Shazam

Filmkritik: Shazam

Nachdem die Konkurrenz Marvel die DC-Helden im Kino jahrelang abgehängt hat, scheint sich langsam eine Kehrtwende anzudeuten. War „Wonder Woman“ die erste Überraschung, konnte „Aquaman“ an den Kinokassen noch mehr überzeugen. Und „Shazam“, der als in Deutschland relativ unbekannter Superheld an den Start geht, werden auch bereits viele Vorschusslorbeeren spendiert – zu Recht? Das erfahren Sie hier.

Eigentlich hieß die Figur einmal Captain Marvel. Weil sich aber die Rechtelage änderte und der Marvel-Verlag danach einen gleich heißenden, eigenen Helden besaß, wurde DC vor Gericht der Name aberkannt – und seitdem heißt der jugendliche Billy Batson, der sich durch ein Zauberwort in einen mächtigen Helden verwandeln kann, nach genau diesem Wort – Shazam. Das klingt für Nichtkenner der Figur erst einmal schräg. Und das schien sich auch der bisherige Horror-Spezialist David F. Sandberg („Lights Out“) gedacht zu haben – und drehte eine skurrile Komödie.

Shazam
Eigentlich ist Waise Billy kein Fan seiner neuen Pflegefamilie – auch nicht von seinem neuen Bruder Freddy.

Shazam: Die Handlung

Bei einer Autofahrt gerät der junge Thad plötzlich in eine andere Welt. Dort begegnet er einem alten Zauberer (Djimon Hounsou), der nach einem Nachfolger für sich sucht. Doch Thad fällt durch die Prüfung – und sein Leben wird dadurch entscheidend verändert. Viele Jahre später ist der Waise Billy (Asher Angel) mal wieder in Schwierigkeiten. Diesmal nimmt ihn eine Familie auf, die selbst komplett aus Waisen besteht. Das Paar hat bereits etliche Kinder in Pflege und will sich nun auch um Billy kümmern. Doch der sucht noch immer seine Mutter, die ihn vor Jahren verlor.

Zwar versucht sich sein neuer Bruder Freddy (Jack Dylan Grazer) mit Billy anzufreunden, doch der hat für den gehbehinderten Knirps wenig übrig. Das ändert sich, als Billy plötzlich vor dem Zauberer steht, der aus Zeitmangel keine großen Tests mehr mit Billy macht, sondern ihm einfach so seine Kraft überträgt. Das verwandelt den 15-jährigen Schüler in das mächtige Superwesen Shazam (Zachary Levi), der diverse Kräfte der römischen Götter kontrollieren kann. Doch Billy geht alles andere als verantwortungsvoll mit seinen neuen Fähigkeiten um …

Shazam: Ein großer Spaß mit Herz

Bisher galt DC als der deutlich ernsthaftere Superhelden-Filmelieferant. Ob „Man of Steel“ oder „Batman vs Superman“, meist gab es wenig zu lachen. Das brachte dem Verlag trotz zum Teil guter Einspielergebnisse viel Kritik von den Fans ein. Und ging mit dem Hybriden „Justice League“, dessen zwei Regisseure sich einfach nicht auf einen gemeinsamen Ton einigen konnten, der Humor noch schief, so bewies spätestens Aquaman, dass auch DC-Helden witzig sein können, ohne deshalb weniger cool zu sein. Und nun hat DC sogar die Nase vorn. Warum?

Weil sie sich trauen, mit Shazam eine reinrassige Komödie in die Kinos zu bringen, die in Sachen Humor und Selbstironie sogar noch die „Guardians of the Galaxy“ und „Thor: Tag der Entscheidung“ hinter sich lässt. Trotz vieler Actionsequenzen und dem unvermeidlichen Superhelden-Showdown wollen Henry Gayden (Drehbuch) und David F. Sandberg (Regie) die Zuschauer vor allem zum Lachen bringen und ihnen ein wenig das Herz wärmen. Beides gelingt Shazam ganz wunderbar und er erweitert damit das Spektrum dessen, was mit Superhelden machbar ist.

Shazam
Doch dann erhält er nicht nur Superkräfte, sondern bekommt es auch gleich mit einem waschechten Superschurken zu tun.

Shazam: Superheld in der Pubertät

Denn das Hauptaugenmerk legt Gayden Script auf die Frage, was ein Jugendlicher wohl tun würde, wenn er plötzlich ungeahnte Kräfte hätte. Und das wurde noch nie so lustig beantwortet wie hier. Er würde beispielsweise Bier kaufen, weil er ja erwachsen aussieht. Oder in den Strip-Club gehen. Und natürlich die Leute auf der Straße mit seinen Fähigkeiten beeindrucken – ob es sinnvoll ist oder nicht. Dieser Teil der Story, wenn sich Billy als Held ausprobiert und lieber cool als gut sein ist, gehört zu den Highlights des Films – und von Comedian Levi großartig gespielt.

Doch Hayden und Sandberg machen nicht den Fehler, nun eine reine Slapstick-Nummer abzuziehen. Stattdessen verleihen sie der Komödie die nötige Tiefe mit der Storyline um Billys Mutter und den Enttäuschungen, die Billy seiner neuen Familie unabsichtlich zufügt. Und so finden sich auch hier die ur-amerikanischen Disney-Werte von Familie und Zusammenhalt – aber eben mitunter so respektlos und frisch zusammengetragen, dass Shazam keinen Moment eine bleierne Moralität bekommt. Ganz ohne Schwächen ist er dennoch nicht.

Denn gerade die klassischen Superhelden-Teile sind lediglich ganz nett, aber nicht mehr. Das fängt beim Schurken Dr. Sivana (Mark Strong) an, der weder ein halbwegs starkes Motiv für seine Taten bekommt, noch selbst sonderlich interessant ist. Und auch die Actionsequenzen zwischen Shazam und Sivana sind nicht umwerfend, weil sie einem viel zu bekannt vorkommen. Da hätten viele sicher mehr von Billys Tests seiner Superkräfte sehen wollen. Die Story findet zwar durch das Superheldenfinale zumindest einen runden Abschluss. Am meisten Spaß macht sie aber vorher.

Fazit:

Respekt, DC! Manch einer hätte die Tatsache, dass Shazam eine ganz schön alberne Entstehungsgeschichte hat, eher versteckt. Aber der Film bezieht genau daraus seine besten Szenen und macht sich über sich und andere Superhelden angemessen lustig. Dass er dabei selbst im Superhelden-Teil nur ganz akzeptabel ist, fällt gar nicht mehr so sehr ins Gewicht, zumal Shazam das auch erst im letzten Drittel der 135 Minuten wirklich thematisiert. Davor macht er einfach Spaß und erzeugt trotzdem hin und wieder sogar rührende Momente. Und das ist aller Ehren wert.

Shazam startet am 4. April 2019 in den deutschen Kinos.

Shazam
Und nun muss Billy als Superheld Shazam nicht nur sich, sondern auch seine neue Familie beschützen.