Batwoman

Serienkritik: Batwoman

DC-Serien-Mastermind Greg Berlanti baut das Arrowverse auf dem US-Sender The CW weiter aus. „Batwoman“ ist bereits die sechste Superhelden-Serie, die dort eine Heimat findet. In der ersten Serie aus der Batman-Familie stellt Berlanti seine bevorzugten Themen besonders stark in den Vordergrund. Und lässt die erste lesbische Superheldin auf die Fans los. Amazon Prime zeigt die ersten acht Folgen der ersten Stafel ab dem 20. Dezember. Lohnt sich das Einschalten?

Bislang beschäftigten sich Greg Berlanti und sein Kreativ-Team zwar schon mit einigen DC-Helden, das Universum von Batman aber streiften die bisherigen Serien lediglich oder liehen sich einen Schurken aus. Auch mit Batwoman dringen sie nicht bis ins Herz der Fledermaus-Saga vor, sind aber so dicht dran wie vorher noch nie. Die Anspielungen sind zahlreich, dennoch steht die Serie weitgehend für sich. Immerhin verfügt auch Kate Kane über einen reichhaltigen Fundus an Gegnern aus 13 Jahren Comichistorie. Hebt Batwoman richtig ab?

Batwoman
Seit drei Jahren ist Batman verschwunden. Und die neue Schurkin Alice macht schnell klar, dass es gern so bleiben darf.

Batwoman: Die Handlung

Nach 15 Jahren kehrt Kate Kane (Ruby Rose, „Meg“) nach Hause zurück – Gotham City. Seit drei Jahren wurde der bisherige Beschützer der Stadt nun schon nicht mehr gesehen – Batman scheint für immer verschwunden zu sein. Die „Krähen, ein privates Sicherheitsteam unter Leitung von Kates Vater Jacob (Dougray Scott), sorgt nun in der Stadt für Ordnung. Doch eines ihrer Mitglieder wurde jetzt von einer Verrückten namens Alice (Rachel Skarsten) entführt – Sophie Moore (Meagan Tandy), Kates große Liebe.

In ihrer Abwesenheit hat Kate in aller Welt Kampf und Überleben trainiert, um einmal selbst eine Krähe zu werden. Doch bald merkt sie, dass ihre Fähigkeiten zur Rettung von Sophie nicht reichen. Und so besucht sie das nur scheinbar verlassende Gebäude der Wayne Corporation, das Bruce Wayne gehört – Kates Cousin. In den Eingeweiden des Gemäuers entdeckt Kate nicht nur Luke Fox (Camrus Johnson), Sohn des Wayne-Vertrauten Lucius, sondern auch das Geheimnis von Bruce. Schon bald darauf  schwingt sich ein neuer dunkler Ritter durch die Nacht …

Batwoman: Alte Stärken, alte Schwächen

Auch die neue Serie Batwoman wirkt wie eine Blaupause der bereits bestehenden. Auf der Haben-Seite stehen gute Action-Sequenzen und viel Comic-Feeling – samt übertriebenem Schauspiel. Im Soll bleibt Batwoman wie alle anderen CW-Superhelden-Serien, wenn es um glaubhafte Charaktere und ein wenig Esprit geht. Die schablonenhafte Art des Writer’s Room, die einzelnen Folgen zu verbinden und in kürzester Zeit Figuren mit wenigen Sätzen zu charakterisieren, ist seit den Anfängen von „Arrow“ nicht wirklich besser geworden. Warum auch?

Denn die Quoten, die für CW auf ständig gutem Niveau liegen, sprechen eine klare Sprache – die Fans mögen es so. Schnelle Action, regelmäßig neue Superschurken aus dem üppigen DC-Katalog und eine große Bedrohung, die sich jeweils durch eine ganze Staffel zieht. Das klappt bei der bislang dunkelsten Serie – Arrow – bis zur albern-lustigsten „Legends of Tomorrow“, und bei allen dazwischen. Batwoman folgt schon zu Beginn dem gleichen Pfad und macht seine Sache auch nicht besser oder schlechter als die anderen.

Batwoman
Kates Vater Jacob und ihre große Liebe Sophie arbeiten mittlerweile im gleichen Team.

Batwoman: Blut ist dicker als Wasser

Obwohl die Serie im riesigen Gotham spielt, legt Showrunnerin Caroline Dries ihre erste Geschichte als intime Familientragödie an. So nimmt der Unfall, bei dem Kate Mutter und Schwester verlor – und bei dem auch Batman zu helfen versuchte – breiten Raum in den ersten beiden Folgen ein. Immer wieder nutzt die Serie Rückblenden, die das Unglück und die Monate danach beleuchten. Und dem Zuschauer daher schnell klarmachen, dass die aktuellen Ereignisse in Gotham offensichtlich mit dieser Vergangenheit zu tun haben.

Neben der Jagd auf Schurkin Alice, die sich von Lewis Carolls „Alice im Wunderland“ inspirieren lässt, steht aber auch Kates Sexualität im Mittelpunkt der ersten Folgen. Und hier fahren Berlanti und Dries groß auf. Neben der Love-Story zwischen Kate und Sophie, die längst nicht so erkaltet ist, wie Sophie das behauptet, thematisiert Batwoman auch die Auseinandersetzung mit dem Vater früh. Denn Kate ist überzeugt, dass die Zurückweisung ihres Vaters darauf zurückzuführen ist. Schon in Supergirl spielt Homosexualität eine große Rolle, Batwoman stellt das Thema noch weiter ins Zentrum.

Die ersten Folgen nutzen das Potenzial, das die Serie durch ihre enge Verbindung zum Batman-Universum besitzt, noch nicht wirklich aus. Denn kein DC-Held verfügt über so viele faszinierende und interessante Charaktere (vor allem auf der Schurkenseite) wie der dunkle Ritter. Es bleibt zu hoffen, dass die Autoren diese Chance noch nutzen werden, wie es die Kollegen bei Fox mit „Gotham“ in Ansätzen schon gezeigt haben. Zu Beginn ist Batwoman aber noch eine typische CW-DC-Serie, die sich kaum von den anderen unterscheidet.

Fazit:

Die gute Nachricht ist: Wer Arrow oder Supergirl mag, wird sich auch in Gotham City heimisch fühlen und Spaß daran haben, die Abenteuer von Batwoman mitzuerleben. Die schlechte Nachricht: Wer die DC-Serien von CW bislang nicht mochte, bekommt hier keinen Grund, seine Meinung zu ändern. Fans der Serien freuen sich über den Neuankömmling, der Rest wird Batwoman vermutlich ohnehin ignorieren. Spannung bezieht die neue Serie vor allem aus dem großen Bat-Potenzial, dass sie nutzen könnte. Wenn sie es schafft, kann sie zum neuen Flaggschiff werden.

Batwoman läuft ab dem 20. Dezember 2019 bei Amazon Prime (zunächst acht Folgen, die restlichen 14 kommen im Frühling)

Gesehen: Zwei von 22 Folgen

Batwoman
Im Batsuit versucht Kate, die irre Killerin Alice von weiteren Morden abzuhalten.