Absentia Staffel 3

Serienkritik: Absentia Staffel 3

Imagewechsel in kleinen Schritten. Zwar macht die Kanadierin Stana Katic nach ihrem Mega-Erfolg „Castle“ auch in ihrer neuen Rolle als FBI-Agentin Emily Byrne Jagd auf böse Jungs, aber die Rollen könnten ansonsten kaum unterschiedlicher sein. Auch in „Absentia Staffel 3“ ist Katic eine sehr dunkle Variante der Polizistin, die sich ohne großen Selbsterhaltungstrieb in die Arbeit stürzt. Hält die dritte Staffel der düsteren Serie ihr Niveau?

Die Kritiken zu Staffel 1 finden Sie hier, Staffel 2 gibt es hier zum Nachlesen.

In den bisherigen Staffeln der Serie achteten die Autoren mehr auf Spannung als auf Realismus. Eine Frau, die jahrelang gefangen gehalten wird. Ein FBI-Büro, das von Maulwürfen durchsetzt zu sein scheint. Eine geheimnisvolle Operation der Regierung mit dem Ziel, gnadenlose, gewalttätige Killer zu erschaffen. Die Macher der Serie bedienten sich nicht nur bei bereits erfolgreichen Thriller-Ideen, sondern mixten diese auch noch recht wild. Der Spannung tat das allerdings keinen Abbruch – ganz im Gegenteil. Ist auch Absentia Staffel 3 wieder so gut?

Absentia Staffel 3
Emily Byrne steht kurz davor, ihren Dienst beim FBI wieder aufzunehmen.

Absentia Staffel 3: Die Handlung

Emily Byrne (Stana Katic) hat sich von den Strapazen der Ereignisse aus Staffel 2 zwar vordergründig erholt und steht kurz davor, wieder in den aktiven Dienst beim FBI zurückzukehren. Allerdings misstraut Byrne der neuen Bürochefin Julianne Gunnersen (Natashe Little), die eine wichtige Zeugin erschossen hat, bevor Emily erfahren konnte, was sie wissen wollte. Da sie auch ihren Liebhaber bei den lebensgefährlichen Nachforschungen verloren hat, sind ihr Ex-Mann Nick (Patrick Heusinger) und ihr Sohn Flynn Patrick McAuley) ihr einziger Halt.

Und genau der verschwindet, als sich FBI-Agent Nick mit einer Informantin trifft, die wichtige Beweise über eine Organhandel-Bande besitzt. Denn Nick wird im eigenen Haus überfallen und verschleppt. Emily kommt zu spät, um ihn zu retten, wird allerdings selbst von einem der Entführer verletzt. Doch trotz ihrer Wunden erwacht ihr untrüglicher Instinkt und ihr Glaube daran, dass Nick noch lebt und sie ihn finden kann. Allerdings findet sie im Cleaner der Organisation, dem skrupellosen Dawkins (Geoff Bell), einen ebenbürtigen Gegner …

Absentia Staffel 3: Erneut stark gespielt

Obwohl auch andere Darsteller durchaus eine gute Leistung zeigten, war Absentia bislang eine One-Woman-Show. Stana Katic, die auch mitproduziert, steht klar im Fokus und trägt die Serie fast komplett allein. Das ändert sich im Staffel 3 – zumindest ein wenig. Denn war der Bösewicht der ersten Staffel erst spät überhaupt zu sehen und blieb der der zweiten Staffel diffus, so bekommt das Böse in der dritten Staffel früh ein Gesicht – und zwar eines, das bleibt. Zudem darf Heusinger, der ein wenig die Rolle Katics aus Staffel 1 übernimmt, ebenfalls zeigen, dass der ein guter Schauspieler ist.

Dennoch steht und fällt die Staffel erneut mit Katic. Und die ist in den neuen Folgen vielleicht noch ein wenig kaputter als zuvor. Getrieben von der Sorge um den Vater ihres Sohnes und von tiefem Misstrauen gegenüber den ehemaligen Kollegen erfüllt, geht sie als Emily Byrne erneut auf einen Solo-Trip, wie schon in Staffel 1. Das ist zwar nicht immer so ganz nachvollziehbar, dafür aber einfach sehr spannend. Und das steht einer Thriller-Serie grundsätzlich gut zu Gesicht. Die Abkehr von den persönlichen Problemen der Heldin hin zu einem anderen Fall ist hier gelungen.

Absentia Staffel 3
Doch dann sticht ihr Ex-Mann Nick bei einer Untersuchung in ein Wespennest und wird entführt.

Absentia Staffel 3: Flott erzählter, runder Plot

Damit bleibt die Serie grundsätzlich auf ihrem Kurs, justiert aber Stellen nach, die in den bisherigen zwei Staffeln nicht immer überzeugten. Nach dem fast Jason Bourne-ähnlichen Ausflug der zweiten Staffel ist Absentia Staffel 3 wieder ein wenig bodenständiger, was die Story angeht. Emilys Jagd auf eine kriminelle Organisation in Europa ist zwar erneut von Paranoia geprägt und lässt den Zuschauer jedes neue Gesicht mit entsprechendem Misstrauen begegnen. Aber die Herkunft von Emily wird zumindest in den ersten fünf Folgen kaum thematisiert – ein Hinweis auf eine mögliche, vierte Staffel?

Neben Katic ist denn auch das Drehbuch der weitere Star der neuen Folgen. Denn die Story legt ein gutes Tempo an den Tag, zeigt erwartete Höhepunkte oft schon deutlich früher, als der Zuschauer das von anderen Thriller-Serien kennt. Und jagt seine Heldin zügig von Kontinent zu Kontinent. Diesmal funktionieren aber auch die Nebenplots richtig gut. Gibt es einen Maulwurf beim FBI? Hat Gunnersen tatsächlich vorsätzlich die einzige Zeugin erschossen? Und welches Spiel spielt Byrnes neue Kollege Cal (Matthew Le Nevez) wirklich?

Gerade aus den undurchsichtigen Nebenfiguren zieht Absentia Staffel 3 eine große Portion Spannung. Und macht auch Szenen, in denen Stana Katic nicht zu sehen ist, zu guten Momenten der Staffel. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Wie in den früheren Staffeln hingegen wirkt auch die neue wieder wie aus einem Guss, obwohl dieses Mal nicht alle Episoden vom gleichen Regisseur inszeniert wurden. Für Thriller-Fans bleibt die Serie weiterhin ein sicherer Tipp, Krimifreunde könnten mit Absentia Staffel 3 aber ebenfalls glücklich werden.

Fazit: 

Auch Absentia Staffel 3 lebt von Stana Katics Performance als reichlich kaputte Ermittlerin mit gehöriger Portion Wut im Bauch. Diesmal dürfen aber auch andere Darsteller zeigen, was sie können, allen voran Patrick Heusinger als Byrnes Ex-Mann. Zudem haben die Autoren diesmal nicht nur Emilys Trip in die Dunkelheit gut geschrieben. Sondern auch Nebenstorys etabliert, die deutlich mehr Spannung verbreiten als in früheren Episoden. Da auch das große Thema der Serie – Emilys Herkunft – wohl noch ungeklärt bleibt, darf gerne eine vierte Staffel kommen!

Absentia Staffel 3 startet am 17. Juli 2020 bei Amazon Prime.

Gesehen: Zehn von zehn Folgen.

Absentia Staffel 3
Um ihn zu retten, trifft sich Emily auf eigene Faust mit dem Gangster Dawkins.