Dead to me

Serienkritik: Dead To Me

Ist der plötzliche Tod tatsächlich ein Thema für Komödien? Nach Ricky Gervais‘ großartiger Serie „After Life“ hebt Netflix mit „Dead To Me“ gleich die nächste Show ins Programm, die sich auf humorige Weise mit dem frühen Ableben eines Menschen und den Konsequenzen daraus beschäftigt. Und dazu haben die Macher mit Christina Applegate, Linda Cardellini und James Marsden gleich drei Stars verpflichtet. Kann die neue Serie mit After Life konkurrieren? Will sie das überhaupt? Oder geht Dead To Me ganz andere Wege?

An Comedy-Power herrscht bei Dead To Me kein Mangel. Liz Feldman, die sich die Serie ausgedacht hat, war vorher als Autorin bei Serien wie „2 Broke Girls“ und schrieb jahrelang Texte für die „Ellen DeGeneres Show“. Und als Produzenten konnte CBS, die die Serie für Netflix umsetzten, Adam McKay und Will Ferrell gewinnen, die gemeinsam viele Komödien drehten. McKay als Autor und Regisseur und Ferrell als Star vor der Kamera. Bringen sie auch Dead To Me auf einen guten Weg?

Dead To Me
Jen hat ihren Mann durch einen Unfall verloren und ist nun wütend auf die ganze Welt.

Dead To Me: Die Handlung

Jen (Christina Applegate), Immobilienmaklerin und Mutter zweier Söhne, hat vor ein paar Wochen ihren Ehemann Ted durch einen Autounfall mit Fahrerflucht verloren. Voller Trauer und Zorn lässt sie ihre Gefühle nun an ihrer Umwelt aus. Und sucht schließlich Rat bei einer Selbsthilfegruppe für Trauernde. Dort lernt sie Judy (Linda Cardellini) kennen, die sich als Gesprächspartnerin anbietet. Die Altenpflegerin hat selbst gerade einen schmerzlichen Verlust erlitten und gibt Jen das Gefühl, verstanden zu werden.

Was mit langen, nächtlichen Telefonaten beginnt, wird bald zu einer Zweck-WG in Jens Haus. Denn Judy hat ihren Verlobten Steve (James Marsden) nicht mehr, wie sie der Gruppe erzählt. Dass sie aber mitnichten ihren Gatten in spe an den Sensenmann verloren hat, sondern der sich einfach nur von ihr getrennt hat, verschweigt sie bei den Treffen – und auch später in der Freundschaft mit Jen. Und das ist nicht das einzige Geheimnis, das Judy für sich behält. Allerdings ist auch Jen nicht ganz ohne dunkle Flecken auf ihrer Seele …

Dead To Me: Kein After Life

Der Tod eines nahestehenden Menschen und die damit verbundene Trauerarbeit ist immer ein schwieriges Thema für Filme und Serien. Für Komödien gilt das aber im Besonderen. Denn hier zu übertreiben und sich damit über Hinterbliebene lustig zu machen, ist schnell passiert. Ricky Gervais hat das Gleichgewicht mit After Life perfekt gehalten: Mal sehr witzig, mal böse, mal traurig, aber immer hochemotional geht er auf das Thema Trauerarbeit los – und liefert damit eine der besten Serien des Jahres. Das gelingt Dead To Me nicht.

Allerdings geht es in dieser Serie auch nur vordergründig um Trauer und Schuld. Tatsächlich dienen diese Dinge nur als Aufhänger, zwei Frauen in einer sehr skurrilen Situation zusammenzubringen. Und dann einfach mal zu schauen, was so passiert. Über das Thema macht sich die Serie allerdings nicht lustig – was eines ihrer Probleme ist. Denn als Dark Comedy, als die sie Netflix anpreist, geht sie kaum durch. Dazu ist sie in vielen Momenten schlicht viel zu traurig und auch unheimlich. Psycho-Thriller-Dramedy wäre ein passenderes Genre für Dead To Me.

Dead To Me
Judy, die ebenfalls trauert, bietet sich Jen als Gesprächspartnerin an, denn sie trauert ebenfalls um ihren Verlobten.

Dead To Me: Keine echte Comedy

Denn besonders die ersten Folgen können zwar mit ein paar gut sitzenden One-Linern punkten, wirken aber die meiste Zeit wie eine auf Comedy umgeschriebene Psycho-Thriller-Serie. Der Charakter der Judy ist zu Beginn derart undurchsichtig und gruselig, dass ein Schwenk hin zur irren Stalkerin, die sich mit bösen Absichten in eine Familie einschleicht, absolut glaubwürdig wäre. Soweit kommt es zwar nicht, aber eine wohlig-witzige Stimmung will sich bei dieser Konstellation auch nicht einstellen.

Nun darf man einem Profi wie Liz Feldman sicher unterstellen, dass sie sich mit Dead To Me absichtlich genau zwischen zwei komfortable Genrestühle wie schwarze Komödie und Thriller gesetzt hat, aber wie eigentlich zu erwarten war, ist dieser Platz nicht sonderlich gemütlich. Lange verbereitet die Serie Unsicherheit darüber, wie lustig das Ganze denn nun gemeint ist. Und kann dementsprechend auch keine sonderlich hohe Gagdichte liefern. Obwohl sich die Schauspieler hier durchaus Mühe geben und ihren Job auch sehr gut machen.

Linda Cardellini, die gerade mit „Lloronas Fluch“ und „Avengers: Endgame“ gleichzeitig in den Kinos zu sehen ist, spielt die emotionale Judy als eigentlich guten Menschen, die durch widrige Umstände in furchtbare Situationen gerät. Und Christina Applegate, den älteren als Kelly „Dumpfbacke“ Bundy aus „Eine schrecklich nette Familie“ noch gut bekannt, gibt hier ihre wohl düsterste Comedy-Serienrolle bislang als Kratzbürste mit viel Spaß an Wutausbrüchen und fiesen Monologen. Aber auch wenn die Story gegen Ende immer mehr fesselt: Das Experiment, einen sehr dunklen Stoff als Hintergrund einer Komödien-Serie nehmen zu wollen, ist nicht gänzlich geglückt.

Fazit:

Mit Dead To Me haben sich die Macher bewusst entschieden, ein sehr düsteres Thema zum Motor ihrer schwarzhumorigen Serie zu machen. Und das funktioniert nur bedingt. Denn die beiden Hauptdarstellerinnen spielen neben den witzigen Momenten auch die traurigen so gut, dass hier viele Lacher schlicht auf der Strecke bleiben. Und Dead To Me in manchen Folgen kaum einmal wirklich lustig ist. Als reine Comedy funktioniert die Serie daher auch nicht sonderlich, als Dramedy hingegen etwas besser. Aber so richtig wollen sich Mitleid und Humor hier nie die Hand reichen. 

Dead To Me startet am 3. Mai 2019 bei Netflix.

Gesehen: Fünf von zehn Folgen

Dead To Me
Allerdings ist ihr Ex-Verlobter Steve gar nicht tot, sondern erfreut sich bester Gesundheit.