Baby Driver

Filmkritik: Baby Driver

Er sieht aus wie ein Engel, aber er fährt wie der Teufel: Ansel Elgort zeigt als „Baby Driver“, wie gut man einen Fluchtwagen lenkt, wenn man die richtige Musik auf dem Ohr hat. Regisseur und Drehbuchautor Edgar Wright legt nach seiner „Cornetto“-Trilogie mit Simon Pegg nach und bringt einen der coolsten Filme des Jahres in die Kinos.

Der britische Regisseur Edgar Wright hat bereits ein paar sehr kultige Filme gedreht. Das liegt sicher auch daran, dass er eine sehr klare Vorstellung vom fertigen Film hat und sich von Studiobossen nicht gern hineinreden lässt. Das brachte ihm nach mehreren Jahren Arbeit am Projekt beispielsweise den Rausschmiss bei „Ant-Man“ ein – Wright wollte sich den Disney-Vorgaben für einen Marvelfilm schlicht nicht fügen. Warum es aber eine gute Idee sein kann, einen guten Autor und Regisseur einfach mal machen zu lassen, zeigt Baby Driver.

Baby Driver
Der ruppige Bats (Jamie Foxx) geht Baby Driver mächtig auf die Nerven – und nicht nur ihm.

Baby Driver: Die Handlung

Der junge Mann, denn alle nur Baby nennen (Ansel Elgort), hat nicht nur eine bewegte Vergangenheit, sondern auch ein ganz außergewöhnliches Talent, wenn es ums Autofahren geht. Das macht sich der brillante Gangster Doc (Kevin Spacey) zunutze, bei dem Baby in der Kreide steht. Nachdem er perfekte Raubüberfälle ausgeklügelt hat, sucht er sich ein paar Männer fürs Grobe (unter anderem Jon Hamm, Jamoe Foxx und Jon Bernthal) und lässt die Flüchtigen vom Baby Driver in Sicherheit fahren.

Doch Baby ist eigentlich kein schlechter Kerl und hat, nachdem er sich in die süße Kellnerin Debora (Lily James) verliebt hat, auch gänzlich andere Pläne mit seiner Zukunft. Die knallharten Verbrecher, allen voran der psychopathische Schwarze Bats (Foxx) trauen dem schweigsamen Musikjunkie aber nicht über den Weg. Und das hat für alle Beteiligten überaus unangenehme Folgen.

In Film gegossene Coolness

Es gibt vielleicht bessere Filme, die dieses Jahr in die Kinos kommen. Aber sicherlich keinen, der derart musikalisch ist. Oder derart cool. Wright inszeniert seinen knapp zweistündigen Trip in die Musik der 70er Jahre im wahrsten Sinn des Wortes auf den Takt der Story. Da Baby fast immer Musik auf den Ohren hat, die der Zuschauer mithört, geschieht fast alles auf der Leinwand im Rhythmus der Musik. Gas und Bremse, Gespräche, Drifts, ja sogar Schießereien schneidet und dreht Wright auf diese Takte und schafft damit etwas, dass so noch nie im Kino zu sehen war. Allein dafür muss sich jeder echte Cineast diesen Film ansehen.

Dass der Film trotz seiner Coolness auch emotional packt, liegt in erster Linie an Wrights gutem Gespür für Schauspieler – Baby Driver ist unglaublich gut gecastet. Allen voran Ansel Elgort, der sich in den vergangenen Jahren zum angehenden Star spielte, ist schlicht perfekt als Baby Driver. Seine ruhige Klugheit und tiefe Emotion passen genau. Kevin Spacey ist als undurchsichtiger Gangster ebenfalls gewohnt gut. Auch Bernthal und Foxx geben ihre durchgeknallten Aggro-Räuber mit genau dosierter Menge Übertreibung, um den Zuschauer ständig darüber im Unklaren zu lassen, wie ernst Wright seine Story nun eigentlich meint. Vielleicht die größte Überraschung ist aber Jon Hamm, der gegen seine sonstigen Rollen diesmal als knallharter Verbrecher besetzt ist und mit sichtlicher Freude gegen sein Intellektuellen-Image anspielt.

Baby Driver
Für Debora (Lily James) will Baby seine Karriere als Fluchtfahrer endgültig an den Nagel hängen. Doch das ist leichter gesagt als getan.

Baby Driver: Ein Action-Highlight

Dazu kommt, dass es in Baby Driver zwar um vieles mehr geht, als nur cool mit der Karre abstruse Stunts vorzuführen, wie in der „Fast and Furious„-Reihe, sich die Stunts und rasanten Bilder aber nicht hinter dem Bleifuß-Klassenprimus verstecken müssen. Sicher ist Baby Driver eine ganze Ecke erdiger als die inzwischen arg abgefahrenen F&F-Stunts, aber Wright inszeniert seine Verfolgungsjagden ebenfalls so intensiv, dass man kaum zum Atmen kommt. Und setzt die Musik derart cool als Stilmittel ein, dass man mitgroovt, wenn sich der Wagen in die Kurve legt.

Dass die Story keine Bäume ausreißt – geschenkt. Denn sie ist immer noch mit genug Twists und großen Momentan versehen, um durchgehend gut zu unterhalten. Und eine möglichst vertrckte Geschichte zu erzählen, war offenkundig ohnehin nicht der Plan. Stattdessen beweist Wright, dass man einen sehr guten Film abliefern kann, wenn man sich einfach überlegt, in welche Handlung all Lieblingssongs passen. Etwas anderes scheint Wright gar nicht getan zu haben, denn Baby Driver weist eine Leichtigkeit auf, als habe er keinerlei Arbeit gemacht. Wright hat bisher immer Filme gemacht, die auf die eine oder andere Art aus dem Rahmen fielen – und Baby Driver bildet da keine Ausnahme.

Fazit:

Einfach nur cool! Wright baut den heimlichen Hauptdarsteller – den Soundtrack – derart genial in seine Bilder ein, dass man ihn sogar mag, wenn man viele der Songs eigentlich gar nicht so gut findet. Und Ballerorgien auf den Takt der Musik zu drehen, dass muss dem Briten ohnehin erstmal einer nachmachen. Ein rasantes, blutiges Feelgood-Movie mit ebenso unrealistischen wie glaubhaften Figuren, wundervollen Vibes und hohem Kultpotenzial. Edgar Wright at its Best! Wer gern ein wenig abseits des Mainstream unterwegs ist, kommt an Baby Driver nicht vorbei.

Baby Driver startet am 27. Juli in den deutschen Kinos.

Doch lieber Weltkrieg? „Dunkirk“ startet ebenfalls 27. Juli.

Oder Lust auf Horror? „Wish Upon“ läuft auch ab dem 27. Juli in Deutschland.

Baby Driver
Denn Mastermind Doc (Kevin Spacey) denkt gar nicht daran, Baby aus seinen Diensten zu entlassen.