A quiet place

Filmkritik: A Quiet Place

John Krasinski tritt hauptsächlich als Schauspieler in Erscheinung und nimmt nur selten auf dem Regiestuhl Platz. Für „A Quiet Place“ übernahm er neben der Inszenierung auch gleich noch den Job als Autor, Produzent und Hauptdarsteller. Und besetzte die weibliche Hauptrolle mit seiner Ehefrau Emily Blunt. In den USA konnte der familiäre Horrorfilm an den Kinokassen überzeugen. Aber wie gut ist der Film tatsächlich?

Das Spiel mit den Sinnen spielt in Horrorfilmen häufig eine große Rolle. In den allermeisten Fällen geht es dabei aber um die Fähigkeit zu sehen – oder etwas eben nicht sehen zu können. John Krasinski variiert dieses Thema in seinem Film mit Geräuschen. Aber kann das in einem so visuellen Medium wie Film wirklich funktionieren? Es kann, wenn man nicht das Pech hat, in eine Vorstellung mit lauter Popcorn-Essern zu geraten.

A quiet place
War da ein Geräusch? Mutter Evelyn hört genau hin.

A Quiet Place: Die Handlung

Die Familie Abbott hat die Invasion außerirdischer Bestien bislang überlebt. Vater Lee (John Krasinski) lebt mit seiner Frau Evelyn (Emily Blunt) und den Kindern Regan (Millicent Simmonds) und den Söhnen Marcus (Noah Jupe) und Beau (Cade Woodward) auf dem Land und hat viele Tricks ausgearbeitet, um komplett geräuschlos durch den Alltag zu kommen. Denn die feindlichen Kreaturen jagen ausschließlich nach Gehör. Aber weil die taube Regan einen Fehler macht, kommt es zur Tragödie.

Ein Jahr später ist Evelyn hochschwanger und die Familie trifft Vorkehrungen, um auch mit einem Säugling Attacken der Monster zu vermeiden. Doch die trotzige Regan leidet noch immer unter ihrem Fehler und begibt sich immer wieder in gefährliche Situationen. So werden die Bestien auf die Farm der Abbotts aufmerksam und bleiben in der Nähe. Und es dauert gar nicht lange, bis sie etwas hören …

A Quiet Place: Kein Film für Logiker

Damit A Quiet Place seine Wirkung entfalten kann, muss man sich als Zuschauer auf die Welt einlassen, in der die Geschichte spielt. Und viele Fragen dazu beantwortet Krasinski nicht. Zum Beispiel, wie es sein kann, dass eine zwar gepanzerte, aber ansonsten offenbar eher tierische denn menschliche Intelligenz den ganzen Planeten erobern konnte. Solche Kröten muss man schlucken, sonst braucht man gar nicht erst ins Kino zu gehen. Wer das aber kann, den erwartet ein erstaunlich guter Horrortrip.

Denn die Stärken des Films liegen in den zahlreichen Details, die das Leben in der Lautlosigkeit großartig vermitteln. Auf allen Wegen, die die Familie regelmäßig geht, liegt Sand, um Geräusche zu dämpfen. Selbst Brettspiele spielen die Kinder nicht mit Plastikfiguren, sondern mit Filzfetzen. Und kommuniziert wird fast ausschließlich über Zeichensprache, die die Familie wegen Regan bereits beherrschte. Was den Abbotts genau den Vorteil verschafft, der sie glaubhaft hat so lange überleben lassen. Dazu zeigt Krasinski viele Szenen aus der Sicht der tauben Regan, die komplett ohne Ton noch viel furchteinflößender sind. 

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Ob dieses Versteck wirklich leise ist? Zweifel sind angebracht.

A Quiet Place: Einfach gut gemacht

So hat der Film ein einfaches Erfolgsrezept: Er funktioniert sehr gut und effektiv. Dass hier jede einzelne Figur in Lebensgefahr schwebt, macht Krasinski sehr clever gleich in den ersten fünf Minuten klar. Und danach fürchtet das Publikum jederzeit um jeden Charakter auf der Leinwand. Besonders um die gehörlose Regan, die nicht einmal merken würde, wenn sie aus Versehen ein verräterisches Geräusch gemacht hat. Aber auch in anderen Momenten geht der Film an die Nieren. Wenn sich Evelyn beim Versuch, sich zu verstecken, eine schmerzhafte Verletzung zuzieht, aber den Schmerz nicht hinausschreien darf, dann leidet der Kinosaal mit.

Auch dramaturgisch gelingt Krasinski eine kluge Steigerung. Nach einem fulminanten Beginn lässt der Film seinen Figuren Platz, sich zu entwickeln, ohne je dabei langweilig zu werden. Denn die Bedrohung ist allgegenwärtig. Und zur Mitte des Films zieht der Regisseur dann das Tempo mehr und mehr an, bis er am Ende echtes Terrorkino schafft, das die Zuschauer förmlich in die Sitze drückt. Dabei bleibt die Handlung stets glaubhaft und nachvollziehbar und die Protagonisten handeln im Rahmen ihrer Möglichkeiten klug und umsichtig. Was ihre Gegner nur umso gruseliger macht. Und natürlich spielt dabei der Ton – meist in der Form, dass er fehlt – eine wichtige Rolle. Dementsprechend gut ist die Tonspur des Films, die das Geschehen auf der Leinwand brillant begleitet. Und das Design der Kreaturen ist ebenfalls großartig.

Mit A Quiet Place gelingt John Krasinski zwar kein Meisterwerk, aber ein sehr solides Stück Horrorkino, das statt auf Blut und Gedärm auf Spannung und Atmosphäre setzt. Und so sein Publikum immer wieder in seinen düsteren Plot mitnimmt. Ganz klar einer der guten Horrorfilme der vergangenen Jahre!

Fazit:

Richtig spannend und dabei innerhalb der Story stets glaubhaft und nachvollziehbar, damit punktet A Quiet Place bei seinem Publikum. Und ist in den USA bereits zurecht ein Hit. Die besondere Konstellation der Familie, die höchst unorthodox gegen eine äußere Bedrohung kämpft, sorgt hier für eine schnelle emotionale Bindung. Und schafft so einen sehr guten Vertreter der momentan aufkommenden Horrorwelle. Aber tun Sie sich und anderen einen Gefallen und verzichten sie auf „laute“ Lebensmittel, wenn Sie ins Kino gehen!

A Quiet Place startet am 12. April 2018 in den deutschen Kinos.

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