Ant-Man

Filmkritik: Ant-Man and the Wasp

Mit „Ant-Man and the Wasp“ bringt Marvel bereits den letzten Film 2018 in die Kinos. Danach ist Pause, bis im Februar 2019 „Captain Marvel“ erstmals in Erscheinung tritt. Der erste Teil mit Marvels schrägstem Superhelden war ein Überraschungserfolg, kann die Fortsetzung daran anknüpfen?

Selten war die Qualitätsfrage so dominant wie im Fall des ersten Ant-Man. Nach langen Jahren der Zusammenarbeit hatte Edgar Wright („Baby Driver“), Drehbuchautor und designierter Regisseur, das Projekt wegen kreativer Differenzen verlassen. Da Wright aber einen ganz speziellen Humor und eigenen Stil hat hat, fürchteten die Fans, dass Nachfolger Peyton Reed den Film in den Sand setzen könnte. Das Gegenteil war der Fall, Ant-Man bekam von Fans und Kritikern viel Lob und avancierte zum Hit. Kann Teil zwei das auch?

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Seiner Tochter Cassie zuliebe hat Scott den jahrelangen Hausarrest als Strafe akzeptiert.

Ant-Man and the Wasp: Die Handlung

Nach den Ereignissen von „Civil War“ muss Scott Lang (Paul Rudd) seine Karriere als Ant-Man an den Nagel hängen und mit Fußfessel gesichert zwei Jahre lang in den eigenen vier Wände bleiben. Doch wenige Tage vor Ende seiner Inhaftierung träumt er intensiv von Hopes Mutter Janet van Dyne (Michelle Pfeiffer) und unterrichtet Hope (Evangeline Lilly) und Hank Pym (Michael Douglas) darüber. Die beiden versuchen schon seit längerer Zeit, einen Weg ins subatomare Quantum-Realm zu finden, weil sie glauben, dass Janet noch immer am Leben sein könnte.

Und so muss Scott wohl oder übel sein Haus verlassen und seinen Freunden bei ihren Rettungsplänen helfen. Dabei trifft er nicht nur auf den Gangster Sonny (Walton Goggins), der hinter Pyms tragbarem Labor her ist, sondern auch auf die geheimnisvolle Ghost (Hannah John-Kamen), die offensichtlich ganz ähnliche Fähigkeiten besitzt wie der Avenger Vision – sie kann ihre Dichte verändern. Auch sie scheint hinter Pyms Labor her zu sein. Und so beginnt eine wilde Jagd um Janets Leben und den Schlüssel dazu …

Ant-Man and the Wasp: Purer Spaß …

Die gute Nachricht für alle Marvel-Fans, denen „Infinity War“ einfach zu düster war: Der zweite Ant-Man ist fast noch witziger als Teil eins. Paul Rudd ist ohnehin ein geborener Komödiant und sein Gespür für das richtige Timing einer Pointe ist perfekt. Und das kann er auch im zweiten Teil um den mal winzigen, mal riesigen Helden voll ausleben. Dass er mit Evangeline Lilly diesmal eine zweite Heldin an die Seite gestellt bekommt, die weite Teile der Action übernimmt, gibt ihm mehr Zeit für die lustige Seite von Ant-Man.

Regisseur Peyton Reed, der nach dem Abgang von Edgar Wright bereits Teil eins inszenierte, kennt die Stärken seines Ensembles und setzt erneut auch die Nebenfiguren wie Michael Pena, Judy Greer oder Bobby Cannavale gut in Szene. Und Michael Douglas geht so sehr in seiner Rolle als „Grumpy Old Man“ mit Superhelden-Vergangenheit auf, dass er unlängst sogar den Wunsch äußerte, baldmöglichst in einem Prequel als junger Hank Pym zu spielen. Die Technik zur optischen Verjüngung ist mittlerweile perfekt, wie Ant-Man and the Wasp eindrucksvoll beweist.

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Aber als Wasp und Hank Pym ihn bei der Rettung von Janet van Dyne um Hilfe bitten, zögert Scott keine Sekunde.

Ant-Man and the Wasp: …mit wenig Handlung

Das alles kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Drehbuch, immerhin von nicht weniger als fünf Schreibern zusammengezimmert, darunter Rudd selbst, papierdünn ist. In weiten Teilen des Films ist es nur ein wilde Verfolgungsjagd in wahlweise winzigen Autos, bei der drei Parteien den selben Gegenstand jagen. Dabei bleibt nicht nur Schurkin Ghost blass, sondern auch Nebenfiguren wie der von Lawrence Fishburne verkörperte Bill Foster. Auch Goggins spielt lediglich eine lustige Parodie eines Mafiosi.

Und doch stört der dünne Plot nur wenig, weil Reed die Geschehnisse derart flott und witzig inszeniert, dass der Film keinerlei Leerlauf hat und permanent Spaß macht. Ob das eine Fehlfunktion in Scotts Anzug ist oder Wasps Küchenkampf gegen eine ganze Horde Gangster – das Tempo bleibt hoch, die Story jederzeit nachvollziehbar und der Humor passt im Gegensatz zu „Thor: Tag der Entscheidung“ immer zum Geschehen. Nach dem dunklen Infinity War zeigt Marvel mit Ant-Man and the Wasp eindrucksvoll, wie unterschiedlich das Superhelden-Genre sein kann. Und das ihnen offenbar noch lange nicht die Ideen ausgehen.  

Unterm Strich ist der zweite Teil zwar etwas schwächer als der großartige erste Film, aber immer noch sehr unterhaltsam. Gut getrickst, gut gespielt und mit viel Spaß erzählt der Film seine dünne Story und kehrt erst in der ersten Post-Credit-Szene wieder zum aktuellen Geschehen im Marvel-Universum zurück. Die zweite Post-Credit-Szene ganz am Ende kann man sich hingegen schenken.

Fazit:

Ziemlich sinnlos, aber sehr lustig: Ant-Man and the Wasp ist purer Spaß mit wenig Handlung, die vor Avengers: Infinity War angesiedelt ist. Paul Rudd ist der unumstrittene Star, während Evangeline als neue Action-Ikone glänzen darf. Der eigentlich unglaubwürdigste Superheld des „Marvel Cinemtic Universe“ macht aus dieser vermeintlichen Schwäche eine Stärke. Und schlägt absurd-komische Haken, die noch immer ein wenig an den ganz eigenen Humor eines Edgar Wright erinnern.

Ant-Man and the Wasp startet am 26. Juli 2018 in den deutschen Kinos.

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Doch die geheimnisvolle Ghost will die Technik, die Janet retten könnte, für sich.