Justice League

Filmkritik: Justice League

Da ist er nun, der große Team-Film aus dem DC-Comicuniversum. Nachdem „Suicide Squad“ die Erwartungen nicht erfüllen konnte, soll es nun „Justice League“ für Warner rausreißen. Kann der Film, der nach Ende der Dreharbeiten noch den Regisseur wechselte, verloren gegangenen Kredit bei den Fans der Comics zurückerobern?

Als Zack Snyder zu Beginn des Jahres 2017 die Arbeit an Justice League einstellte, weil er nach dem Selbstmord seiner Tochter bei seiner Familie sein wollte, sprang Joss Whedon in die Bresche. Der hatte gerade bei Warner einen Deal für einen „Batgirl“-Film unterschrieben und brachte Erfahrung in Teamfilmen mit. Schließlich hat Whedon die beiden ersten „Avengers“ geschrieben und inszeniert. Bringt er den dringend nötigen Humor ins DC-Universum?

Justice League
Bekam nach ihrem Megahit vom Frühjahr viel Screentime bei der Justice League: Diana Prince alias Wonder Woman.

Justice League: Die Handlung

Superman (Henry Cavill) ist tot, er fiel im Kampf gegen Doomsday. Batman (Ben Affleck) und Wonder Woman (Gal Gadot) spüren, dass die Erde ohne ihren stärksten Helden in Gefahr ist – und versuchen, ein Team zusammenzustellen, um die Lücke zu füllen, die Superman hinterlassen hat. Während Bruce Wayne sich um die Anwerbung von Barry Allen (Ezra Miller) alias The Flash und Arthur Curry (Jason Momoa), den Aquaman, kümmert, soll Diana Kontakt zum geheimnisvollen Cyborg (Ray Fisher) aufnehmen. Denn der mächtige Steppenwolf (Ciaran Hinds) taucht nach Jahrtausenden wieder auf, um drei Mutterboxen, antike Supercomputer, einzusammeln und mit ihnen die Erde zu zerstören.

Schnell hat er die Box der Amazonen und der Atlanter beisammen und will nun die Box holen, die in Obhut der Menschheit verblieben ist. Um das zu verhindern, verfällt Batman auf eine riskante Idee, die ihnen entweder helfen oder ihre Probleme noch vergrößern könnte …

Justice League: Teile, die nicht zusammenpassen

Es ist immer ein Risiko, wenn ein Regisseur seine Vision nicht zu Ende bringt, sondern einem Kollegen sein Projekt in die Hand gibt. Auch in diesem Fall ist dem Endergebnis anzumerken, dass hier zwei Leute nacheinander am Werk waren. Denn etwa 80 Prozent des Films besteht erneut aus dem bierernsten, mit Action vollgepackten Material von Snyder. Die restlichen 20 Prozent ließ Whedon neu drehen – und die sind deutlich lustiger und weit weniger düster als der Rest. Leider passen diese beiden Stile im gesamten Film nicht zusammen und gehen zu keinem Zeitpunkt eine Verbindung ein.

Und das sorgt dafür, dass Justice League nie rund oder in sich geschlossen wirkt. Und so wird er letztlich weder den Snyder-Fans gefallen, die Werke wie „Batman vs Superman“ mochten, noch wird er Whedon-Fans ansprechen, die auf den trockenen Humor und gute Dialoge stehen. Die Schauspieler können dafür nichts, die machen ihren Job im Rahmen ihrer Möglichkeiten recht gut. Aber nicht alle bekommen genug Zeit, um überhaupt so etwas wie einen Charakter auszubilden. Ganz besonders Cyborg, von Snyder einmal als das Herz des Teams bezeichnet, bleibt aufgrund seiner geringen Screentime extrem blass. Dass er für Comicleser eigentlich gar nicht ins Team gehört, macht die Sache nicht besser.

Justice League: Die Schwächen von früher …

Dazu kommt mit Steppenwolf ein extrem langweiliger Bösewicht als Gegner, dessen Background als Diener von Superschurke Darkseid gleich komplett verschwiegen wird. Vermutlich wollte Warner – gerade im Zweifel, wie das DC-Kinouniversum denn nun aussehen soll – eine so große Baustelle nicht aufmachen. Das führt aber dazu, dass der komplett aus dem Computer generierte Steppenwolf kaum ein Motiv für seine Taten bekommt – und das macht ihn nicht spannender.

Justice League
An ihm liegt es nicht: Ben Affleck spielt den düsteren Batman erneut sehr ordentlich.

Außerdem müssen die Zuschauer erneut ein CGI-Gewitter über sich ergehen lassen, das den Showdowns der vorherigen Filme verblüffend ähnelt. Und mittlerweile wirklich und wahrhaftig langweilt. Die Helden durch zerstörte Gebäude mit Feuer, Blitzen und Explosionen laufen zu sehen, ist einfach nur noch öde. Selbst die digitale Entfernung von Henry Cavills Oberlippenbart, den er zu Nachdrehs der Justice League nicht abrasieren durfte, klappte nicht sonderlich gut. Es bleibt zu hoffen, dass Justice League der letzte DC-Film von Zack Snyder war. Und sich zukünftig etwas einfallsreichere Regisseure um die bekannten Helden kümmern dürfen.

Justice League: …mit neuen Stärken

Dass Justice League dennoch nach „Wonder Woman“ zum besten DC-Film der vergangenen Jahre wurde, liegt neben den bereits erwähnten Schauspielern vor allen an dem Grad an Lockerheit, die Joss Whedon mitbringt. Denn die Szenen, in denen er die Chemie zwischen den Helden entwickelt, sind so viel besser als der Rest, dass sie allein schon für Spaß im Kino sorgen. Endlich haben Batman und Co. dieses Augenzwinkern, dass ihnen gut zu Gesicht steht, wenn man die Herkunft der Geschichten bedenkt. Vor allem mit Flash als größtem Nerd unter den Helden kann Whedon viel anfangen und sorgt somit immer wieder für Lacher. Aber auch mit dem rumpeligen Aquaman arbeitet Whedon ein paar wirklich gelungene Momente heraus. Und selbst dem grimmigen Batman entlockt er ein paar richtig gute One-Liner.

Das alles macht Justice League noch nicht zu einem guten Film. Aber das war Wonder Woman unterm Strich auch nicht, dazu steckte zu viel Snyder im Projekt. Doch beide sind auf ihre Art zumindest unterhaltsam und haben gute Ansätze. Wenn Warner diesen neuen Kurs weiterverfolgt, kann DC vielleicht eines Tages dem langsam schwächelnden Marvel-Kinouniversum doch noch das Wasser abgraben. Justice League schafft das jedoch noch nicht.

Fazit:

Kein großer Wurf, aber auch nicht so eine Katastrophe wie Batman vs Superman: Justice League kann zumindest anständig unterhalten, auch wenn er viele Schwächen hat. Dazu ist er mit glatt zwei Stunden auch nicht überlang und hält ein halbwegs gutes Tempo. Außerdem tut der Whedon-Humor dem Projekt sehr gut. Mit viel CGI-Action und einem langweiligen Bösewicht macht er sich aber viel kaputt. Von den richtig guten Superhelden-Filmen ist Justice League noch ein Stück entfernt. Aber der hier eingeschlagene Weg ist der richtige, um vielleicht einmal einen zu machen. Mit einem anderen Regisseur und Autor darf das Team in jedem Fall gern wiederkommen.

Justice League startet am 16. November 2017 in den deutschen Kinos.

Achtung: Justice League hat zwei Post-Credit-Szenen, also sitzenbleiben!

Justice League
Jason Momoas Auftritt als Aquaman macht Lust auf den Solofilm, der im kommenden Jahr in die Kinos kommt.