Weihnachten in der Wildnis

Filmkritik: Weihnachten in der Wildnis

Alle Jahre wieder zieht Netflix das Thema Weihnachten groß auf. Jede Menge Filme beschäftigen sich mit dem Fest der Liebe und versuchen immer wieder, neue und ausgefallene Geschichten zu erzählen, einige fahren aber auch ganz eindeutig in traditionellem Fahrwasser. In „Weihnachten in der Wildnis“ treffen „Sex and the City“-Star Kristin Davis und der ehemalige Teenieschwarm Rob Lowe aufeinander? Wie weihnachtlich unterhaltsam ist das?

Wer glaubt, in Deutschland würden die Leute viel Tamtam um Weihnachten machen, der hat sich noch nie angesehen, was das US-TV für die letzte Dezemberwoche so alles auffährt. TV-Filme bis zum Abwinken zelebrieren das Fest der Liebe in den unterschiedlichsten Varianten. Von lustig bis kitschig ist alles dabei, nur gut ist leider selten. Wie sich Weihnachten in der Wildnis, der erste Netflix-Beitrag des Jahres zum Thema, schlägt, erfahren Sie hier.

Weihnachten in der Wildnis
Frisch vom Gatten verlassen, tritt Kate die gebuchten zweiten Flitterwochen nach Afrika alleine an.

Weihnachten in der Wildnis: Die Handlung

Es beginnt mit Weihnachtsfotos – im August. Kate (Kristin Davis), Gatte Drew (Colin Moss) und Sohn Luke (John Owen Lowe) posieren für die Motive zum Fest, bevor Luke aufs College geht. Und kaum ist der Sohn aus dem Haus, teilt Drew seiner Gattin mit, dass er sie nicht mehr liebt und die Ehe für beendet hält, bevor er auszieht. Was soll Kate nun mit ihrem gebrochenen Herzen anfangen – und mit der zweiten Flitterwochen-Reise nach Sambia? Für sie steht fest – die Reise wird gemacht, auch alleine!

Dort trifft sie nicht nur den Abenteurer und Piloten Derek (Rob Lowe) sondern im Busch auch bald ein Elefantenjunges, das durch Wilderer zum Waisenkind wurde. Weil Kate vor ihrer Ehe Tierärztin war, kümmert sie sich nur zu gern um das Tier – und landet deshalb mit Derek in der Elefantenaufzuchtstation mitten in der Steppe Sambias. Und dort macht sie nicht nur Bekanntschaft mit weiteren Elefanten und deren Pflegern, sondern entdeckt auch ihre Liebe zur Natur wieder – und zu anderen Menschen …

Weihnachten in der Wildnis: Kleine Mogelpackung

Obwohl der Film offenbar den Auftakt zu Netflix‘ Weihnachtsoffensive 2019 darstellt – so richtig viel Weihnachten ist hier gar nicht drin. Bis auf den Beginn und ein paar Szenen in der Mitte und gegen Ende des Films, spielt das Fest keine Rolle. Stattdessen erzählt der Film eine zutiefst harmlose und zuckrige Love-Story zwischen zwei angehenden Best-Agern, die sich durch Zufall auf dem schwarzen Kontinent über den Weg laufen. Warum diese Story aber überhaupt erzählt wird, bleibt im Dunkeln.

Denn hier könnte problemlos ein 90-jähriger mit schwachem Herzen einschalten, ohne je Gefahr zu laufen, sich auch nur ein einziges Mal aufzuregen. Weihnachten in der Wildnis ist nicht nur komplett überraschungsfrei, sondern weist auch nicht den Anflug von Spannung auf. Hier geht der Puls garantiert nur in die Höhe, wenn man an Diabetes erkrankt ist und den Zuckergehalt der Geschichte nicht verträgt. Immerhin etikettiert Netflix den Film daher korrekt mit der Jahreszeit, in der am meisten Süßigkeiten gegessen werden.

Weihnachten in der Wildnis
Dort lernt sie nicht nur den Tierschützer und Piloten Derek kennen, sondern auch dessen Hilfsprojekt für Elefantenwaisen.

Weihnachten in der Wildnis: Alles gut!

Nach ihrem Erfolg in Sex and the City hat Kristin Davis nie wieder eine ähnlich gute Rolle bekommen. Und so verschlug es die Schauspielerin in die Niederungen des TV-Films für Produktionen von Hallmark, die das Filmpendant zu billigsten Groschenheftchen darstellen. Und auch diese Produktion ist davon nicht allzu weit entfernt. Problemchen, so es sie überhaupt einmal gibt, werden im Minutentakt gelöst, die Love-Story zwischen den beiden Figuren wird kaum je entwickelt und plätschert gemächlich dahin, ohne je interessant zu werden.

Die Drehbuchautoren Neal und Tippi Dobrofsky haben schon viele Scripts geschrieben – und die Hälfte davon trägt das Wort Weihnachten im Titel. Die andere Hälfte nutzt Wedding oder Love für eine schmissige Überschrift. Und auch Regisseur Ernie Barbarash blickt auf eine lange Liste von TV-Movies zurück, die sich mit Weihnachten beschäftigen. Und so ist die Zielgruppe für diesen Film auch klar definiert. Wer sich mit größtmöglicher Harmlosigkeit unterhalten lassen möchte, der ist hier genau richtig.

Den beiden Stars David und Lowe kann man angesichts der fast nicht vorhandenen Handlung und den mauen Dialogen eigentlich keinen Vorwurf machen – die versuchen vermutlich sogar ihr Bestes. Dass Weihnachten in der Wildnis nicht zur kompletten Zeitverschwendung verkommt, hat der Film denn auch nur den vielen schönen Naturaufnahmen von Afrikas Flora und Fauna zu verdanken. Die gibt es aber in tollen Dokumentation auch – und die sind sogar noch spannend und interessant. Beides trifft auf Weihnachten in der Wildnis nicht zu.

Fazit:

Wer sich vor dem Fest gern komplett belanglosen und überzuckerten Wohlfühl-Kitsch antun möchte, ist mit Weihnachten in der Wildnis gut bedient. Die Figuren sind hemmungslos sympathisch, eine Story kaum vorhanden und der Tierschutz in Afrika dient sogar noch als politisch korrektes Feigenblatt für die harmlose Love-Story. Dafür gibt es garantiert auch ein Publikum. Mit einem Film, der eine irgendwie geartete Botschaft vermitteln will oder sich um interessanten Inhalt bemüht, hat das aber nichts zu tun. Das hat eher Daily-Soap-Niveau.

Weihnachten in der Wildnis startet am 1. November 2019 bei Netflix.

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Weihnachten in der Wildnis
Die Nähe zu unberührten Natur und den friedlichen Dickhäutern hilft Kate, sich neu zu entdecken.