Halloween Haunt

Filmkritik: Halloween Haunt

Wenn ein Horrorfilm in Deutschland die Freigabe „ab 18 Jahren“ bekommt, ist das mittlerweile schon eine Seltenheit. „Halloween Haunt“ hat sich dieses Jugendverbot nun eingehandelt – und das auch völlig zu Recht. Bietet der fiese Slasher-Horror mehr als nur Blut? Oder ist der Film von den Drehbuchautoren von „A Quiet Place“ lediglich eine uninspirierte Schlachtplatte? Das verrät die Kritik.

Wenn man sich als Horrorfan ansieht, welche Filme heutzutage eine Freigabe ab 16 Jahren bekommen, dann weiß man, dass ein Film schon reichlich derbe Szenen bieten muss, um eine höhere Einstufung zu erhalten. Einige Teile der „Saw“-Serie ereilte dieses Schicksal, meist findet sich das rote Jugendverbots-Zeichen aber nur noch auf Direct-to-DVD-Releases. Was also hat Halloween Haunt zu bieten, dass die FSK hier so geurteilt hat?

Halloween Haunt
Schon der Einlass zum Haunted House ist ganz schön gruselig.

Halloween Haunt: Die Handlung

Die junge Harper (Katie Stevens, „Polaroid“) leidet unter ihrem gewalttätigen Freund und würde sich am liebsten von allen zurückziehen. Doch Freundin Bailey (Lauryn McClain) denkt gar nicht dran, sie ausgerechnet zu Halloween ihrem Trübsinn zu überlassen und schleift Harper mit in eine Bar. Doch lernt sie den freundlichen Nathan (Will Brittain) kennen, der ebenfalls mit Freunden dort ist. Die beiden Gruppen tun sich zusammen und beschließen, einen gemeinsamen Ausflug zu machen. Dabei entdecken sie weit vor den Toren der Stadt ein Haunted House.

Dort soll Schrecken garantiert sein und so kauft die Gruppe Tickets bei einem sehr schweigsamen Clown und betreten das alte Gebäude. Die ersten Räume sind zwar schauerlich, aber harmlos und die Gruppe beginnt, richtig Spaß zu haben. Doch Harper beschleicht bald ein mulmiges Gefühl. Und tatsächlich geht es tiefer im Inneren des Hauses nicht mehr so harmlos zur Sache. Bald fließt Blut und die Teenager geraten in Panik. Doch das Haunted Hause entpuppt sich als echte Todesfalle …

Halloween Haunt: Hart, aber nicht blöd

Die beiden Regisseure Scott Beck und Bryan Woods haben noch nicht sehr viele Filme inszeniert oder geschrieben, aber ganz offenkundig ihre Horror-Hausaufgaben gemacht. Zwar hat ihr Film wenig Originelles oder gar Neues, aber was die beiden aus altbekannten Versatzstücken machen, kann sich sehen lassen. Zumindest dann, wenn man kein Problem mit Blut hat. Denn hier sind schon einige Szenen dabei, die beim Zusehen wehtun. Und das inszenieren Beck und Woods auch wohltuend humorfrei. Halloween Haunt ist fies – und meint das ernst.

Und so atmet der Film auch wohlig-dreckiges 70er und 80er-Jahre-Feeling aus und greift dabei auf Vorbilder wie den unterschätzten „The Funhouse“ (1981) von Tobe Hooper und Wes Cravens „The Hills Have Eyes“ zurück. Aber auch die tödlichen Fallen aus „Saw“ oder „The Collector“ feiern hier ein Wiedersehen mit dem Publikum. Und so schaffen Beck und Woods einen Retro-Slasher, den es in dieser Form und Qualität länger nicht im Kino zu sehen gab.

Halloween Haunt
Doch auf der Suche nach dem Adrenalin-Kick gegen die Teenager hinein – und bekommen mehr Adrenalin, als ihnen lieb ist.

Halloween Haunt: Gutes Terror-Kino

Vor allem der Aufbau gelingt dem Regie-Duo sehr gut. Das Grauen beginnt mit Unbehagen, als die ersten Räume des Haunted House schon ein paar fiese Ecken aufweisen. Doch noch immer bleibt unklar, wer da eigentlich die Fäden zieht – und das auch noch eine ganze Weile länger. Gibt es Leute, die den Teenagern helfen wollen? Oder stecken dort alle unter einer Decke und sind gemeingefährliche Killer? Beck und Woods spielen in ihrem guten Drehbuch gekonnt mit diesen Fragen und halten so die Spannung.

Schauspielerisch gibt es wenig zu bemängeln oder hervorzuheben, allerdings gelingt es Beck und Woods, durch einige gute Dialoge und Szenen, den Gejagten ein wenig Profil und Seele zu geben, was ihre Qualen für das Publikum denn auch intensiver macht. Und auch die Darsteller unter den Masken erzeugen durch eine starke Körpersprache manchmal komplett ohne Text schon eine bedrohliche Stimmung. Hätte Halloween Haunt auch noch eine wirklich originelle Story, er würde in der Gunst von Horrorfans in einem bisher schwachen Jahr noch höher stehen.

Leider bedienen sich aber auch Beck und Woods reichlich bei oft gesehenen Szenen und erklären auch im dritten Akt ihrer Geschichte nicht mehr jede Wendung säuberlich genug, dass sie tatsächlich einleuchtet. Trotzdem bleibt am Ende ein fieser und über weite Strecken sehr gelungener Slasher übrig, der nicht nur in Sachen Gewalt, sondern auch bei der Spannung überzeugt. Und zumindest für hartgesottene Horrorfans ein absolut sehenswerter Film ist.

Fazit:

Der Geist der fiesen 70er Jahre-Slasher weht in Halloween Haunt sehr deutlich. Und das Regie- und Autorenduo Beck und Woods haben erstaunlich viel davon in unsere heutige Zeit übertragen. Denn ihre Story geht als gerade noch denkbar durch – und der Film verbreitet durch gut gesetzte, handgemachte Effekte und ein grandios konzipiertes Haunted House echten Horror. Wer es ein wenig härter und blutiger mag, ist hier genau richtig.

Halloween Haunt startet am 31. Oktober 2019 in den deutschen Kinos.

Halloween Haunt
Denn nicht alle Gruselgestalten im Haus sind harmlos.