Hole in the Ground

Filmkritik: The Hole In The Ground

Die britischen Inseln gelten zwar momentan nicht unbedingt als Horror-Hochburg, haben aber in den vergangenen Jahren mit Filmen wie „Ghost Stories“, „The Descent“ oder „Eden Lake“ einige echte Horrorperlen hervorgebracht – und mit den legendären „Hammer“-Filmen viele Klassiker des Genres. Kann auch „The Hole In The Ground“ des irischen Regisseurs Lee Cronin in diese Fußstapfen treten oder haben wir in diesem Jahr schon besseren Kinder-Horror gesehen?

Böse Kinder haben Horror-Fans 2019 schon ein paar Mal zu Gewicht bekommen. „The Prodigy“ nutzte das Thema im Februar und im April begegneten uns in „Friedhof der Kuscheltiere“ ein echt fieses Kind. Bevor dann im Juni James Gunn mit „Brightburn“ einen weiteren Satansbraten auf die Menschheit loslässt, schiebt sich der kleine irische Independent-Horror The Hole In The Ground dazwischen, in dem eine allein erziehende Mutter Angst bekommt, dass ihr Sohn gar nicht mehr ihr Sohn ist. Taugt der was?

Hole in the ground
Nach einem streit findet Sarah ihren Sohn im Wald wieder. Doch bald fragt sie sich: Ist das wirklich ihr Chris?

The Hole In The Ground: Die Handlung

Sarah (Seána Kerslake) ist ist mit ihrem Sohn Chris (James Quinn Markey) in eine Kleinstadt gezogen, offenbar, um einem gewalttätigen Ehemann zu entkommen. Sie leben in einem alten Haus am Waldrand und Sarah hat alle Hände voll zu tun, um über die Runden zu kommen und sich um Chris zu kümmern. Eines Tages läuft Chris nach einem Streit in den Wald. Als Sarah ihm folgt, findet sie ein riesiges Loche tief im Wald, das ihr sofort Angst einjagt. In der Nähe findet sie schließlich ihren Sohn wieder und geht mit ihm zurück nach Haus.

Doch bald kommen ihr erste Zweifel, ob das Kind unter ihrem Dach wirklich Chris ist. Immer wieder verhält sich ihr Sohn merkwürdig. Und als sie schließlich den Nachbarn Des (James Cosmo) kennen lernt und von dessen Frau erfährt, dass die auch einst glaubte, ihr Sohn sei ausgetauscht worden, wird Sarahs dumpfe Angst immer mehr zu nackten Panik. Ihr ihr Kind tatsächlich noch ihr Kind? Oder hat irgendeine böse Macht von Chris Besitz ergriffen und damit begonnen, die Umgebung zu terrorisieren?

The Hole In The Ground: Im Wald nichts Neues

Bislang hat Regisseur Lee Cronin nur einen, wenn auch hochgelobten, Kurzfilm inszeniert, The Hole In The Ground ist also sein Langfilm-Debüt, bei dem er auch gleich noch mit am Drehbuch schrieb. Und sein erstes Mal gelingt dem Iren recht beeindruckend. Die unheimlichen Wälder und das große Loch im Boden setzt er ebenso gekonnt gruselig in Szene wie die allmähliche Verwandlung des Kindes zu einem immer bösartiger werdenden Wesen. Leider ist daran aber absolut gar nichts neu oder originell, daher reicht es nicht zu einem richtig guten Film.

Dem Aspekt des bösen Nachwuchses kann Cronin ebensowenig neue Aspekte abringen wie dem unheilvoll rauschenden dunklen Wald hinter dem Haus. Inhaltlich weist er der Film deutliche Parallelen zum 2015 erschienen „The Hallow“ auf, der aus England stammt. Hier wie dort dient der Wald gekonnt als Kulisse für böse Mächte, die über die Menschen hereinbrechen. Daneben bedient sich Cronin dann auch noch bei H.P. Lovecraft-Motiven – und macht seine Sache auch ganz ordentlich. Nur echte Überraschung will sich eben nicht einstellen.

Hole in the ground
Die angeblich verrückte Nachbarin ist sich sicher: Das Kind im Auto ist nicht Chris, sondern etwas anderes.

The Hole In The Ground: Kein Blutbad, aber nicht blutleer

 Immerhin erzählt Cronin seine Story deutlich mehr über Atmosphäre als über Jump-Scares oder blutige Szenen. Und schafft immer wieder Momente, die das Publikum zwar nicht unbedingt tief erschrecken oder verstören, aber doch eine unangenehme Stimmung verbreiten. Dazu nutz Cronin neben interessanten Perspektiven der Kamera auch immer wieder Reflexionen – optisch und inhaltlich. Denn die allein erziehende Mutter setzt der Regisseur immer wieder auch als völlig überlastete Frau in Szene, die sich das womöglich doch nur einbildet.

Die wird von Seàna Kerslake ausgezeichnet verkörpert. Sie verfügt über eine starke Präsenz auf der Leinwand und zieht den Zuschauer so schnell in ihr Schicksal mit hinein. Dazu gelingt es ihr fast im Alleingang, das Interesse an der nicht sonderlich originellen Story wachzuhalten. Und sie im richtigen Moment durch ihr gutes Verständnis mit Co-Star Quinn Markey auch immer wieder anzuheizen. Fans von Horrorfilmen, die stark über die Schauspieler kommen, könnten daher mit The Hole In The Ground auch durchaus glücklich werden.

Dass es zum richtig großen Wurf wie bei dem inhaltlich nicht unähnlichen „The Babadook“ nicht reicht, liegt denn auch vornehmlich am Inhalt des Films und nicht an der Art und Weise, wie dieser erzählt und gespielt wird. Es bleibt zu hoffen, dass die Welle der besessenen oder bösen Kinder nun auch wieder abebbt, denn richtig ergiebig war bislang nicht, was 2019 zu diesem Thema zu sehen war. The Hole In The Ground schlägt sich hier aber bislang mit am besten. Auch weil der Horror hier bis in die letzte Szene nachhallt.

Fazit:

Auch wenn The Hole In The Ground trotz des gruselig eingefangenen Waldes inhaltlich keine Bäume ausreißt, werden Genre-Fans wegen der starken Schauspieler und der straffen und guten Inszenierung dennoch auf ihre Kosten kommen. Vor allem Seána Kerslake überzeugt als Mutter, die sich von ihrem eigenen Kind zunehmend entfremdet fühlt. Ein kleiner, aber ganz feiner Beitrag zum Horror-Jahr 2019, der etliche Filme bereits hinter sich lassen kann.

The Hole In The Ground startet am 2. Mai 2019 in den deutschen Kinos.

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Hole in the ground
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