Love Wedding Repeat

Filmkritik: Love Wedding Repeat

Filme über Hochzeiten haben ein schweres Erbe anzutreten, seit Hugh Grant Andie MacDowell in „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ (1994) nicht geheiratet hat. Dennoch versuchen sich immer wieder einmal Komödienschreiber an diesem ganz besonderen Stoff. Mal dreht sich alles um die ungeliebten Gäste wie in „Table 19“, mal muss sich die Braut mit seltsamen Familien-Ritualen herumschlagen wie in „Ready or Not“. Was kann die neue Netflix-Produktion „Love Wedding Repeat“, in der es um das Schicksal geht?

Britische Komödie mit Heirat – da war doch was? Eine Hochzeit verläuft nicht so, wie sie soll. Und dann greift das Schicksal ein und ändert die Abläufe des Tages: Die Kurzbeschreibung klingt ein wenig so, als hätten die Macher „Und täglich grüßt das Murmeltier“ mit Vier Hochzeiten und ein Todesfall verheiratet. Ob das wirklich so ist und ob sich Sam Claflin („Die Tribute von Panem) auch so gut aus der Affäre ziehen kann, verrät die Kritik.

Love Wedding Repeat
Jack führt seine Schwester Hayley zum Altar. Danach beginnen die Probleme.

Love Wedding Repeat: Die Handlung

Jack (Sam Cleflin) ist nicht gerade vom Glück verfolgt. Erst verpasst er nach einem zauberhaften Wochenende mit Dina (Olivia Munn) die Gelegenheit, ihr seine Gefühle zu offenbaren. Monate später sterben die Eltern und er gerät an Amanda (Freida Pinto), mit der die Beziehung zum Desaster wird. Doch dann hat wenigstens Jacks Schwester Hayley (Eleonor Tomlinson) Glück und trifft die Liebe ihres Lebens. Der stammt aus Italien, weswegen die Hochzeit auf einem Anwesen in Rom stattfinden soll. Hayley hat sogar ihre Freundin Dina eingeladen.

Zu Jacks Leidwesen aber auch seine Ex-Freundin Amanda – und ihren reichlich dämlichen neuen Freund. Und Jacks Freund Bryan (Joel Fry) ist auch keine Hilfe, denn der erfolglose Schauspieler will sich auf der Feier unbedingt an einen erfolgreichen Regisseur heranmachen, der auch zu den Gästen gehört. Und weil dann auch noch ein uneingeladener Verflossener von Hayley auftaucht, der der Braut unbedingt eine Szene machen will, hat Jack also alle Hände voll zu tun, dabei möchte er doch nur endlich in Ruhe mit Dina sprechen …

Love Wedding Repeat: Die Briten können es einfach

Komödien sind für Netflix bislang eher Glückssache gewesen. Erst kürzlich erschien der wenig überzeugende „Coffee and Kareem“ auf dem Streaming-Dienst. Britische Komödien hingegen – und Love Wedding Repeat ist eine solche – sind häufig von guter Qualität. Und diesmal sticht die Landes-Serie den Netflix-Touch: Der Film von Autor Dean Craig ist immer wieder brüllend komisch, verfügt über gelungene Charaktere und wunderbaren Wortwitz. Dazu präsentiert Craig auch einige Szenen mit schön schrägen Einfällen,

So sorgt ein Schlafmittel für einige herausragende Momente. Dazu kommen ein ungewöhnliches Beinkleid, zwei Kollegen, die gar nicht da sind und ein Kleiderschrank, die weitere Highlights des Films darstellen. Zudem legt Craig mit seinem Script ein hohes Tempo an den Tag und lässt die Katastrophen im Minutentakt über der Hochzeit hereinbrechen. Dabei findet er allerdings immer glaubwürdige und nachvollziehbare Probleme, so dass Love Wedding Repeat nie ins Absurde abdriftet. Sondern durch nur leichte Übertreibung bekannte Situationen saukomisch werden lässt.

Love Wedding Repeat
Jacks Ex-Freundin Amanda ist auch da – und hat ihren dämlichen Freund Chaz mitgebracht.

Love Wedding Repeat: Wenn die Chemie stimmt

Um kein falschen Erwartungen zu wecken: Natürlich kommt Love Wedding Repeat nicht an Meilensteine wie Vier Hochzeiten und ein Todesfall oder „Tatsächlich Liebe“ heran. Aber die kleine Komödie um den einen großen Tag funktioniert einfach gut. Das darf sich auch der Cast anrechnen lassen. Sam Claflin hat sowohl mit seiner Filmschwester Eleonor Tomlinson eine gute Chemie, als auch mit seiner Angebeteten Olivia Munn. Da er meist mit einer von beiden zu sehen ist, macht das eine ganze Menge Qualität aus.

Aber wie es oft ist: Einige der Nebencharaktere sind ebenso gut und bekommen hier und da sogar mehr Lacher als die Hauptrollen. So ist Joel Fry nach seinem Auftritt in „Yesterday“ hier als Jacks bester Kumpel eine echte Show. Sein drogenumnebelter Versuch, den berühmten Regisseur anzusprechen, ist eine der besten Szenen in Love Wedding Repeat. Und Tim Key als Mega-Verlierer Sydney darf ein paar der schönsten Monologe halten. Denn mehr als reden scheint das Schicksal für ihn nicht bereit zu halten.

Lediglich die Kurzbeschreibung von Netflix, die den Film als „verschiedene Versionen des gleichen Tages“ beschreiben, ist irreführend, da das Publikum hier wirklich einen Murmeltier-Film erwarten würde. Tatsächlich hat der Film weitaus mehr Ähnlichkeit mit „Sie liebt ihn – sie liebt ihn nicht“ mit Gwyneth Paltrow und John Hannah aus dem Jahr 1998 – wieder ein britischer Film. Wer auf den berühmten trockenen und gern auch düsteren Humor der Inselbewohner abfährt, sollte sich diesen kleinen, feinen Film nicht entgehen lassen.

Fazit:

Hin und wieder taucht aus dem qualitativ sehr wechselhaften Kontingent Netflix-eigener Filme ein kleines Juwel auf. Zwar hat Love Wedding Repeat nicht die Qualität eines „Roma“ oder „Der schwarze Diamant“, aber er gehört zu den besten eigenen Komödien des Streaming-Dienstes. Wenn man denn auf Humor oberhalb der Gürtellinie steht und eine feine Bemerkung lustiger findet als Fäkalhumor oder Schimpfwort-Tiraden. Für genau diesen Filmkenner ist Love Wedding Repeat gemacht. Ein leichter Spaß mit viel Herz und Glückshormonen.

Love Wedding Repeat startet am 10. April 2020 bei Netflix.

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Love Wedding Repeat
Für die Gäste Rebecca, Sydney und Jacks Kumpel Bryan wird das Fest aus unterschiedlichen Gründen schräg.