Locke and Key

Serienkritik: Locke and Key

Mit „Nos4a2“ hat Amazon Prime bereits eine Serie von Joe Hill im Programm. Netflix holt nun den von Hill geschriebenen Comic „Locke and Key“ auf die Bildschirme. Damit baut der Streaming-Dienst sein Angebot an Comic-Adaptionen nach Serien wie „The Umbrella Academy“ oder „October Faction“ weiter aus. Und zeigen Mut, denn ihre Version des preisgekrönten Comics ist bereits der dritte Versuch, den Stoff zu verfilmen. Zweimal ging es bereits in die Hose, sind aller guten Dinge tatsächlich drei?

Viele werden es mittlerweile wissen. Hinter Joe Hill verbirgt sich tatsächlich Joseph Hillstrom King, der älteste Sohn des Horror-Papstes Stephen King. Wie sein Vater schreibt auch Hill vorwiegend Horror-Geschichten, auch Locke and Key läuft als Comicversion eher unter diesem Label. Netflix wollte jedoch offenbar eine Serie, die auch für jüngere Teenager gut geeignet ist und setzte die Story eher als Dark Fantasy-Story mit einer Freigabe ab 12 Jahren um. Schadet das der Atmosphäre dieser speziellen Geschichte oder bleibt Locke and Key trotzdem gruselig?

Locke and Key
Bode entdeckt auf dem, Grund des Brunnens ein Wesen, das sehr neugierig auf seine Familie zu sein scheint.

Locke and Key: Die Handlung

Nach der Ermordung von Vater Rendell zieht Familie Locke in das alte Elternhaus Rendells in der Kleinstadt Matheson. Anfangs fühlen sich Tyler (Connor Jessup), seine Schwester Kinsey (Emilia Jones, „Ghostland“) und der kleine Bode (Jackson Robert Scott, „ES“, „The Prodigy“) sehr unwohl in der neuen Umgebung. Doch durch den Einsatz von Mutter Nina (Darby Stanchfield) und Onkel Duncan (Aaron Ashmore) leben sich die Geschwister in dem riesigen, alten Haus bald ein. Und auch in der Schule findet besonders Sport-Ass Tyler schnell neue Freunde.

Bode ist es aber, der zuhause einem seltsamen Flüstern nachgeht und bald auf äußerst merkwürdige Dinge stößt. Im Armband seiner Schwester entdeckt er einen seltsam geformten Schlüssel, den er ins Schloss eines Kleiderschranks steckt. Und hinter der Tür ist plötzlich die Eisdiele, an die er gerade gedacht hatte. Und dann lernt er in dem kleinen Pavillon neben dem Haus auch noch eine Frau kennen, die auf dem Grund des alten, ausgetrockneten Brunnens haust und sehr neugierig ist, was seine Familie angeht. Ob ihm das seine älteren Geschwister glauben?

Locke and Key: Grandiose Sets

Dass die mehr als 40 Hefte umfassende Comic-Serie nicht so leicht zu verfilmen ist, bewiesen die vorherigen Versuche. 2011 wollte FOX eine Serie daraus machen, bestellte aber nach dem Piloten doch keine weiteren Folgen. Und 2014 war Universal an einer Kino-Trilogie interessiert, die ebenfalls nicht zustande kam. Denn manche Ideen aus den Comics sind alles andere als einfach optisch umsetzbar. Doch gerade in diesem Punkt kann die Netflix-Umsetzung weitgehend überzeugen. Auch wenn das Budget offenbar noch bessere CGI-Effekte verhinderte.

So sieht der eine oder andere Computertrick nicht perfekt aus, dafür punktet Locke and Key beim Bau der Sets mit Einfallsreichtum und innovativer Umsetzung. Der Kopfschlüssel ermöglicht es beispielsweise, sein eigenes Bewusstsein aufzuschließen und durch eine Tür ganz in der Nähe zu betreten. Was die Setbauer dabei abgeliefert haben, ist schon extrem sehenswert und bewunderungswürdig. Dass die erste Staffel der Serie – eine zweite ist noch nicht bestellt, aber bereits in Arbeit – nicht immer komplett überzeugt, liegt an anderen Dingen.

Locke and Key
Bald entdecken die Locke-Kinder magische Schlüssel in ihrem neuen Haus, die über erstaunliche Kräfte verfügen.

Locke and Key: Handlung mit Löchern

So haben die Autoren die Handlung der Comic-Saga nur grob übernommen und lassen in ihrer Version immer wieder Logik vermissen, die eigentlich auf der Hand läge. Charaktere müssen sich wider besseres Wissen sehr unklug verhalten, damit bestimmte Teil der Story überhaupt funktionieren. Hier zeigt Locke and Key deutliche Schwächen, die das Dranbleiben nicht immer leicht machen. Klar, Fantasy und Horror müssen nicht unbedingt logisch sein, aber Figuren sollten sich innerhalb ihres erdachten Universums schon halbwegs clever verhalten.

Zudem verträgt die Serie die Freigabe ab 12 Jahren nur bedingt. Denn viele Momente, die eigentlich richtig gruselig hätten ausfallen können, wirken seltsam zurückgenommen und manchmal unglaubwürdig. So agiert das Böse in der Serie immer wieder reichlich harmlos und unbeholfen, weil es eben nicht zu blutig oder grausam werden darf. Und auch der Showdown kommt nach einem recht guten Start nicht wirklich auf Betriebstemperatur und plätschert eher dahin, als wirklicher Höhepunkt der Staffel zu sein.

Überzeugend sind dafür die Schauspieler, die selbst dann noch interessant sind, wenn ihre Storylines zumindest im Moment noch nirgendwo hinführen. Darby Stanchfield nervt absichtlich als fragile Mutter Nina, Emilia Jones spielt die rebellische, eigenbrötlerische Kinsey sehr stark und Jackson Robert Scott, der schon als Georgie in ES und böses Kind in The Prodigy überzeugen konnte, ist auch hier ausgezeichnet. Und so dürften zumindest Fantasy-Fans und Freunde von sanftem Grusel in der Tradition von „Gänsehaut“ auf ihre Kosten kommen.

Fazit:

Die erste Staffel der Umsetzung des preisgekrönten Comics von King-Sohn Joe Hill überzeugt noch nicht komplett. Grandiose Sets stehen mäßigen Computer-Effekten gegenüber und viele der Storylines holpern noch ein wenig und enttäuschen manchmal mit arg unlogischem Verhalten der Figuren. Die Atmosphäre des Hauses ist aber ebenso beeindruckend wie einige der Schauspieler-Leistungen. Für Fans des Genres ist Locke and Key daher auf jeden Fall einen Blick wert, auch wenn die Serie noch Luft nach oben hat.

Locke and Key startet am 7. Februar 2020 bei Netflix.

Gesehen: Zehn von zehn Folgen.

Locke and Key
Und diese Schlüssel möchte die geheimnisvolle Frau aus dem Brunnen unbedingt in die Hände bekommen.