Hotel Artemis

Filmkritik: Hotel Artemis

Wenn sich ein Hollywood-Megastar wie Jodie Foster nach fünf Jahren Leinwand-Abstinenz wieder für eine Rolle verpflichtet, sind die Erwartungen der Welt an den Film entsprechend hoch. Kann „Hotel Artemis“, den der Brite Drew Pearce (Drehbuch für „Mission Impossible: Rogue Nation“) schrieb und inszenierte, diesem Anspruch gerecht werden oder ist Fosters Comeback keine Offenbarung?

Spätestens seit ein Mann namens Quentin Tarantino mit seinen Scripts und Filmen auf der Bildfläche Hollywoods auftauchte, ist „Cool“ der Inbegriff von allem, was ein Gangsterfilm heute sein muss. Markige Dialoge, ein spektakulär in Szene gesetztes Ambiente und natürlich eine aberwitzige oder sonstwie außergewöhnliche Handlung sind seit „Reservoir Dogs“, „True Romance“ und „Pulp Fiction“ ein Must-Have. Kann Hotel Artemis damit aufwarten?

Hotel Artemis
Dem Pfleger und der Nurse steht eine turbulente Nacht im Hotel Artemis bevor.

Hotel Artemis: Die Handlung

Irgendwann in naher Zukunft in Los Angeles. Seit Tagen tobt auf den Straßen ein blutiger Aufstand gegen die Mächtigen. Das hält Sherman (Sterling K. Brown) mit seiner Bande für einen guten Zeitpunkt, eine Bank auszurauben. Dabei nimmt Shermans Bruder Lev einem Kunden einen interessant aussehenden Kugelschreiber ab – ein Fehler, wie sich noch herausstellen soll. Die Flucht geht mächtig schief und Lev wird im Kugelhagel beim Schusswechsel mit der Polizei schwer verletzt.

Sherman ruft daraufhin im Hotel Artemis an, einem Versteck und Krankenhaus für Kriminelle, die regelmäßig ihren Mitgliedsbeitrag bezahlt haben. Geleitet wird das Hotel von der Nurse (Jodie Foster), die mit Pfleger Everest (Dave Bautista) den Laden schmeißt. Als Sherman dort eintrifft, sind schon ein paar Gäste dort. Unter anderem seine Ex-Freundin Nice (Sophia Boutella) und der Kleinkriminelle Acappulco (Charlie Day). Richtig ernst wird es aber, als sich ausgerechnet in dieser Nacht auch noch L.A.s Verbrecherkönig „Wolf-King“ (Jeff Goldblum) ankündigt …

Hotel Artemis: Alles „fast“

Ein schwieriger Fall, denn Hotel Artemis hat viele hochkarätige Stars im Cast, die ihren Job ordentlich bis sehr gut machen. Dennoch ist das alles nur fast cool, denn immer fehlt ein letzter, kaum greifbarer Rest, der eine ganz nette Szene in eine richtig gute verwandelt hätte. Die stoische und doch temperamentvolle Nurse, der um seinen Bruder fürchtende Sherman, die kampfstarke Nice mit eigenen Plänen, der völlig überdrehte Verbrecherkönigssohn (Zachary Quinto) oder der riesige Krankenpfleger – alles eigentlich coole Figuren, die aber nur fast überzeugen können.

Denn in den entscheidenden Momenten scheint Autor und Regisseur Pearce Angst vor der eigenen Courage bekommen zu haben. Er zieht seine schrillen und schrägen Ansätze nie wirklich durch. Immer wieder bremst er die ohnehin dünne Handlung mit ganz netten Dialogen aus, die aber selten die Story voranbringen und eben auch nicht so gut sind wie die eines Tarantino oder Martin McDonogh. Und so bleibt Hotel Artemis über seine gesamte Laufzeit von knappen 94 Minuten in guten Ansätzen stecken, die nur fast cool sind.

Hotel Artemis
Denn als der Verbrecherboss Wolf-King vorbeischaut, eskaliert die ohnehin angespannte Situation.

Hotel Artemis: Zielloses Script

Pearce suchte sich für sein Projekt durchgehend gute Leute, darunter den „ES“-Kameramann Chung Chung-hoon, der das toll gebaute Set des alten Hotels in großartigen Sepia-Bildern einfängt. Aber auch er kann nicht verhindern, dass die wenigen Action-Momente des ansonsten eher ruhigen Films nicht wirklich zur Geltung kommen, da der Schnitt viel von einer möglichen Dynamik herausnimmt. Daher sind auch diese Szenen nur fast gut. Das größte Problem hat Hotel Artemis allerdings mit einem unausgegorenen Drehbuch.

Denn Pearce gelingt es zwar, ein paar durchaus interessante Figuren zu erschaffen, erzählt aber einfach keine sonderlichen spannenden Geschichten mit ihnen. Dazu bemüht er den Zufall in einem Maße, der nicht zu einem letztlich doch halbwegs ernst gemeinten Plot passt. Und lässt einige seiner Protagonisten Dinge tun, die einfach zu dämlich sind, um sie glauben zu können. Da kann auch die wundervoll zurückgenommene, stets auf kleiner Flamme köchelnde Jodie Foster nicht mehr viel retten. 

In den USA floppte Hotel Artemis trotz seiner Top-Besetzung gnadenlos. Und auch in Deutschland dürfte es dem Film da kaum besser gehen. Pearce bringt zu wenige seiner Ideen sauber ins Ziel, um über gut 90 Minuten dauerhaft zu unterhalten.

Fazit:

Schade um den guten Cast! Autor und Regisseuur hätte mit seinem Drehbuch einfach noch ein weniger härter ins Gericht gehen müssen, als dieses unpolierte und unrunde Script auf die Leinwand zu bringen. An allen Ecken und Enden hapert die Story an Coolness, Glaubwürdigkeit und Raffinesse. So ist Hotel Artemis leider nur ein weitere von vielen Möchtegern-Tarantino-Filmen, die den Werken des Meisters nicht das Wasser reichen können.

Hotel Artemis startet am 26. Juli 2018 in den deutschen Kinos.

Hotel Artemis
Sherman will nur seinem Bruder helfen und gerät dabei zwischen die Fronten.