Halloween Kills
Universal Studios

Filmkritik: Halloween Kills

Die „Halloween“-Reihe, 1978 von Horror-Mastermind John Carpenter ins Leben gerufen, gehört zu den ikonischsten Horrorfilm-Serien aller Zeiten. Auch wenn es schon vor dem ersten Film Serienkiller im Kino gegeben hatte, so schuf doch erst Carpenter mit seinem Maskenkiller die Blaupause für zahlreiche Nachahmer, bleibt dennoch bis heute in Sachen Atmosphäre und Spannung unerreicht. Das lässt sich allerdings nur über den ersten Film sagen, den einzigen, den Carpenter selbst inszenierte. Die weiteren Teile der Reihe samt mehrfachen Reboots konnten nur bedingt überzeugen. Auch der lediglich mit Halloween betitelte Film von 2018, der alle Fortsetzungen des Originals ignorierte, war nicht wirklich gut. Macht es „Halloween Kills“ vom gleichen Team nun besser? Das klärt die Kritik.

Jamie Lee Curtis
Laurie ist im Krankenhaus und glaubt, Michael sei in ihrem Haus verbrannt. Ein Irrtum!

Die Handlung

Die gleiche Nacht. Während Tochter Karen (Judy Greer) und Enkelin Allyson (Andi Matichak) die schwer verletzte Laurie (Jamie Lee Curtis) ins Krankenhaus bringen, verbrennt Michael Myers im extra dafür gebauten Haus endlich – oder doch nicht? Als die Feuerwehr anrückt, öffnet sich im Keller des Hauses eine Metallklappe, hinter der sich der Killer bisher vor den Flammen versteckt hatte. Und wenige Minuten später ist keiner der Helder vor Ort mehr am Leben. Michael hat die Falle überlebt und zieht nun erneut in den kleinen Ort Haddonfield ein, um die Bevölkerung dort abzuschlachten. Während viele die Story um den lautlosen Killer für eine bloße Erfindung halten, gibt es in Haddonfield aber auch Überlebende von Michael Terror, die sehr wohl wissen, dass die Gefahr real ist.

Dazu gehören auch Tommy (Anthony Michael Hall) und Lindsey (Kyle Richards, die einst als Kinder miterleben mussten, wie Laurie gegen Michael um ihr Leben kämpfte. Beide gehören einem erlesenen Kreis von Menschen an, der sich regelmäßig trifft: den Überlebenden der Myers-Angriffe. Als sie von Michael Rückkehr nach Haddonfield erfahren, wollen sie dem Monster endgültig den Garaus machen. Das gleiche Ziel verfolgt auch Allyson, die ihre Familie endlich vom Myers-Fluch befreien möchte. Doch wie böse Michael tatsächlich ist und welche Auswirkungen das auf die kleine Stadt haben kann, hätte sich wohl keiner von seinen Jägern träumen lassen. Und so erlebt Haddonfield eine weitere Blutnacht …

Nichts Neues in Illinois

Immer, wenn ein neuer Film einer Horror-Ikone wie Michael Myers herauskommt, haben die Fans Hoffnungen, die sie damit verbinden. Im Fall von Halloween gab es im Lauf der Jahrzehnte einige Versuche, die Figur komplexer zu machen, ihr Hintergrund und Motivation zu geben. So gab es im zweiten Teil der Saga den Hinweis darauf, dass Laurie Michael Schwester ist. Das hatte Bestand bis 2018. Denn unter der Regie von David Gordon Green setzte der neue Film als Fortsetzung des Originals an – und in dem war von der Verwandtschaft der beiden Charaktere noch keine Rede. Daran hält sich auch Halloween Kills – niemand weiß, warum Michael Laurie unbedingt töten will. Damit macht Green seinen Killer noch eine Spur motivationsloser und unerklärter – nach 41 Jahren nicht die beste Idee.

Wie schon der 2018-er Film gibt sich auch Halloween Kills keinerlei Mühe, mehr zu sein als der nächste Aufguss des bekannten Prinzips. Michael mordet sich, diesmal extrem blutig, durch die Stadt. Während Laurie den Film im Krankenhaus verbringt und für den dritten Teil „Halloween Ends“, der im kommenden Jahr in die Kinos kommt, geschont wird. Von daher erinnert der neueste Film schon stark an Halloween 2 aus dem Jahr 1981, den Carpenter immerhin noch schrieb und produzierte. Während der sich aber traute, Laurie zu Michaels Schwester zu machen, traut sich Halloween Kills gar nichts. Was dieser Film bietet, haben alle Fans der Reihe schon hundert Mal gesehen. Und meistens spannender in Szene gesetzt als hier.

Halloween Kills
Denn Michal konnte entkommen, tötete alle Feuerwehrmänner und nähert sich nun der Stadt.

Derbe Kills – und sonst nichts

Wohl gemerkt: Wer Spaß daran hat, möglichst blutige Morde zu sehen, wie es auch das erfolgreichste Halloween-Rip-Off „Freitag, der 13te“ ab Teil 2 dauerhaft zum einzigen Grund für einen neuen Film machte, der kommt hier auf seine Kosten. Blutiger hat Michael lange nicht gekillt. Er aber so etwas wie eine sinnvolle und einer inneren Logik folgenden Story erwartet, geht mit Halloween Kills leer aus. Zwar versuchen die Drehbuchautoren, Michael als eine Art böse Urgewalt aufzubauen, die allein durch ihre Anwesenheit schon andere Menschen verdirbt. Aber das ist dermaßen albern und unglaubwürdig inszeniert, dass es vor allem ältere Fans der Reihe eher zum Lachen als zum Gruseln bringt. Das liegt auch daran, dass in Haddonfield offenbar eine ständige Amnesie herrscht, wenn es um Michel Myers geht.

Denn jeder im Ort kennt die Geschichte des Killers, der bereits mit sechs Jahren eine eigene Schwester erstach. Aber niemand hat sich offenbar merken können, dass Michael mit Waffen gleich welcher Art nicht zu töten ist. Und so machen sich auch diesmal tapfere Vollpfosten auf den Weg, um Michael mit einer Schrotflinte oder einem Revolver zu töten. Was erstaunlicherweise auch dieses mal wieder nicht funktioniert. Tatsächlich gab es lange keinen großen Horrorfilm mehr, in dem sich sämtliche Protagonisten derart dämlich verhalten wie hier. Eigentlich hatte man als Horrorfan seit „Scream“ Ruhe davor. Nun scheint eine Art unsichtbarer Horrorfilm-Gott erneut die Erlaubnis für Vollidioten wider besseren Wissens als Filmfiguren erteilt zu haben.

Halloween Kills
Nun jagt er Überlebende von damals – wie Lindsey, die vor 40 Jahren noch ein Kind war.

Wenig zu tun für die Stars

Dementsprechend haben auch die durchaus guten Schauspieler wie Will Patton, Jamie Lee Curtis oder Judy Greer wenig bis gar nichts zu tun. Während der 2018er Halloween von Green wenigstens noch Carpenters brillante Kamera-Arbeit kopierte, und so ansehnliche Fahrten und Perspektiven erzeugte, verbeugt sich Halloween Kills nur noch vor alten Szenen, deren Qualität er nie erreicht. Und weil die Fans wissen, dass noch (mindestens) ein weiterer Film folgt, ist auch das Ende dieses Werkes nicht weiter überraschend. Das macht Halloween Kills noch einmal schlechter als den bereits mäßigen Halloween von vor drei Jahren. Es bleibt zu hoffen, das Halloween Ends diese unwürdige Trilogie dann wirklich abschließt. So etwas hat der Klassiker von 1978 einfach nicht verdient.

Fazit:

Wer Spaß daran hat, dabei zuzusehen, wie Augäpfel aus dem Schädel gedrückt werden oder ein Kopf eine 360-Grad-Drehung hinlegt, wird mit Halloween Kills möglicherweise seinen Spaß haben. Wer aber auch eine halbwegs im Rahmen der Möglichkeiten glaubwürdige und logische Story hofft, wird hier schwer enttäuscht. Ohne Sinn und Verstand mordet sich Michael durch Haddonfield und verwandelt dabei die Einwohner langsam in Monster. Das ist meist langweilig, ab und zu unfreiwillig komisch und keinen Moment lang sehenswert. Schade, dass John Carpenters Klassiker auf so unerfreuliche Weise weiter gerupft wird wie ein Thanksgiving-Truthahn. Und es ist kaum anzunehmen, dass der abschließende Teil der Reihe im kommenden Jahr besser werden könnte.

Halloween Kills startet am 21. Oktober 2021 in den deutschen Kinos.

Halloween Kills
Und auch Lauries Enkelin Allyson gerät ins Visier des Killers.