Punisher Staffel 2

Serienkritik: The Punisher Staffel 2

Marvels düsterer Antiheld ist zurück. In seiner zweiten – und vermutlich letzten – Staffel bei Netflix kämpft der unerbittliche Ex-Soldat gegen alte Freunde und neue Feinde. Und das tut er genauso blutig und brutal wie in der ersten Runde. Kann Frank Castles Ein-Mann-Krieg auch in The Punisher Staffel 2 wieder überzeugen? Haben die Macher diesmal die Schwachen der ersten Staffel abgestellt?

Als der Punisher erstmals im Marvel-Universum auftauchte, in Amazing Spider-Man 129 (1974), waren selbst die US-Macher nicht sicher, ob der brutale, über Verbrecherleichen gehende Rächer wirklich gut bei den Lesern ankommt. Während die deutschen Jugendschutzbehörden aber tatsächlich wenig begeistert waren, schlug dem Punisher in der Heimat große Sympathie entgegen und er wurde schnell zu einem der neuen Stars der Marvel-Comics. Wie dicht ist die neue Staffel an den erfolgreichen Heften?

Punisher Staffel 2
Während Frank in einer Bar irgendwo im US-Hinterland eine ganze Gruppe Elitekiller aufhält …

The Punisher Staffel 2: Die Handlung

Frank Castle (Jon Bernthal) gilt offiziell als tot. Und so ist er seit einem Jahr ziellos in den USA unterwegs, um sich Land und Leute anzusehen. Und über sein Leben nachzudenken. In einer kleinen Stadt bestimmen dann gleich zwei Frauen sein Schicksal. Barkeeperin Beth (Alexa Davalos), die ihn in ihr Bett und ihr Leben lässt. Und die Herumtreiberin Amy (Georgia Whigham), die in der Bar auf einen Kontaktmann wartet, jedoch von einer ganzen Killerbrigade verfolgt wird. Ein Grund für Frank einzugreifen.

Nach einem furiosen Kampf flieht Frank mit der jungen Frau, muss aber bald feststellen, dass sich ein Mann namens John Pilgrim (Josh Stewart) an ihre Fersen geheftet hat und sie umbringen will, koste es, was es wolle. Daher ruft Castle bei der Homeland-Security-Agentin Dinah Madani (Amber Rose Revah) an und bittet um Hilfe. Doch die hat gerade genug Sorgen mit einem noch immer im Krankenhaus liegenden Billy Russo (Ben Barnes), der sich angeblich an seine schändlichen Taten nicht mehr erinnern kann …

The Punisher Staffel 2: Alte Probleme

 Mit Steve Lightfoot behielt die Serie auch in Staffel 2 ihren Showrunner – und zeigt die gleichen Probleme wie schon die erste Staffel. Denn nach einem wirklich großartigen Beginn mit den ersten drei Folgen hängt die Staffel dann in der Mitte wieder durch, bevor sie mit den letzten vier Episoden wieder hervorragend durchstartet. Dieses Spannungsloch wies auch schon die erste Staffel auf. Und wieder fällt The Punisher mit 13 Folgen drei Episoden zu lang aus und verliert ihr Tempo im zweiten Akt. Dazu kommt ein Handlungsstrang, den die Serie nicht vermisst hätte.

Denn die Story um Franks ehemaligen besten Kumpel Billy Russo hätte die zweite Staffel gar nicht gebraucht. Die Story, mit der diesmal alles beginnt, ist bei weitem interessanter und hätte durchaus noch Zeit brauchen können, die leider für den Russo-Plot genutzt wird. Obwohl sich Ben Barnes hier wirklich bemüht, ein (im Vergleich zu den Comics nur sehr moderat) entstelltes Monster in Menschengestalt zu spielen – die Geschichte entwickelt erst spät richtig Spannung, bietet dann aber wenigstens ein kleines Highlight.

Punisher Staffel 2
… um die junge Amy zu retten, die sich offenbar mit den falschen Leuten eingelassen hat …

The Punisher Staffel 2: Viele Western-Motive

Denn John Pilgrim ist als Gegner ungleich faszinierender als der der fiese Russo, dessen Comicname „Jigsaw“ in der Serie gar nicht wirklich verwendet wird. Pilgrim bildet als stoischer, stets kontrollierter Elite-Killer nicht nur einen spannenden Gegenpol zum Pulverfass Frank Castle, er wird auch von ganz anderen Motiven geleitet als der ständig am Rand des Wahnsinns entlang laufende Russo. Somit sind die Aufeinandertreffen von Castle und Pilgrim wesentlich intensiver und den Autoren gelingt hier auch der bessere Showdown.

Lightfoot hat schon in der ersten Staffel keinen Hehl daraus gemacht, was ihn inspirierte, die zweite Staffel treibt aber das Western-Feeling auf die Spitze. Ob die heftige Kampfszene in der Bar oder ein belagertes Polizeirevier in Episode drei (die an John Carpenters „Anschlag bei Nacht“ erinnert, nach Carpenters Aussage eine Hommage an „Rio Bravo“), selten wurde das Genre der harten Männer, die nach einem eigenen Codex leben und selbst für recht und Ordnung sorgen, so gekonnt in einen Superhelden-Plot integriert wie hier.

The Punisher Staffel 2: Derbe Gewalt – wie im Comic

Lightfoot gelingt es dabei, das Westerngefühl sogar dann noch aufrecht zu erhalten, wenn sich die Handlung wieder nach New York verlagert, indem er dort Duelle wie auf staubigen Straßen des Wilden Westens inszeniert. Allerdings sind die Kämpfe des Punishers deutlich brutaler als in den meisten Western und erinnern stark an die Filme eines Sam Peckinpah. Comicfans dürften sich aber weitaus stärker an die Comicausgaben erinnert fühlen, die der nordirische Autor Garth Ennis für den Punisher schrieb.

Denn der überzeugte Superhelden-Hasser, von dem unter anderem „Preacher“ und die in diesem Jahr bei Amazon startende Serie „The Boys“ stammt, nimmt in Sachen Gewalt keine Gefangenen. Wie in dessen Comics metzelt sich Frank auch in der zweiten Staffel wieder durch Unmengen von Gegnern und Lightfoot zeigt das auch explizit. Daher dürfte auch The Punisher Staffel 2 hierzulande wieder mit der Freigabe „ab 18 Jahren“ versehen werden. Zur genauen Zeichnung des Charakters von Frank Castle ist diese Gewalt aber unerlässlich.

Punisher Staffel 2
… erwacht in New York nach langem Schlaf erneut des Böse in Form von Billy Russo.

Denn Staffel 2 ist eine weitaus stärkere Origin-Story, die die Entstehung des Helden beleuchtet, als das noch die erste Staffel war. Denn während dort sehr persönliche Gründe vorlagen, um die Bösen zu töten, nimmt Frank diesmal das Schicksal eines anderen Menschen als Grund, aktiv zu werden. Aus Frank Castle wird hier erst so richtig der Punisher. Obwohl die neue Staffel leider ein paar Schwächen des Vorgängers übernommen hat, ist sie insgesamt etwas stärker. Daher ist es bedauerlich, dass Netflix wohl auch dieser Serie den Saft abdreht.

Fazit:

Nach dem besten Auftakt einer Marvel-Serie bei Netflix bisher fällt auch The Punisher Staffel 2 in der Mitte wieder in ein erzählerisches Spannungsloch, vom dem sich die Serie erst in Folge zehn wieder erholt. Dennoch ist die zweite blutige Bestrafungsaktion der Unterwelt durch Frank Castle insgesamt stärker als die erste Staffel. Bernthal spielt die Figur perfekt. Und wenn der Punisher in Aktion tritt, legen garantiert auch Fans beinharter Action noch die Ohren an. Dazu kommt diesmal der coole Westernflair. Nach „Daredevil“ klar die beste Umsetzung der Comics bei Netflix.

The Punisher Staffel 2 startet am 18. Januar 2019 bei Netflix

Gesehen: 13 von 13 Folgen

Zur Kritik der ersten Staffel geht es hier.

Punisher Staffel 2
Und so muss sich Frank Castle alias The Punisher gleich mit zwei Killerbanden herumschlagen, die ihm auf den Fersen sind.