Die vielleicht seltsamste Familie der Seriengeschichte ist wieder da! Die sechs noch lebenden Hargreeves-Kinder (und der tote siebte) landen diesmal in einer anderen Zeit, müssen aber erneut die Erde vor der Apokalypse bewahren. Ob sie es diesmal endlich schaffen oder die Welt ein zweites mal untergeht, ist die Kernfrage von „The Umbrella Academy 2“. Die Kritik verrät, ob auch die neuen Folgen wieder so schräg, blutig und lustig ausfallen wie die ersten zehn Episoden.
Die Kritik zu Umbrella Academy Staffel 1 gibt es hier.
Mächtig, aber seltsam. Ähnlich wie die ebenso erfolgreiche Amazon-Serie „The Boys“ hebt auch Umbrella Academy Superhelden von ihrem Sockel und zeigt sie als Menschen mit Problemen und Fehlern. Während aber der Homelander und seine Bande bei Amazon die Schurken sind, hält sich diese Serie etwas bedeckter, was Gut und Böse angeht. Denn auch wenn Vanya am Ende der ersten Staffel für die Apokalypse verantwortlich war, so ist der Hargreeves-Clan doch liebenswert – auch in Staffel 2?
The Umbrella Academy 2: Die Handlung
Dank Fünf (Aidan Gallagher) haben die Mitglieder der Hargreeves-Familie die Apokalypse im Jahr 2019 überlebt – aber zu einem hohen Preis. Denn Fünf verliert seine Geschwister in einer Seitengasse in Dallas – zwischen den Jahren 1960 und 1963! Er selbst landet kurz nach dem Attentat auf Kennedy ebenfalls dort – und erlebt den Atomangriff der Russen auf die USA mit. Wie kam es dazu? Und kann die Umbrella Academy es diesmal verhindern? Fünf will es unbedingt versuchen und sucht deshalb seine verloren gegangenen Geschwister.
Und die hat es unterschiedlich hart getroffen. Weltenkiller Vanya (Ellen Page) lief einer Familie vors Auto und kann sich an so gut wie nichts mehr erinnern. Ihre Schwester Alison (Emmy Raver-Lampman) ist schon seit zwei Jahren in Dallas – und hat geheiratet. Klaus (Robert Sheehan) gründete eine Art Sekte. Diego (David Castaneda) sitzt im Irrenhaus und versucht von dort, das Attentat auf Kennedy zu verhindern. Und Luther (Tom Hopper) hat sich einen Job als Aufräumer in der Bar von Jack Ruby gesucht. Viel zu tun für Fünf, wenn er alle zusammenbringen will, um die Welt zu retten – diesmal …
Abseits des Mainstream
Schon die erste Staffel hatte mit typischen oder gar klassischen Superhelden-Serien herzlich wenig zu tun. Stattdessen führte die Serie eine Bande zwar liebenswerter, aber dennoch reichlich durchgeknallter Superwesen vor. Die bekamen innerhalb der Serie durch ihre Kindheit zwar eine Art Freibrief für ihr Verhalten, mit den normalen Sehgewohnheiten vieler Zuschauer passte das dennoch nicht immer zusammen. Zumal zur schrägen Story auch noch viele skurrile Einfälle der Regisseure kamen, die mit reichlich Blut und Witz umgesetzt wurden.
Da fühlt sich die zweite Staffel der Serie fast normal an. Das liegt aber weniger an der zahmeren Machart, denn die gibt es nicht, sondern mehr daran, dass der Zuschauer die Figuren mittlerweile gut kennt und schräge Momente gewohnt ist. Denn Umbrella Academy 2 ist mindestens so abgedreht wie der Vorgänger. Was sicher auch daran liegt, dass die Staffel ebenfalls wieder lose auf der Comicvorlage von Gerard Way basiert. Und die meisten Figuren aus Staffel 1 wieder dabei sind – sowie ein paar neue, die es ebenfalls in sich haben.
Familien-Dramedy
Doch vieles an der Verpackung täuscht über den wahren Inhalt der Serie hinweg. Denn im Kern geht es hier um eine höchst dysfunktionale Familie und ihren Kampf, dennoch zusammenzuhalten. Weil sie schlicht niemanden sonst haben, der sie versteht. Ob das Luther ist, der alles andere als brüderliche Gefühle für seine Schwester Alison hegt. Ob das Klaus ist, der in einer symbiotischen Hassliebe mit seinem Toten Bruder Ben lebt, den nur er sehen kann. Oder auch Fünf, der stets einen kühlen berechenden Eindruck macht, und doch seine Sippe retten will.
Diese Momente inszenieren die Macher mal witzig, mal traurig, aber immer emotional. Wenn Klaus auf seinen zukünftigen Lover trifft, der sein Coming Out 1963 noch nicht hinter sich hat, dürfte so manches Taschentuch gezückt werden. Auch Vanya findet eine tragische Liebe – schon wieder! Und Luthers Leid, als er von Alisons Ehe erfährt, spielt Tom Hopper einfach großartig. Weil der Hargreeves-Clan durch seine Fehler so menschlich ist, wächst er dem Zuschauer ans Herz. So seltsam sie auch sein mögen.
Aber es gibt auch in Umbrella Academy 2 wieder Punkte, die Kritik verdienen. So drehen die Macher nach furiosem Start erneut das Tempo herunter und sorgen so für manchen Leerlauf innerhalb der Serie. Statt Rückblenden und Charakterentwicklung gut in die laufenden Handlung zu integrieren, gibt es oft nur Hintergrund-Infos – und das bremst die Apokalypse-Story immer wieder herunter. Dennoch kann die zweite Staffel durch die bereits bekannten Figuren und die wunderbare Kulisse des US-Südens im Winter 1963 noch mehr überzeugen als Staffel 1.
Fazit:
Auch Umbrella Academy 2 hat nichts von ihrer Frische und dem schrägen Humor verloren, mit dem die Macher ihre im Grund oft traurige Familiensaga erzählen. Mit vielen Idee zu schrägen Blickwinkeln der Kamera und unzähligen Kulturreferenzen aufgepoppt, bleibt die Serie dennoch im Kern eine Dramedy um eine Familie, die sich selbst retten muss, um buchstäblich ihre Welt zu retten. Und das macht im zweiten Versuch mindestens so viel Spaß wie beim ersten Mal. Was auch am grandios ausgewählten Soundtrack liegt.
The Umbrella Academy Staffel 2 startet am 31. Juli 2020 bei Netflix.