Nicht zum ersten Mal wurde Michael Endes Kinderbuch-Klassiker „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ jetzt filmisch umgesetzt. Aber noch nie derart groß und opulent wie in Dennis Gansels („Die Welle“, „Wie sind die Nacht“) Neuverfilmung mit reichlich deutschen Stars und viel Aufwand. Hat der sich gelohnt?
Wenn man einem Erwachsenen in Deutschland die Frage nach Kindheitserinnerungen stellt, wird wohl häufig der Name „Jim Knopf“ und „Augsburger Puppenkiste“ fallen. Das bayerische Marionetten-Theater hat mit der TV-Fassung des Stoffes sicher am meisten zum Bekanntheitsgrad von Michael Endes Romane beigetragen. Denn wer kennt „Eine Insel mit zwei Bergen“ nicht? Daher muss sich der Kinofilm auch mit dem Vierteiler für die ARD messen lassen. Kann er den Vergleich bestehen?
Jim Knopf: Die Handlung
Als ein kleines, schwarzes Baby von einer fiesen Piratenbande (alle Rick Kavanian) aus dem Meer gezogen wird, beschließt diese, den Säugling gewinnbringend an Frau Mahlzahn zu schicken. Doch durch die schlechte Handschrift der Piraten landet ihr Paket schließlich im winzigen Königreich Lummerland. Dort regiert König Alfons, der Viertel vor Zwölfte (Uwe Ochsenknecht) über drei Untertanen: den Fotografen Herrn Ärmel (Christoph Maria Herbst), die Krämerin Frau Waas (Annette Frier) und Lukas (Henning Baum), den Lokomotivführer von Emma, der einzigen Bahn auf dem Eiland.
Das Baby in der Kiste kommt in Frau Waas‘ Obhut und bald ist der kleine Jim, wie sie ihn nennen, allen ans Herz gewachsen. Als aber der König beschließt, dass die Insel zu klein für vier Untertanen sei und daher Emma abschaffen will, plant Lukas, Lummerland zu verlassen. Doch Jim begleitet ihn und so geraten die beiden in ein wundersames Abenteuer, dass nicht nur mit winzigen Chinesen, sondern auch mit verschwundenen Kindern, einem Schreinriesen (Milan Peschel) und Drachen zu tun hat …
Jim Knopf: Hohe Hürden
Kein Frage, Jim Knopfs Abenteuer sind in Deutschland Allgemeinkultur. Umso schwerer dürfte die Bürde für Regisseur Dennis Gansel gewesen sein, als er sich an die filmische Umsetzung der Geschichte machte, die ganze Generationen deutscher Kinder mitgeprägt haben. Von denen viel sicher als Erwachsene mit ihren eigenen Kindern ins Kino gehen werden, um sich die neue Version anzusehen. Dazu holte sich Gansel nicht nur die Hilfe von Michael Bully Herbig als Stimme von Nepomuk, sondern mit Christoph Maria Herbst und Annette Frier weitere Erfolgsgaranten.
Und Gansel liefert exakt das ab, was man von einer Verfilmung einer derart bekannten Vorlager erwarten darf. Sauber hakt er einen Handlungspunkt nach dem anderen ab. Dazu gibt er sich große Mühe, sich zumindest ein wenig von der Puppenspiel-Version abzuheben, indem er das Tempo etwas verändert und an manchen Stellen länger oder kürzer verweilt als das die Vorlage tut. Und so drehte Gansel einen sicheren Hit, dem man nur sehr wenige Dinge vorwerfen kann.
Jim Knopf: Gutes Casting
Mit Solomon Gordon fand die Produktion den perfekten Jim Knopf, der aussieht, als wäre er aus den Buchseiten herausgerissen worden. Henning Baum gibt den Lukas ein wenig mehr wie einen Bud Spencer-Charakter als die Vorlage, macht das jedoch so charmant, dass es sich wunderbar in den Film einfügt. Und auch die anderen Stars, die deutlich weniger Zeit auf der Leinwand bekommen, machen ihren Job sehr gut. Vor allem Milan Peschel, der seinen armen Scheinriesen Turtur mit unfassbar traurigen Dackelaugen spielt.
Dass Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer dennoch kein völliger Triumpf ist, liegt wohl am Gewicht der Vorlage. Denn in seinem Bemühen, in Sachen Schauspieler, Ausstattung und Vorlagentreue auch wirklich alles richtig zu machen, gelang Gansel ein guter Film – aber kein Meisterwerk. Denn wer Buch und/oder TV-Vorlage kennt, wird mitunter tatsächlich ein wenig davon gelangweilt, wie genau sich Dennis Gansel an den Stoff hält – und wie extrem wenig Neues er hinzuzufügen hat.
Dazu gerät der in Buchform durchaus spannende Stoff für Kinder im Film derart harmlos und korrekt, dass auch jüngere Zuschauer hier wohl kaum Angst bekommen werden, die Freigabe ab 0 Jahren geht völlig in Ordnung. Für ältere Kinder und Erwachsene ist der Film aber eben nur niedlich, Spannung kommt zu keinem Zeitpunkt auf. Das ist aber letztlich Jammern auf hohem Niveau, denn irgendeine Fraktion hätte Gansel mit Änderungen oder zuviel Modernisierungen der Story in jedem Fall verärgert. So tut er das nicht, begeistert aber auch keinen total.
Fazit:
Sehr solide Verfilmung des Kinderbuch-Klassikers von Michael Ende, dessen Fortsetzung mit „Die wilde 13“ ziemlich sicher kommen dürfte. Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer macht durchgehend Spaß und bietet viel fürs Auge. Dazu kommen spielfreudige Schauspieler, die perfekt in ihre Rollen passen. Ein wenig mehr Wagemut hätte man diesem sehr auf Nummer Sicher gedrehten Film aber gewünscht, um ein eigener Klassiker zu werden.
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer startet am 29. März 2018 in den deutschen Kinos.
Alternative für den Kinobesuch zu Ostern: Peter Hase.