Der Name der Rose

Serienkritik: Der Name der Rose

Knapp 40 Jahre ist es her, dass Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“ dem Schriftsteller Weltruhm einbrachte. Seine Mischung aus packender Krimihandlung, historischem Bezug und moralischen und philosophischen Essays wurde 1986 von Bernd Eichingers Constantin Film mit Jean-Jacques Annaud als Regisseur verfilmt. Nun läuft eine aufwendig gemachte, achtteilige Miniserie als Romanadaption bei Sky. Sollten Fans des Romans da einschalten? Oder reicht die Spielfilm-Fassung als Umsetzung völlig aus?

Große Fußstapfen sind es schon, in die die neuen Darsteller in der Serie treten. Schließlich hat kein geringerer als Sean Connery im Kinofilm die Hauptrolle des klugen Franziskanermönchs William von Baskerville gespielt. In der neuen Fassung muss John Turturro, Darsteller in zahlreichen Filmen der Coen-Brüder, beweisen, dass er die Rolle stemmen kann. Und während damals der junge Christian Slater Baskervilles Schützling Adson von Melk spielte, darf in der Serie der deutsche Damian Hardung ran. Für wen ist die neue Serie gedacht?

Der Name der Rose
Adson von Melk hat die Schrecken des Krieges satt und entschließt sich, ein Mönch zu werden.

Der Name der Rose: Die Handlung

Wir schreiben das Jahr 1327. Adson (Damian Hardung), Sohn des großen Generals von Melk (Sebastian Koch), soll eigentlich ein großer Feldherr werden. Doch das Töten und Blutvergießen ist dem sensiblen jungen Mann ein Gräuel. Und so entschließt er sich, den Weg eines Mönchs einzuschlagen und Gott zu dienen. Der weit gereiste und erfahrene Franziskanermönch William von Baskerville (John Turturro) liest Adson auf seinem Weg zu einem Kloster in Norditalien auf und nimmt ihn als Novize an. Doch auf Adson warten dunkle Tage.

Denn kaum angekommen, muss sich William auch schon um einen Todesfall im Kloster kümmern. Durch eine Sherlock Holmes-ähnliche Vorführung hat sich der Mönch als Ermittler empfohlen und soll nach dem Willen des Abts (Michael Emerson) den Tod des jungen Mönchs aufklären. Denn der Mord überschattet das hier geplante Treffen zwischen Vertretern des Papstes (Tcheky Karyo) in Person des Inquisitors Bernard Gui (Rupert Everett) und den angeblichen Feinden der katholischen Kirche, dem Franziskaner Bettelorden, zu dem auch William gehört …

Der Name der Rose: Wenig mehr als Krimi

Obwohl die Kinofassung des Stoffes 1986 bei den Kritikern nicht durchgehend gut ankam, war er doch ein Erfolg. Bei etwa 18 Millionen Dollar Kosten spielte er knapp 80 Millionen an der Kinokasse ein, Heimkino-Versionen und TV-Rechte brachten den Film deutlich in die Gewinnzone. Und manches, was die Kritiker bemängelten, ist der Treue zum Roman geschuldet. So hat Eco seinen Helden, der vielen zu modern und klug war, sicher nicht umsonst nach dem bekanntesten Abenteuer von Conan Doyles unsterblichem Detektiv „Baskerville“ genannt.

Und die Krimihandlung hat der Film auch gut umgesetzt. Bei den vielen historischen Einordnung Ecos hingegen schnitt die Verfilmung schwächer ab. Hier hatten Fans des Romans nun die Hoffnung, die Serie könnte dieses Manko ausmerzen und sich auch den anderen Themen widmen, die Eco in seinem 800-Seiten-Mammutwerk behandelt hatte. In den ersten Folgen ist davon aber nicht viel zu sehen. Zwar gibt es immer wieder Rückblenden einzelner Charaktere, ein stimmiges oder gar interessantes Gesamtbild ergeben die bislang aber nicht.

Der Name der Rose
Das Kloster in den norditalienischen Bergen beherbergt ein Geheimnis, das bereits Tote gefordert hat.

Der Name der Rose: Ein neuer, alter Baskerville

Stattdessen gibt auch hier der Krimiplot um die toten Mönche des Klosters den Ton an. Und schickt einen noch deutlicher an Sherlock Holmes erinnernden John Turturro auf die Mörderjagd inmitten von strengen Tagesabläufen und Verboten, mit denen Eco die Zeit vor der Aufklärung so treffend charakterisierte. Ähnlich wie Connery legt auch Turturro seinen William als hellen Geist an, der nicht nur über ein gewaltiges Allgemeinwissen verfügt, sondern sich auch bereits von den geistigen Ketten verklärter Religionsfanatiker freigemacht hat.

Neben dem Hollywood-Star hält sich aber auch der junge deutsche Schauspieler Damian Hardung wacker, der nicht nur aus „Club der roten Bänder“ einem größeren Publikum bekannt ist, sondern in „Das schönste Mädchen der Welt“ ganz grandios einen wunderbaren Einfaltspinsel spielte. Als Adson von Melk verkörpert der Schauspieler den Geist einer neuen Zeit, der sich oft mit Abscheu von den althergebrachten, grausamen Ritualen des Mittelalters abwendet. Sein Gesicht dient als Gradmesser des Terrors in der Geschichte.

Der Name der Rose: Guter Bösewicht

Deutlich stärker im Aufbau als beim Kinofilm ist das Nahen des großen Bösen der Story, dem fiesen Inquisitor Gui. Den spielt Rupert Everett nicht nur sehr stark, das Drehbuch lässt ihn auch wie eine Naturgewalt langsam, aber unaufhaltsam in Richtung Kloster reisen. Seine Ankunft dürfte den finalen Akt des Dramas einleiten. Die Auseinandersetzung zwischen der reichen katholischen Kirche mit all ihrem Prunk und den Armut predigenden Franziskaner nimmt aber bereits in den ersten Folgen Raum ein und wird als Höhepunkt späterer Ereignisse aufgebaut.

Insgesamt überzeugen die ersten Folgen in Sachen Schauspieler und Sets, denn das tödliche Kloster ist ansprechend düster in Szene gesetzt. Was der Serienumsetzung bislang fehlt, ist Tempo. Denn die Erzählungen außerhalb der Krimistory kommen kaum vom Fleck, der Hintergrund einiger Figuren bleiben zäh und uninteressant, obwohl sie im Lauf der Geschichte noch eine wichtige Rolle spielen werden. Hier muss Der Name der Rose noch nachlegen, um wirklich durchgehend zu fesseln.

Der Name der Rose
Kaum sind William von Baskerville und Adson von Melk im Kloster angekommen, muss William auch schon die Ermittlungen wegen eines Mordes aufnehmen.

Fazit:

Die neue Sky-Serie Der Name der Rose startet gut, hat aber vor allem abseits des Krimiplots noch Luft nach oben. Starke Darsteller wie John Turturro, Damian Hardung oder Rupert Everett halten das Interesse hoch. Und auch die Sets überzeugen durch eine düstere Atmosphäre und beeindruckendem Detailreichtum. Dass die achtteilige Serie durch längere Laufzeit aber tatsächlich besser ist als der Kinofilm von 1986, den Beweis bleibt sie nach ein paar Episoden noch schuldig.

Der Name der Rose startet am 24. Mai auf Sky 1.

Gesehen: Drei von acht Folgen

Bald wird William klar, dass ein geheimnisvoller Drahtzieher hinter den Geschehnissen im Kloster stecken muss. Aber wer ist es?