Beach Bum

Filmkritik: Beach Bum

Wenn es in einem US-Film um Sex und Drogen geht, kann man eigentlich sicher sein, dass eine entsprechende Freigabe (das R-Rating) folgt. Das ist auch bei „Beach Bum“ so, dem neuen Film von „Kids“-Regisseur und Autor Harmony Corine. Sechs Jahre nach seinem letzten Film „Spring Breakers“ lässt er nun Matthew McConaughey als permanent bedröhnten Poeten durch den Süden Floridas torkeln. Und so ganz nebenbei ein paar subversive Botschaften verbreiten. Für wen lohnt sich der Film?

Ob es daran liegt, dass Matthew McConaughey zu Beginn seiner Karriere eher als Schönling galt denn als richtiger Schauspieler? Zumindest sucht er sich seit Jahren Rollen aus, die weitab vom Mainstream-Kino liegen. Und dem 49-jährigen die Gelegenheit geben, besonders schräge Figuren zum Leben zu erwecken. Da bildet auch Moondog, die Hauptfigur aus Beach Bum, keine Ausnahme. Ob es Spaß macht, den Lebenskünstler bei seinem nicht immer lustigen Stationen seines Lebens zu begleiten, erfahren Sie hier.

Beach Bum
Moondog gilt als genialer Dichter und Poet. Doch statt zu schreiben, verbringt er seine Tage meist im Rausch.

Beach Bum: Die Handlung

Moondog (Matthew McConaughey) ist ein begnadeter Poet, dessen Gedichte vielen Lesern aus der Seele sprechen. Er ist aber auch ein extrem fauler Sack, der seine Tage am liebsten mit Drogen und Alkohol vollgepumpt in den Florida Keys vertrödelt oder sich mit diversen jungen Frauen vergnügt. Dass in Miami seine Ehefrau Minnie (Isla Fisher) wartet, stört ihn dabei wenig. Als die ihn aber bittet, wenigstens zur Hochzeitsfeier der gemeinsamen Tochter Heather (Stefania LaVie Owen) zu kommen, rafft Moondog sich auf und macht sich auf den Weg.

Doch die Feier konfrontiert ihn nicht nur mit einem unerwünschten Schwiegersohn, sondern auch mit ein paar unliebsamen Wahrheiten über seine Frau. Doch wie immer rauft sich das Paar zusammen und verbringt eine gute Zeit miteinander – bis es zu einer Tragödie kommt. Von einem Tag zum anderen muss Moondog daher sein Leben umstellen, wenn er es irgendwann wieder so führen will wie gewohnt. Für den Mittvierziger nach fast 20 Jahren in den Tag hinein leben keine ganz einfache Aufgabe. Doch er stellt sich der Aufgabe, so gut er kann …

Beach Bum: Kein Film von der Stange

Regisseur und Autor Harmony Corine war an typischen Hollywood-Stoffen noch nie interessiert. Als Autor wurde er bereits 1995 berühmt, als er in seinem Drehbuch zu „Kids“ zwölfjährige Kinder 24 Stunden lang begleitete – und mit seinem krassen Inhalt voller Sex und Drogen das Publikum schockte. Zuletzt inszenierte er sein eigenes Drehbuch zu „Spring Breakers“ (2012), in dem er damals eher disneytaugliche Jungschauspielerinnen wie Vanessa Hudgens und Selena Gomez als sexy Spaß-Junkies besetzte. Dagegen ist Beach Bum eher ein mildes Alterswerk.

Denn Moondog, der Mittelpunkt des kompletten Films, hat für Gewalt gar keine Energie. Schon immer haben Drogen in Corines Werk eine Rolle gespielt, hier stellt er sie ins Zentrum des Geschehens. Denn die Hauptfigur ist in kaum einer Szene einmal nüchtern. Doch das sieht Corine in seinem Script offenbar ähnlich entspannt wie sein Held. Denn großartig negative Folgen hat das Leben auf der durch Substanzen und Alkohol entspannten Seite hier nicht. Und Kritik an Moondogs Philosophie sucht man auch vergebens.

Beach Bum
Zur Hochzeit seiner Tochter kann Gattin Minnie Moondog nach Miami lotsen – doch seine Reise dorthin steht unter keinem guten Stern.

Beach Bum: Mehr Stimmung als Story

Ohnehin mäandert Corines Story hier ebenso dahin wie Moondog selbst, einen Spannungsbogen oder echte Schlüsselszenen gibt es in Beach Bum (dt. etwa Strand-Penner) nicht. Wie ein Korken auf dem Wasser lässt sich der Protagonist treiben, landet mal in fremden Betten und mal auf der Schnauze, lässt sich aber nie entmutigen und findet letztlich sein Ziel, ohne je danach gesucht zu haben. Ganz bewusst bürstet Corine seine Geschichte hier gegen den Strich des typischen Hollywood-Kinos – und macht sich auf kaum Mühe, sie durchgehend zu erzählen.

Immer wieder streut er Zeitsprünge ein, die zu Beginn gar nicht so einfach zu identifizieren sind und fordert dadurch die Aufmerksamkeit des Publikums. Und immer wieder wirkt sein Film wie ein Sammelsurium lustiger Szenen, aber kaum wie ein stringent erzählter Film. Dass passt allerdings hervorragend zu seinem Helden, den McConaughey großartig verkörpert. Das breite Dauergrinsen und die stetig hingenuschelten Weisheiten Moondogs scheinen McConaughey von Corine auf den für die Rolle etwas zu durchtrainierten Leib geschrieben worden zu sein.

Und so ist Beach Bum vor allem ein Film, an dem die Geister sich scheiden werden. Die einen dürften ihn als extrem coolen Drogenfilm feiern, der deutlich zeigt, wie viel Spaß es machen kann, die Realität dauerhaft auszublenden. Die anderen werden vermutlich eine zu lange Laufzeit (95 Minuten, die sich deutlich länger anfühlen) angesichts einer eher dürftigen Handlung beklagen. Je nach Sichtweise sind beide Standpunkte nachvollziehbar. Lediglich an McConaugheys Leistung gibt es nichts zu deuteln, die ist großartig und jederzeit unterhaltsam.

Fazit:

Die Qualität eines Films ist immer auch Geschmackssache, allerdings selten so deutlich wie bei Beach Bum. Während Matthew McConaugheys des Drogen-Poeten Moondog unstrittig gelungen ist, wirkt der Film oft ziellos und ergeht sich in den immer gleichen Drogen-Exzessen, die weder sonderlich brillant inszeniert, noch geschrieben sind. Für die Konsequenz, seinen Film komplett aus der Sicht eines permanent zugedröhnten Charakters zu erzählen, gebührt Regisseur und Autor Harmony Corine Respekt. Mögen muss man das Ergebnis nicht – aber man kann.

Beach Bum startet am 28. März 2019 in den deutschen Kinos.

Beach Bum
Nach einer Tragödie muss Moondog sein Leben komplett umkrempeln – kann ihm da ausgerechnet Drogenkumpel Lingerie helfen?