Yummy

Filmkritik: Yummy

Alle Jahre wieder traut sich eine Filmemacher, meist mit wenig Budget und viel Enthusiasmus, an einen derben Horrorfilm. Dieses Mal ist es der Belgier Lars Damoiseaux, der neben der Regie seines Films „Yummy“ auch gleich noch am Drehbuch mitarbeitete. Premiere in Deutschland feierte das Werk bereits auf den „Fantasy Filmfest Nights“, die im Juli in einigen deutschen Städten zu sehen waren. Ist der derbe Zombiesplatter der Partyfilm für Hartgesottene, den der Trailer verspricht? Das klärt die Kritik.

Seit Peter Jackson 1992 mit „Braindead“ die Urmutter aller Fun-Splatterfilme drehte, ist das Sub-Genre aus dem Horrormarkt nicht mehr wegzudenken. Denn wie der Meister es vormachte, reicht oft die Liebe zum Detail aus, um trotz begrenzter Mittel einen grandiosen Kassenknüller hinzulegen, der unter anderem in Deutschland ein schweres Leben und oft mit dem Jugendschutz zu kämpfen hatte. Dieses Schicksal dürfte Yummy trotz einiger deftiger Einlagen aber wohl nicht drohen. Hat der belgische Splatter die Lacher auf seiner Seite?

Yummy
Da war die Welt noch in Ordnung: Silvia, Michael und Alison erreichen die Klinik.

Yummy: Die Handlung

Alison (Maaike Neuville) leidet sehr unter ihrer großen Oberweite und möchte sich ihren Busen in einer osteuropäischen Schönheitsklinik verkleinern lassen. Mit Freund Michael (Bart Hollanders) und Mutter Silvia (Annick Christiaens) reist sie dorthin, weil die OP-Kosten so niedrig sind. Doch Michael kommt die Klinik schon bald nicht so recht geheuer vor, zu viele seltsame Dinge gehen im Krankenhaus vor sich. Als er im Keller dann noch eine angeschnallte junge Frau findet, die scheinbar an einer Gesichtsmaske erstickt, will er sofort helfen.

Doch das vermeintliche Opfer entpuppt sich als höchst gefährliche Gerettete, der Michael nur mit Mühe entkommen kann. Ohne es zu wissen, hat er damit die Büchse der Pandora geöffnet. Schon bald wimmelt die Klinik vor fleischfressenden Untoten, die jeden infizieren, den sie beißen. Michael will fliehen, doch weil Silvia ihre OPs bereits hinter sich hat und irgendwo im dem großen Komplex gerade aufwachen müsste, weigert sich Alison zu gehen und begibt sich auf die Suche. Das erweist sich als keine sonderlich gute Idee …

Yummy: Doof, aber lustig

Titten. Blut. Viel Blut. Kotze. Peniswitze. Titten. Gedärme. So in etwa liest sich die grobe Handlung von Yummy, wenn man dem Film böse gesonnen ist. Allerdings darf man Regisseur Damoiseaux durchaus unterstellen, dass er das nicht aus Einfallslosigkeit, sondern mit voller Absicht so gemacht hat. Ein Film gegen den guten Geschmack also. Und das gelingt ihm auch recht gut. Haufenweise Stereotypen wie der ungeschickte Brillenträger, der lüsterne alte Sack und der irre Arzt geben sich hier die Klinke in die Hand. 

Auch sonst folgt die Handlung wie an einer unsichtbaren Leine den gängigen Klischees des Genres, ohne allerdings ständig auf die Großen der Zunft zu verweisen, wie das sonst häufig geschieht. Verbeugungen vor Romero oder Jackson sucht man hier vergeblich, das ist aber gar nicht schlimm. Denn die meisten Fans de Sub-Genres interessieren sich ohnehin mehr für andere Dinge. Sind die Effekte handgemacht und gut? Gibt es reichlich fiese Tode? Und passt der Humor zu Story und Gewaltgrad? Und hier gibt es jedesmal ein klares Ja.

Yummy
Als Michael im Keller diese eher herbe Schönheit entdeckt, dämmert ihm, dass hier etwas faul ist.

Yummy: Spaß für Fans – und nur für die

In betont albernen Szenen lässt Damoiseaux seine Überlebenden durch das Krankenhaus irren und eine schräge Situation nach der anderen erleben. Ob ein tiefgefrorener Penis oder eine äußerst rabiate Arm-Amputation – dem Regisseur ist kein Gag zu peinlich, solange dabei ordentlich das Kunstblut spritzt. Dass er dabei durch den Ort der Handlung auch den einen oder anderen harmlosen Seitenhieb auf Schönheitswahn anbringt – geschenkt. Denn darum geht es hier letztlich nicht. Stattdessen ist Damoiseaux nur auf eines aus – Spaß verbreiten.

Das Fantasy Filmfest war für solche Filme immer eine gute Messlatte. Denn dort wurden schon immer Filme wie „Freddy vs Jason“ und ähnliche Kaliber vor vollem Haus gnadenlos gefeiert. Diese Qualität erreicht Yummy zwar nicht, allein schon weil ihm solche Horror-Ikonen fehlen, aber den irrsinnigen und albernen Spaß, den solche Filme verbreiten wollen, hat Damoiseaux verstanden. Und in einigen Momenten auch erreicht. So gelingen ihm ein paar Szenen, die tatsächlich brüllend komisch sind. Sonst zaubert er dem Fan des Genres zumindest regelmäßig ein Grinsen ins Gesicht. Zudem ist das Ganze handwerklich stets auf gutem Niveau.

Und mehr sollte man von Yummy auch nicht erwarten. Denn natürlich sind die platten Charaktere und Gags nicht dazu angetan, länger als ein paar Sekunden nach Abspann darüber nachzudenken, was man gerade gesehen hat. Auch die deutsche Synchronisation passt sich da an. Von sehr mäßigen Sprechern bis zu saukomischen osteuropäischen Klischee-Akzenten ist hier alles vertreten. Für einen echten Kultfilm wie das große Vorbild einer ist, wird es für Yummy wohl nicht reichen. Aber für einen lustigen Abend unter Horrorfans durchaus.

Fazit:

Bei Yummy bekommt der Fan von lustigem Horror-Splatter genau das, was er sich wünscht. Klischees und Gags an der Schmerzgrenze verdichten sich zu einem meist albernen, aber immer blutigen Fun-Splatter, der genau das ist was er auch sein will. Das verschafft dem Film eine eher übersichtliche Zielgruppe, die Lars Damoiseaux‘ Film dafür umso mehr feiern wird. Und an drei oder vier gelungene Gags wird man sich nach Ende des Films auch noch erinnern können. Wem das genügt, der ist hier genau richtig.

Yummy startet am 23. Juli 2020 in den deutschen Kinos.

Yummy
Da gegen Untote mit den Waffen einer Frau nicht viel zu holen ist, greift auch die kühle Blonde lieber zur Axt.