auch Regie führte, insgesamt recht ordentlich geraten und gehört klar zu den besseren Sandler-Arbeiten der vergangenen Jahre. Sieht man genauer hin, muss man allerdings feststellen, dass fast alle guten Gags und Szenen aus anderen Filmen zusammengesucht und oft nur wenig modifiziert wurden. Die gute Nachricht: Sie sind immer noch lustig. Aber eben nicht mehr neu.

So ist die gesamte Szenerie des vollgestopften Eigenheims ziemlich deutlich aus dem Griswold-Weihnachtsfilm entliehen, in dem nicht nur beide Großeltern-Paare sich einmieten, sondern auch noch Cousin Eddie mit Familie anrückt. Sandler treibt das Ganze noch ein Stück weiter, hat er doch durch das lausige Hotel schließlich beide Familien komplett am Hals – seine eigene und die des Bräutigams. Da machen die beiden netten Schwarzen, die Kenny vor dem Haus einsammelt, die aber gar nicht zur Familie gehören, auch nichts mehr aus. Auch die Pointe stammt aber aus einem Griswold-Film.

Die Woche
Sandler gelingen mit Filmtochter Allison Strong auch ein paar rührende Momente.

Die Woche: … als schlecht selbst geschrieben

Und was er sich aus den „National Lampoon“-Filmen nicht abschaut, stammt aus dem hinreißenden Vater der Braut, der in seinen Versionen von 1950 (mit Spencer Tracy und einer blutjungen Elizabeth Taylor) und 1991 (mit Steve Martin) gleichermaßen überzeugen kann. Denn die zeigen schon eindrucksvoll, was so alles schief laufen kann, wenn man für die perfekte Hochzeit vielleicht ein wenig zu viel Aufwand treibt. Aber auch hier gilt: Die Gags funktionieren immer noch gut, und wer die Original nicht kennt, wird sie wohl sogar noch besser finden.

Lediglich die Szenen, die nicht aus den Vorbildern stammen, gehen dann auch mal daneben. Und Sandlers ewig gleicher Gesichtsausdruck ist auch nicht dauerhaft lustig. Klugerweise hat sich der Comedian hier gleich massenhaft Mitspieler besorgt, die für mehr Spaß sorgen. Ob Chris Rock als karrieregeiler Arzt, der nun sieht, wie sehr er seine Familie vernachlässigt hat. Oder Steve Buscemi als Seymours extrem geldgieriger Sohn Charles. Oder der frisch aus der Drogen-Reha stammende Cousin, der eigentlich permanent bewacht werden muss, damit er sich oder andere nicht umbringt. Wenn diese skurrilen Nebenfiguren das Ruder übernehmen, wird Die Woche richtig sehenswert. Sandler spielt mit immer gleichem Tonfall meist vergeblich gegen diese guten Ideen an.

Doch dafür ist er immer dann überzeugend, wenn es, wie sich das für einen Hochzeitsfilm einfach gehört, auch mal besinnlich wird. Die emotionalen Momente mit seiner Tochter gehören ebenfalls zu den starken Szenen des Films. Und so bleibt unter dem Strich ein zwar zu langer, letztlich aber immer wieder richtig komischer Film, der tatsächlich auch ohne Drew Barrymore funktioniert. 

Fazit:

Die Woche ist nicht Adam Sandlers bester Film, aber er leiht sich diesmal seine Gags aus mehreren so guten Filmen aus, dass das Ergebnis stimmt. Und aus so alten, dass viele jüngere Zuschauer den Pointenraub gar nicht bemerken werden. Trotzdem sind es die zahlreichen skurrilen Nebenfiguren, die den Film so witzig machen, wie er ist – und weniger der Star. Der sorgt aber immerhin mit ein paar rührenden Momenten für einen schönen Kontrast zum teilweise schmerzhaft bösen Humor.

Die Woche ist ab dem 27. April 2018 auf Netflix zu sehen.

Die Woche
Nach einer Woche Vorbereitung liegen die Nerven schonmal blank.