Tote Mädchen lügen nicht

Serienkritik: Tote Mädchen lügen nicht – Staffel 2

Am 18. Mai startet auf Netflix die zweite Staffel der populären Serie „Tote Mädchen lügen nicht“. Staffel eins geriet ob der heiklen Thematik des Selbstmordes einer Schülerin schnell in die Kritik von Jugendschützern und Psychologen, dennoch ließ Netflix eine zweite Staffel produzieren. Kann sie den Erfolg fortsetzen oder hätte die erste Staffel doch ausgereicht, um die Geschichte zu Ende zu erzählen?

von Gastautorin Mascha Fiedler

Seit die erste Staffel der Netflix-Serie Tote Mädchen lügen nicht vor über einem Jahr erschien, warten viele Fans auf eine neue Staffel. Doch da der Roman, auf dem die Serie basiert, in der ersten Staffel bereits vollständig erzählt wurde, stehen nun einige Fragen im Raum: Wie geht es weiter? Hat auch die zweite Staffel eine so hohe Qualität? Kann Hannah in die neuen Folgen eingebunden werden?

Tote Mädchen lügen nicht
Für Clay wird Hannah bald zur regelmäßigen Besucherin in seinem Kopf.

Tote Mädchen lügen nicht Staffel 2: Die Handlung

Nachdem man in der ersten Staffel durch 13 Kassetten die Gründe für den Suizid von Hannah Baker dargelegt bekommt geht es in der zweiten Staffel um das darauf folgende Gerichtsverfahren und darum, wie die übrigen Charaktere mit ihren traumatischen Erlebnissen umgehen. Alle Lieblinge aus den ersten 13 Episoden sind wieder mit dabei: Clay (Dylan Minette), Justin, Jessica, Tony und natürlich Hannahs Eltern. Die Heilungsprozesse und die Veränderungen der Beziehungen dieser Charaktere zu Hannah stellen das Zentrum der neuen Staffel dar.

Und auch die Tote selbst kommt in der neuen Staffel wieder vor. Hannah (Katherine Langford) erscheint in Clays Phantasie und begleitet den Jungen bald durch weite Teile seines Lebens. Clay nimmt sie schnell als echten Menschen wahr und führt mit ihr mitunter sogar hitzige Unterhaltungen. Wird Clay durch Hannahs Entscheidung, sich das Leben zu nehmen, noch mehr in Mitleidenschaft gezogen?

Tote Mädchen lügen nicht Staffel 2: Ein neuer Blick

Der Aufbau einer Folge ändert sich auch in der zweiten Staffel nicht: Ein Erzähler redet über das Hauptthema der Folge, ob Vergewaltigung, Mobbing oder Vertrauensbruch.Allerdings wechselt der Erzähler jetzt in jeder Folge und steht auch im Vordergrund. Dadurch erreicht die Serie Abwechslung und schafft es trotzdem, die Geschichte aller Beteiligten regelmäßig weiter zu erzählen. Besonders interessant sind die Szenen im Gericht, da sie hauptsächlich aus drei Kameraeinstellungen bestehen und der Zuschauer somit ständig verschiedene Perspektiven einnimmt.

Durch diese optische Kontinuität wird auch das Innere der Figuren vergleichbar und das Publikum erhält einen besonders tiefen Einblick in deren Psychen. Und tatsächlich haben die Serien-Macher es geschafft, mit dem schweren Thema der Serie zu spielen. Denn sie zeigen die hässlichen Momente der Serie auch so und verzichten dabei auf die sonst so typischen Hochglanzoptiken anderer Highschool-Serien.

Tote Mädchen lügen nicht
Hannahs Mutter will die Schule vor Gericht zur Verantwortung ziehen.

Tote Mädchen Lügen nicht Staffel 2: Die Chemie stimmt

Ein weiteres Highlight der Serie sind ihre Darsteller. Jeder Schauspieler macht für sich einen guten Job, aber im Zusammenspiel sind sie noch besser. Von Brandon Flynn (Justin), der sich zwar einen Großteil der Zeit übergibt, die Geschichte seiner Figur aber dennoch packend transportiert. Auch Miles Heizer (Alex), der nach seinem Suizidversuch am Ende der ersten Staffel in den neuen Folgen besonders dessen körperlichen Folgen fantastisch darstellt. Bis hin zu Dylan Minnette, der die ganze Wut seiner Figur auf den Punkt bringt. Auch Alisha Boe (Jessica) nimmt man die Rolle des vergewaltigten Mädchens sofort ab und Justin Prentice (Bryce) ist ein großartiger „Bösewicht“.

In den gemeinsamen Szenen schaffen es die Schauspieler jederzeit, die tiefsitzenden Gefühle ihrer Charaktere auf den Bildschirm zu bringen. Hier stimmt einfach die Chemie in jedem Moment. Die scharfe Kritik an den ersten 13 Folgen ist an den Macher der Serie übrigens nicht spurlos vorbei gegangen. Mit einer Website und einem kurzen Info-Film vor der ersten Folge der zweiten Staffel gehen sie auf die Problematik ein und warnen vor möglichen Auswirkungen auf junge oder psychisch labile Zuschauer.

Fazit

Die zweite Staffel von „Tote Mädchen lügen nicht“ steht der ersten in nichts nach. Einerseits, weil die 13 Folgen mit neuen Ideen fesseln. Andererseits, weil die Schauspieler einen sehr guten Job machen und die Chemie untereinander stimmt. Wer die erste Staffel mochte, dem werden sicher auch die 13 neuen Episoden zusagen, da es eine würdige Fortsetzung der tragischen Geschichte ist.

Tote Mädchen lügen nicht Staffel 2 ist ab dem 18. Mai auf Netflix verfügbar.

Tote Mädchen lügen nicht
Bryce bekommt nach seinen Taten zunehmend Gegenwind.