Extinction

Filmkritik: Extinction

Wie bei einigen anderen Netflix-Filmen war auch „Extinction“ nicht immer als solcher geplant. Eigentlich sollte das Projekt schon im Januar 2018 über Universal in die Kinos kommen, verschwand dann aber von den offiziellen Startlisten und ist nun bei Netflix im Programm gelandet. Ob die Kinoabstinenz mit der Qualität des Films zusammenhängt oder nicht, erfahren Sie hier.

Anderswo ist eine schwarze Liste nicht unbedingt etwas Gutes, in Hollywood ist das anders. Dort bezeichnet die sogenannte „Black List“ eine Reihe von Drehbüchern und Scriptideen, die zwar noch nicht umgesetzt wurden, von vielen Studiobossen aber als sehr gut eingeschätzt werden. Und das erste Drehbuch zu Extinction landete 2013 auch auf dieser Liste, blieb jedoch dann einige Jahre unbeachtet. Zu recht?

Extinction
Schon bald müssen Peter, Alice und die Kinder um ihr Leben kämpfen.

Extinction: Die Handlung

Irgendwann in der Zukunft. Peter (Michael Pena) ist ein einfacher Arbeiter, der mit seiner Frau Alice (Lizzie Kaplan) und zwei Töchtern ein ruhiges Leben führt. Doch in letzter Zeit wacht er nachts immer häufiger von Alpträumen auf, die ihm eine blutige Invasion der Erde zeigen. Alles wirkt so realistisch, dass der Techniker seinen Sinnen bald nicht mehr traut und sogar überlegt, einen Arzt aufzusuchen. Als seine Frau eines Abends eine Party aufgrund ihrer beruflichen Erfolge gibt, zeigt sich, dass Peters Träume gar keine waren.

Denn plötzlich ist der Himmel voller Objekte, die sofort das Feuer auf die Menschen am Boden und in ihren Häusern eröffnen. Auch Peter, Alice und ein paar Freunde geraten unter Beschuss und können nur mit großer Mühe ihre Haut retten. Aber immer mehr Soldaten des unbekannten Feindes dringen in die Stadt ein und schießen auf alles, was sich bewegt. Als Peter mit einem der Invasoren kämpft, der seine Tochter bedroht, entdeckt er etwas, das ihn an seiner Wahrnehmung zweifeln lässt …

Extinction: Klassische Sci-Fi

Auch wenn es in den ersten Minuten noch gar nicht den Eindruck macht, ist Extinction doch klassische Science-Fiction. Der Beginn erinnert an „Total Recall“, bevor nach etwa 20 Minuten die Invasion einsetzt, die Fans des Genres aus Dutzenden von Filmen kennen. Um dann nach einer Stunde den eigentlichen Twist zu servieren, der ein wenig an Filme wie „Oblivion“ erinnert, ohne die gleiche Geschichte zu erzählen. Und über allem weht ein leichter Hauch des übergroßen „Blade Runner“. So richtig neu ist an Extinction tatsächlich nichts.

Dennoch ist das Drehbuch von Spencer Cohen, das von Genre-Experten Eric Heisserer („Lights Out“, „Arrival“) noch aufgemotzt wurde, so clever geschrieben, dass die weitgehend bekannten Versatzstücke sehr gut miteinander funktionieren. Und in den gut 90 Minuten des Films keinerlei Längen zulassen. Dass der Film dabei thematisch gut in die „Black Mirror“-Reihe passen würde, ist dabei eher ein Kompliment, denn ein Kritikpunkt. Allerdings besitzt Extinction bei seiner Erzählung durchaus Kinoformat.

Extinction
Dabei erweist sich Peter als viel zäherer Kämpfer, als der Techniker es sich selbst zugetraut hätte.

Extinction: Gut gespielt, gut getrickst

Denn sowohl die Bilder des Angriffs auf die völlig überraschten Menschen, als auch die Fluchtversuche der Familie, sind stark in Szene gesetzt und überzeugen mit packender Dynamik. Dazu entsteht die Welt des Films dank vieler Details und scheinbarer Kleinigkeiten wie die Marotten der älteren Tochter sehr überzeugend und glaubwürdig – für einen Sci-Fi-Film eigentlich immer ein Qualitätsmerkmal. Dazu liefern fast alle Darsteller gute Arbeit ab und erwecken die Figuren von Extinction zum Leben.

Allen voran Lizzie Kaplan („Masters of Sex“) brilliert als seltsam kühle und doch aufopfernde Mutter und Ehefrau Alice. Auch die anfangs eher nervtötenden Töchter bekommen im Lauf des Films immer stärkere Szenen und tragen einen guten Teil zu der großen Melancholie bei, die der Film in seinem Finale verströmt. Lediglich Michael Pena, der in „Ant-Man“ fast alle Lacher und Sympathien auf seiner Seite hat, wirkt als ernster Actionheld ein wenig deplatziert. Hier hätte der lange als Hauptdarsteller gehandelte James McAvoy vielleicht besser gepasst.

Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn Netflix kann bei Genre-Beiträgen im Jahr 2018 weiterhin überzeugen. Nach Filmen wie „Cargo“, „Tau“ oder Auslöschung“ ist auch Extinction wieder ein sehenswerter Film aus dem Sci-Fi-Bereich, der sowohl in Produktion wie Inhalt überzeugt und zeigt, mit welcher emotionalen Tiefe sich Zukunftsthemen erzählen lassen.

Fazit:

Obwohl so eine  Geschichte wie in Extinction nicht zum ersten Mal erzählt wird, besitzt der Film genug Eigenständigkeit, Look und gute Schauspieler, um den Zuschauer ins Geschehen zu ziehen. Um ihn dann durchaus schwierigen Entscheidungen auszusetzen, welchen Schluss er sich nun eigentlich wünschen soll. Statt simpler Gut-Böse-Thematik setzt das clevere Script vielmehr auf den moralischen Kompass jedes Einzelnen. Und bleibt so bei einigen sicher auch nach dem Abspann noch im Kopf.

Eine Übersicht weiterer Kritiken zu Netflix-Filmen finden Sie hier.

Extinction läuft ab dem 27. Juli 2018 bei Netflix.

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