Als 2003 „Im Dutzend billiger“ in die Kinos kam, stand Regisseur Shawn Levy noch am Anfang seiner Karriere. Inzwischen gehört er zu den renommierten Namen in Hollywood und arbeitet gern und oft mit Ryan Reynolds zusammen. Als nun das Remake seines erfolgreichen Films anstand, war Levy auch bereits ausgelastet. Und stand dem Projekt „Im Dutzend Noch Billiger“ nur noch als Exective Producer zur Verfügung. Die Regie übernahm Gail Lerner, die als Produzentin der Serie „Black-ish“ für den neuen Ansatz des Stoffes die richtige Wahl schien. Ob das so ist und der Film die Erwartungen an eine Disney-Komödie erfüllt, klärt die Kritik.
Die Handlung
Der Koch und Restaurantbesitzer Paul (Zach Braff) lernt in seinem Lokal die meinungsstarke Zoe (Gabrielle Union) kennen – und die beiden verlieben sich. Sie haben jeweils schon eine Ehe hinter sich, aus der Kinder hervorgingen. Zoe hat mit Football-Star Dom (Timon Kyle Durrett) Deja und DJ, Paul mit seiner Ex-Frau Kate (Erika Christensen) Ella, Harley und den adoptierten Patensohn Haresh. Und in den Jahren ihrer gemeinsamen Ehe kommen noch einmal zwei Zwillingspaare dazu – neun Kinder im ganzen. Kein Wunder, dass Paul und Zoe ihren gesamten Tagesablauf minutiös geplant haben, um allen Bedürfnissen und Terminen ihrer Kinder gerecht werden zu können.
Doch insgeheim träumt Paul davon, mit seiner selbst erfundenen Sauce einen großen Deal abzuschließen, Millionen zu verdienen und die Patchwork-Familie in ein großes Haus in einem noblen Viertel von L.A. zu bringen. Als sich die Chance bietet, greift Paul beherzt zu – und hat Erfolg. Investoren wollen in Pauls Geschäft einsteigen und die Marke landesweit bekannt machen. Und der Scheck dafür ermöglicht den Umzug in eine Villa, in der nicht nur (fast) jedes Kind ein eigenes Zimmer bekommt, sondern auch optimale Bildung an einer elitären Privatschule. Doch die schwarz-weiße Geschwister-Mischung mischt ihr neues Viertel allein durch ihre Anwesenheit schon mächtig auf …
Harmlose Unterhaltung mit ein paar Kanten
Zach Braff als neuer Steve Martin – kann das funktionieren? Ja, denn beide haben die Rolle des liebenswerten Verlierers oft genug gespielt, um sie im Schlaf zu beherrschen. Braff und Gabrielle Union als weißes-afro-amerikanisches Paar mit entsprechenden Kindern passt zusätzlich noch gut in die Konzernpolitik Disneys, die seit einigen Jahren das Thema Rassismus immer wieder auch in reine Unterhaltungsformate – und das ist Im Dutzend Noch Billiger definitiv – einfließen lassen, ohne deshalb im wahrsten Sinne gleich ein Drama daraus zu machen. Das Casting passt aber auch, weil zwischen den beiden Stars eine gute Chemie herrscht. Die immer wieder vorsichtig angedeutete Erotik ist zwar eher albern als glaubhaft, aber als Duo mit neun Kindern spielen sich Braff und Union die Bälle zielsicher zu.
Natürlich bleibt das so klinisch rein, wie man es von einer Disney-Familienkomödie erwarten darf, das war allerdings schon beim Vorgänger so. Und deshalb nicht unbedingt ein Grund zur Kritik. Dass Disney hier natürlich die Familienwerte mindestens so hoch hält wie in den meisten anderen Produktionen, wird sicher auch niemanden überraschen. Aber wie schon Shawn Levy 2003 gelingt es auch Gail Lerner, jedem der Kinder zumindest so viel Raum zu lassen, dass am Ende des Films keiner mehr fremd wirkt. Zudem ist die Patchwork-Familie des Jahres 2022 auch deutlich glaubwürdiger als die Zwölf-Kinder-Sippe von 2003, deren Ursprung wiederum auf einem Film von 1950 basiert, die Buchvorlage ist nochmals älter.
Rassismus als Thema
Wie nicht anders zu erwarten, lösen sich hier natürlich alle Probleme am Ende des Tages in Wohlgefallen auf – bis auf die ernsten gesellschaftlichen Dinge, die Im Dutzend Noch Billiger immerhin anreißt. So sind die Seitenhiebe gegen das Schulsystem zwar nicht hart, aber doch deutlich genug, um nicht unterzugehen. Und auch die Rede des gefeierten Football-Stars, der noch immer von Cops angehalten wird, wenn der in einer fremden Stadt unterwegs ist und um das Wohl seiner Kinder Angst hat, wirkt nicht wie ein Feigenblatt. Sondern wie ein durchaus ernstgemeinter Kommentar, dass der Alltags-Rassismus in den USA noch lange nicht Geschichte ist. Zwar wiesen unlängst erst etliche Pixar-Mitarbeiter darauf hin, dass Disney mit schwulen und lesbischen Geschichten wohl immer noch große Probleme hat. Aber zumindest die Schwierigkeiten, die Schwarze jeden Tag erleben, lässt Disney in einen ansonsten völlig harmlosen Film einfließen. Das mag ein Anfang sein.
Ob man den Film deshalb sehen muss, ist eine andere Frage. Zwar hat Zach Braff ein paar witzige Szenen, obwohl sein Charakter nicht an seine Paraderolle in „Scrubs“ erinnert. Aber insgesamt hat Im Dutzend Noch Billiger eher den Titel Familienfilm als Komödie verdient. Zwar verbreitet der Film Disney-typische angenehme Schwingungen, so richtig lustig ist das aber in aller Regel nicht. Für einen netten Nachmittag vor dem Fernseher, vor allem mit jüngeren Kinder zwischen sechs und zehn Jahren, reicht der Film in jedem Fall. Erwachsene Zuschauer lachen aber seltener als ihre Kinder.
Fazit:
Immerhin! Ins komplett antiseptische Hohelied auf die Familienwerte, die Disney seit Jahrzehnten feiert, gesellen sich in Im Dutzend Noch Billiger auch ein paar gesellschaftskritische Einsprengsel. Die trüben zwar das Vergnügen an sich nicht, werfen aber doch Fragen auf, die manch jungen Zuschauer wohl beschäftigen könnten. Gänzlich harmlose Unterhaltung ist der Film also nicht. Auch wenn die wenigen leicht unangenehmen Szenen im Gros der zuckersüßen Stimmung nicht sonderlich ins Gewicht fallen. Hier ist zu 90 Prozent klassisches Disney drin, wer genau danach sucht, wird zufrieden sein.
Im Dutzend Noch Billiger startet am 18. März 2022 bei Disney+.