Im vergangenen Jahr war „How To Sell Drugs Online (Fast)“ eine kleine Sensation bei Netflix, denn die sechsteilige deutsche Serie, die von wahren Begebenheiten inspiriert ist, wurde zum weltweiten Hit für den Streaming-Dienst. Dementsprechend schnell verlängerte netflix die Serie um eine zweite Staffel – und nun ist How To Sell 2 fertig. Konnten die Macher das hohe Niveau der ersten Staffel halten und für Bjarne Mädel, den lustigsten Nebencharakter der ersten Folgen, einen würdigen Ersatz finden? Das verrät die Kritik.
Die Kritik zu Staffel 1 gibt es hier.
Kurz, schräg und extrem unterhaltsam – so lässt sich die erste Staffel der Serie gut zusammenfassen. Die Story von ein paar Oberschülern, die mehr aus Versehen den größten Online-Drogenhandel Europas aufziehen, wurde von einem Autoren-Trio entwickelt und von zwei Regisseuren umgesetzt. Und diese Teams sind auch für die zweite Staffel so geblieben, wie sie waren. Eigentlich eine gute Voraussetzung für eine gelungene Fortsetzung – oder nicht?
How To Sell Drugs Staffel 2: Die Handlung
Moritz (Maximilian Mundt), Lenny (Danilo Kamperidis) und Dan (Damian Hardung) haben ihre erste Million mit dem Versand von Ecstasy verdient – und wollen eigentlich nur noch raus aus dem Drogenhandel. Denn Moritz ist wieder mit Lisa (Lena Klenke) zusammen und hat somit sein Ziel erreicht. Lenny möchte seine letzten Jahre nicht im Knast verbringen und Dan kann sich auch Schöneres vorstellen, als irgendwann erwischt zu werden. Also fährt Moritz nach Rotterdam, um seinen niederländischen Geschäftspartnern das Ende von Mydrugs zu verkünden.
Doch im entscheidenden Moment versagen ihm die Nerven und so erfindet er ein neues Lügenkonstrukt, um seine Freunde bei der Stange und seine Freundin bei Laune zu halten. Doch bei aller Genialität, die Moritz manchmal an den Tag legt, so hat er doch von manchen Dingen auch gar keine Ahnung. Und so schlittert das Trio erneut in Probleme, an denen Lennys neue Freundin Kira (Lena Urzendowsky, „Dark“) nicht ganz unschuldig ist. Doch auch die Familie des toten Buba stellt Moritz vor ungeahnte Schwierigkeiten. Kann das gut ausgehen?
How To Sell Drugs Staffel 2: Drama statt Lacher
Nein, wird es vermutlich nicht. Auch wenn noch nicht feststeht, ob nach Staffel 2 Schluss ist, kann das Ende der Staffel gut auch als Ende der Serie funktionieren. Und ein Ende wäre angesichts des steilen Absturzes innerhalb der Staffel auch gar nicht schlimm. Denn wo die ersten drei Folgen noch den trockenen, manchmal auch rabenschwarzen Humor der ersten Staffel aufweisen, wird How To Sell 2 zum Ende hin immer düsterer und ernster. Tatsächlich ändert sich der Ton der Serie derart deutlich, das man sich als Zuschauer zwischenzeitlich gar in einer anderen Serie wähnt.
Wer also die erste Staffel mochte, weil sie trotz des mitunter düsteren Themas durchgehend auch einen großartigen Humor zeigte,dürfte von den neuen Episoden enttäuscht sein. Denn den Machern ist das Gespür für geschmackssichere Pointen bei heiklen Themen schlicht verloren gegangen. So holen sie beispielsweise aus der Familie des Dealers Buba trotz der Mitwirkung von Maren Kroymann als Mutter keinen einzigen guten Gag heraus. Kein Satz sitzt an der richtigen Stelle, um lustig zu sein, keine Szene wirkt überzeugend oder komisch.
How To Sell Drugs 2: Gut gespielt, aber nicht mehr lustig
Und das liegt eindeutig nicht an den Schauspielern. Die machen einen ebenso guten Job wie in der ersten Staffel. Das gilt für das Herrentrio Mundt, Kamperidis und Hardung genauso wie für Lena Klenke, das neue Energiebündel Lena Urzendowsky und zahlreiche Nebenfiguren wie Moritz‘ Vater und Schwester. Aber ein Schauspieler kann neben nur das spielen, was der Autor ihm schreibt. Und das ist mit der Qualität der tollen ersten Staffel nicht mehr zu vergleichen. Ab Folge drei wirkt das Geschehen bleiern und wenig nachvollziehbar.
Eine der Stärken von Staffel 1 war, dass sich die Autoren wenig um Moral gekümmert haben und ohne erhobenen Zeigefinger schön politisch inkorrekte Scherze rissen. In How To Sell Drugs Staffel 2 hingegen schien jemand hinter den Autoren gestanden zu haben, der immer wieder klar machte, dass sich Drogenhandel nicht lohnt und das er böse ist. Und auch die Regie, die zu Beginn noch vor Ideen übersprühte, scheint für eine zweite Staffel kaum Pulver zurückbehalten zu haben, denn viel Innovatives bietet die Fortsetzung nicht mehr an.
Fazit:
Mit How to Sell Drugs Staffel 2 präsentiert sich das letztjährige Vorzeige-Produkt aus deutscher Fertigung in seiner Neuauflage als laues Lüftchen, dass die selbst aufgehängte Latte kein zweites Mal überspringen kann. Sind die beiden ersten Folgen noch auf dem Niveau vom vergangenen Jahr, so wird es danach zunehmend düster und zum Teil derart zynisch, dass der angenehme Geist aus Schülerstreich, unverschämtem Glück und einer genutzten Gelegenheit hier völlig verschwindet. Statt Spaß zu verbreiten, ist das nur unangenehm. Schade drum.
How To Sell Drugs Online Fast Staffel 2 startet am 21. Juli 2020 bei Netflix.