Jamie Foxx scheint an der Zusammenarbeit mit Netflix seine Freude gefunden zu haben. Zwei Jahre nach dem Superhelden-Actioner „Project Power“ hat der Oscar-Preisträger erneut die Hauptrolle in einem Film des Streamingdienstes übernommen. Ging es beim ersten Mal um Superkräfte, so ist Foxx diesmal auf der Jagd nach Blutsaugern. Mit Dave Franco, Peter Stormare und Snoop Dogg gesellten sich neben Foxx noch weitere bekannte Gesichter zur blutigen Horror-Comedy dazu. Kann „Day Shift“ Horror- und Comedyfans gemeinsam vor dem Bildschirm vereinen? Oder bleiben beide Gruppen nach Verzehr weiterhin hungrig? Das klärt die Kritik.
Die Handlung
Bud Jablonski (Jamie Foxx) wirkt wie ein ganz normaler Pool-Reiniger in Los Angeles. Doch die Ausrüstung ist nur Fassade. Tatsächlich jagt der Vater einer kleinen Tochter tagsüber Vampire und verkauft deren Fangzähne an Händler, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten und seine Familie zu unterstützen. Denn sein gefährlicher Job und sein ständigen Lügen darüber haben seine Ehe ruiniert. Als Bud ein Nest mit einer auffällig alten Vampirin aushebt, denkt er sich zunächst nichts dabei. Was er nicht weiß: Die Tote war eine Verwandet der hiesigen Vampirchefin Audrey (Karla Souza), die nun hinter dem Vampirjäger her ist. Der ist allerdings mehr an Geld interessiert, denn seine Frau droht, die Stadt zu verlassen und zu Verwandten zu ziehen, wenn Bud nicht innerhalb einer Woche Schulgeld und Kosten für eine Zahnspange bezahlt.
Deshalb bittet er seinen alten Freund Big John (Snoop Dogg), sich für für Bud bei der Vampirjäger-Gewerkschaft einzusetzen. Dort war er rausgeworfen worden, weil er sich zu oft über die bestehenden Regeln der Vampirjagd hinweggesetzt hatte. Obwohl ihn der Leiter des Büros in L.A. nicht ausstehen kann, lässt er Bud Big John zuliebe auf Probe wieder zu. Allerdings stellt er ihm den Bürohengst und Paragraphenreiter Seth (Dave Franco) zur Seite, der Buds Aktivitäten protokollieren und einen Grund finden soll, ihn erneut zu feuern. Als Audrey sich schließlich dem Ziel ihrer Rache nähert, sind nicht nur Bud und seine Familie in Gefahr, auch Seth droht zum Opfer der Fehde zwischen Jäger und Beute zu werden …
Action-Fachleute am Werk
Wenn man sich ansieht, wer hinter Day Shift steckt, dann weiß man schon recht gut, was man bekommt. Regisseur J.J. Perry war bislang Second Unit Director und Stunt-Koordinator. Einer der Produzenten ist Chad Stahelski, der mit David Leitch zusammen das Action-Genre seit „John Wick“ gründlich auf den Kopf stellte. Weil dann auch noch Hau-Drauf-Ikone Scott Adkins eine Nebenrolle spielt, bleiben wenig Zweifel. Bei Day Shift geht es weniger um Horror als um satte Action. Neben dem meist reichlich albernen Humor sind die stark choreographierten Kampfszenen das Rückgrat des Films, wer auch nur ein wenig Gruselatmosphäre erwartet, sollte zu einem anderen Film greifen.
Dieser Rat gilt auch für alle Zuschauer, die so etwas ähnliches wie eine vernünftige Story erwarten. Denn Drehbuch-Neuling Tyler Tice hat mit Unterstützung von „Army of the Dead“ und „Army of Thieves„-Schreiber Shay Hatten einen Plot zu Papier gebracht, der eigentlich nur als eine Art lockere Verbindung zwischen zwei Action-Sets dient. Dementsprechend wenig nachvollziehbare oder in sich logische Handlung wird dem Zuschauer hier präsentiert. Offensichtlich haben die Macher aber auch darauf gesetzt, dass diese Tatsache niemanden stört, weil das Publikum hier andere Dinge sehen will als eine stimmige Geschichte.
Cool wie Hundeschnauze: Snoop Dog
Die Besetzung für dieses Ansinnen passt. Jamie Foxx spielt die körperbetonte Rolle mit trockenen Sprüchen und großem Coolness-Faktor gewohnt souverän. Dave Franco erledigt den undankbaren Part des Trottels mit der ihm eigenen Lässigkeit und mit Snoop Dogg haben die Macher ohnehin einen der coolsten Gestalten der US-Kulturszene verpflichtet, der ebenfalls gut zu seiner Rolle als Badass-Vampirkiller passt. Oliver Masucci ist als Handlanger der Vampirchefin hingegen ebenso verschenkt wie Karla Souza als Oberschurkin – beide bekommen außer Zähnefletschen und grimmig aus der Wäsche gucken eigentlich nichts zu tun.
Der typische Buddy-Humor zwischen Franco und Foxx läuft in den üblichen Bahnen ab, wer so etwas prinzipiell lustig findet, wird wohl hier etwas zum Lachen finden. Humoristische Highlights setzt eigentlich nur Snoop Dog, der stets den Eindruck erweckt, er wäre sogar zum Sprechen zu cool und recht einsilbig etwas in die Kamera murmelt. Wer auf Gags hofft, die auch nur entfernt mit dem Thema das Films zu tun haben, wartet indes vergeblich. Und da Horror hier weder gruselig noch lustig stattfindet, ist das Etikett Horror-Komödie hier auch weitgehend fehl am Platz. Es gibt Vampire – aber das war es dann auch. So werden andere Momente des Films zum Highlight.
Etwa das Ausräumen eine großen Vampirnestes von Foxx und Adkins. Hier spielt Perry seine Erfahrung und sein Können im Stuntbereich aus und präsentiert einige sehenswerte Prügeleien und Schusswechsel, die Actionfans wirklich Spaß machen. Und natürlich kräftig an John Wick erinnern. Mehr Ansprüche an Day Shift sollten Zuschauer allerdings besser nicht haben, um nicht enttäuscht zu werden.
Fazit:
Day Shift passt leider ins typische Bild von Netflix-Filmen. Ein Hauch von Handlung, die die einzelnen Actionszenen miteinander verbindet. Und die sich ansonsten wenig um ihre selbst aufgebaute Mythologie schert. Wer den typischen Buddy-Humor mag, muss hier vielleicht auch ein paar Mal schmunzeln. Horror gibt es nicht, auch wenn Netflix den Film als Horror-Komödie anpreist. Dafür immerhin ein paar ganz gelungene Actionszenen. Wem das für zwei Stunden Laufzeit reicht, der ist mit dem Film wohl gut bedient. Denn hier kann man getrost auch ein paar Minuten verpassen, ohne den Faden zu verlieren. Allerdings hat man möglicherweise auch den Anfang des Films wegen Belanglosigkeit schon wieder vergessen, wenn der Abspann läuft. Leider nur Stangenware von Netflix.
Day Shift startet am 12. August 2022 bei Netflix.
