Dark Phoenix

Filmkritik: X-Men – Dark Phoenix

Es heißt Abschied nehmen! Auch wenn die „New Mutants“ nach mehrjähriger Verschiebung 2020 doch noch ins Kino kommen sollten, die X-Men von Fox sehen die Fans mit „X-Men – Dark Phoenix“ zum letzten Mal. Disney hat Fox übernommen und damit die Superhelden wieder zurück zu Marvel geholt. Und Kevin Feige, Chef des MCU, hat mehrfach betont, in den kommenden Jahren keine Kino-Pläne für die X-Men zu haben. Ist der Abschied der Helden wenigstens ein guter?

Schon einmal hat sich Fox an der Dark Phoenix-Saga versucht und sie in den ohnehin überladenen X-Men – der letzte Widerstand mit hineingepresst. Das tat weder der Story gut – noch dem Film. Regisseur und Drehbuchautor Simon Kinberg, der auch den letzten Widerstand schrieb, räumte vor dem Projekt ein, mit dieser Ikone der Comic-Historie nicht gut genug umgegangen zu sein. Und versprach, es im zweiten Anlauf deutlich besser zu machen. Ist ihm das gelungen?

Dark Phoenix
Auch für Jennifer Lawrence als Mystique schließt sich nach vier Filmen der Kreis.

X-Men – Dark Phoenix: Die Handlung

Nach den Ereignissen von „X-Men: Apocalypse“ haben sich die Menschen an die Mutanten gewöhnt, Charles Xavier (James McAvoy) besitzt sogar eine Standleitung zum US-Präsidenten. Und als der um Hilfe bittet, weil ein Raumschiff der NASA hilflos im Orbit treibt, zögert Xavier keine Sekunde. Und schickt sein Team unter der Leitung von Mystique (Jennifer Lawrecne) ins All, um zu helfen. Das Team kann die Astronauten retten, doch Jean Grey (Sophie Turner) wird dabei einer unbekannten Energie ausgesetzt, die sich eigentlich hätte töten müssen.

Stattdessen geht es der rothaarigen Mutantin nicht nur gut, sie scheint mit jedem Tag stärkere Kräfte zu bekommen. Und mit denen findet sie heraus, dass nicht nur Xavier sie über ihre Herkunft belogen hat, sondern auch, dass viele Schüler an der Akademie Angst vor ihr haben, weil sie immer unberechenbarer wird. Schließlich sieht Jean keinen anderen Ausweg mehr, als das Team zu verlassen. Doch die Konsequenzen dieses Schrittes sind weitaus größer, als alle dachten. Denn es nimmt kosmische Ausmaße an …

X-Men – Dark Phoenix: Abgang mit Schwächen

Die gute Nachricht zuerst: Ja, Dark Phoenix ist besser als X-Men: Apocalypse. Die schlechte Nachricht: Aber nicht viel. Es lässt sich zwar schwer sagen, wie viel vom Drehbuch Kinberg tatsächlich als Abschiedsgruß geschrieben hat, da die Pläne von Disney, Fox zu übernehmen, ja schon eine ganze Weile offenkundig waren. Laut eigener Aussage sollte Dark Phoenix aber schon immer als Ende der zweiten X-Men-Auflage dienen. Für ein donnerndes, emotionales Finale bietet der Film dafür aber einfach zu wenig Tiefgang.

Das liegt auch an Sophie Turner, die zwar als Sansa Stark glänzen konnte, als junge Mutantin in extremer Gefühlswallung aber nicht komplett überzeugt. Da hat Famke Janssen, die nicht unbedingt als Charakterdarstellerin verschrien ist, in Der letzte Widerstand eine verstörendere, angsteinflößendere und emotional packendere Jean Grey gespielt als die Britin das in Dark Phoenix schafft. Ihr allein die Schuld zu geben, wäre aber unfair. Denn Kinberg, Regisseur und Autor in Personalunion, hat auch den zweiten Versuch gerissen.

Dark Phoenix
Der Einsatz im All gelingt zwar, hätte aber eigentlich Jeans Leben kosten müssen. Doch die Mutantin hat nicht nur überlebt …

X-Men – Dark Phoenix: Zu weit entfernt vom Comic

Wer die Comic-Saga zu Dark Phoenix aus den 70er Jahren kennt, die seitdem immer wieder ergänzt und erweitert wurde, der weiß, was eigentlich alles dazu gehört, um die Story adäquat auf die Leinwand zu bringen. 2006 hat Kinberg die bereits als eine von vielen Storylines in Der letzte Widerstand verarbeitet, wo sie mangels Raum kaum funktioniert hat. Doch obwohl der langjährige X-Men-Autor für sein Regie-Debüt ausschließlich die Geschichte um Jean Grey erzählt und Zeit genug dafür hat, trifft sie den emotionalen Kern der Saga wieder nicht.

Denn hier geht einfach alles zu schnell. Was die Phoenix-Force eigentlich ist und woher sie stammt, all das lässt Kinberg außen vor, obwohl es den zeitlichen Rahmen des Films sicher nicht gesprengt hätte. Und warum er im letzten X-Men-Film eine Alienrasse einführt, dann aber nicht die aus der Comicsaga nimmt, wird wohl auch sein Geheimnis bleiben. Wären noch weitere Filme geplant gewesen, der Comicfan hätte Verständnis dafür gehabt, dass die Shi’ar nicht eingeführt werden. Aber hier wäre das kein Problem mehr gewesen.

Dass Dark Phonix dennoch stärker ist als der Vorgänger, liegt an den umfangreichen Reshoots des Finales, das so zumindest im Action-Teil komplett überzeugt und Superhelden-Fights vom Feinsten bietet. Und an den starken Darstellern Michael Fassbender und James McAvoy, die aus ihren Rollen erneut das Maximum herausholen. So wird das im Vergleich zu den meisten Superheldenfilmen fast intime Drama, dass leider nie wirklich emotionale Tiefe erreicht, zumindest ein versöhnliches Ende für die X-Men-Ära bei Fox.

Fazit:

Besser als der Vorgänger, bleibt X-Men: Dark Phoenix dennoch einer der schwächeren Filme der Reihe. Sophie Turner vermag es nie, der tragischen Rolle Jeans Greys die entsprechende Tiefe zu verleihen. Was auch am mäßigen Drehbuch von Autior und Regisseur Simon Kinberg liegt. Dazu bietet der erstaunlich actionarme Film auch inszenatorisch keine Leckerbissen. Gut sieht der Film zwar aus, aber auf wirklich gelungene Regie-Ideen wartet der Film-Gourmet hier vergebens. Ein akzeptabler Abschied der X-Men bei Fox, mehr aber auch nicht.

X-Men: Dark Phoenix startet am 6. Juni 2019 in den deutschen Kinos.

Dark Phoenix
… sondern ihre Kräfte haben sich dramatisch verstärkt. Allerdings hat sie kaum Kontrolle über diese Macht. Und wird so zur Gefahr fürs Team.