Unicorn Store

Filmkritik: Unicorn Store

Brie Larson ist der neue Darling Hollywoods. Obwohl schon von Kindesbeinen an Schauspielerin (erste Rolle 2004), ging ihr Stern erst 2016 mit dem Oscar für „Room“ auf – dann aber so richtig. Mittlerweile verkörpert die 29-jährige mit „Captain Marvel“ die mächtigste Heldin des MCU und hat 2017 sogar schon ihr Debüt als Regisseurin gegeben – mit „Unicorn Store“. Der ist jetzt bei Netflix zu sehen und nach dem Marvel-Film und „Kong: Skull Island“ schon die dritte Zusammenarbeit mit Samuel L. Jackson. Worum geht es da?

Einigen Schauspielern ist die Arbeit vor der Kamera irgendwann nicht mehr genug. Und so wechselt mancher auf den Regiestuhl, um sich selbst in einer Rolle zu inszenieren (wie Clint Eastwood zumeist) oder verzichtet sogar auf einen Auftritt zugunsten der Regie (wie Robert Redford hin und wieder). Den meisten Schauspielern gelingt allerdings keine große Zweitkarriere in Hollywood und oft bleibt es beim einmaligen Ausflug auf den Regiestuhl. Hat Unicorn Store das Zeug dazu, Brie Larson neben der Schauspielerei auch künftige Regie-Jobs einzubringen?

Unicorn Store
Nach ihrem Rauswurf von der Kunsthochschule versucht sich Kit in einem Büro-Job, erwischt mit Gary aber einen sehr unangenehmen Chef.

Unicorn Store: Die Handlung

Die junge Kit (Brie Larson) muss eine Niederlage hinnehmen. Während alle anderen Prüflinge sich in düsteren kleinen Bildern ergehen, badet sie förmlich in Farben und malt ein kunterbuntes Bild zur Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie. Sie fällt durch. Nach kurzem Weltschmerz, den auch ihre Eltern Gladys (Joan Cusack) und Gene (Bradley Whitford, „Get Out“) nicht lindern können, beschließt sie schließlich, ihren Traum aufzugeben und bei einer Zeitarbeitsfirma Geld zu verdienen. Das führt sie in die PR-Agentur von Gary (Hamish Linklater).

Dort muss sie sich nicht nur Garys Avancen erwehren, sondern bekommt auch einen seltsam bunten Brief, der sie in einen Laden einlädt. Dort wird angeblich genau das verkauft, was sie will und braucht. Vor Ort trifft sie auf den „Salesman“ (Samuel L. Jackson), der den Laden als Unicorn Store vorstellt und ihr erklärt, dass sie hier ein Einhorn bekommen könnte – der Traum ihrer Kindheit. Doch dazu muss sie ein paar Bedingungen erfüllen, die in ihrem Umfeld für einiges an Chaos sorgen. Ist Kit am Ende verrückt geworden oder passiert das wirklich?

Unicorn Store: Das Kind in der Frau

Werde niemals so ganz erwachsen. Das ist die recht simple Botschaft von Unicorn Store, die Drehbuch-Autorin Samantha McIntyre mit ihrer Coming of Age-Story für Endzwanziger dem Zuschauer auftischt. Regisseurin und Hauptdarstellerin Brie Larson inszeniert diese Geschichte wenig subtil. Das beginnt bei den Kostümen. Kit heißt nicht nur wie ein ewiges Kind, sie trägt auch ausnahmslos Kinderkleidung. Ob quergestreifte, bunte Pullover in allen Regenbogenfarben oder rosa-hellblaue Schlafanzüge, Kit will optisch nicht erwachsen werden.

Und auch ihre Träume nicht verraten. So wirkt der Beginn der Story, wenn Kit sich einen richtigen Job suchen will, nie wirklich glaubhaft. Daher kommt der Twist mit dem Einhorn-laden auch nicht überraschend, der Zuschauer wartet nur darauf, dass Kit sich wieder auf ihren Weg begibt, der sie prägt. Dass Brie Larson die Rolle auch wie ein mitunter bockiges Kind anlegt, ist nachvollziehbar, macht sie für das Publikum deshalb aber nicht unbedingt sympathischer. In mehr als einer Szenen geht die quietschbunte, leicht angezickte Blondine einfach auf die Nerven.

Unicorn Store
Als sie wenig später die Einladung erhält, im Unicorn Store ihren Traum erfüllt zu bekommen, ist Kit erst skeptisch.

Unicorn Store: Unterforderte Stars 

Da helfen auch die Stars wenig, die Larson zur Mitwirkung in ihrem Regiedebüt überreden konnte. Samuel L. Jackson spielt das, was er seit Jahren immer spielt, wenn er nicht gerade als Nick Fury zu sehen ist. Er redet viel und sagt wenig. Immerhin bekommen die Fans ihn in Unicorn Store in der wohl schrägsten Kleidung zu sehen, die er seit langem an einem Filmset getragen hat. Und auch Filmmutter Joan Cusack und Filmvater Bradley Whitfield bleiben unter Larsons Regie weitgehend blass – weil sie kaum etwas zu tun bekommen.

Denn McIntyres Drehbuch flaniert zwar fröhlich durch einige Themen wie Kits Beziehung zu ihren Eltern, ihre Freundschaft zum Baumarkt-Angestellten Virgil oder die Angst vor ihren Unzulänglichkeiten, aber es nirgendwo wirklich an und nimmt sich die Zeit, sich eingehender mit einem davon zu beschäftigen. In einigen Fällen ist man ganz dankbar, dass man schnell daran vorbeigekommen ist, in anderen wäre man gern stehen geblieben und hätte sich angesehen, was sich daraus entwickeln könnte. So fehlt Unicorn Store eine echte Basis, die den Film erdet.

Das führt dazu, dass zwar immer wieder einzelne Szenen sehr gelungen sind, aber nicht so recht einen einheitlichen Film ergeben wollen. Und Kit den Zuschauer auf der Jagd nach ihrem Einhorn nicht immer mitnimmt. Dazu schafft das Script mit Gary einen derart unangenehmen Charakter, dass er kaum in den sonst doch eher harmlosen Film passt. Und schließlich erschließt sich beim Ansehen auch nicht, welchem Genre Larson ihren Film zurechnen wollte. Für eine Komödie nicht lustig genug, für ein Drama zu harmlos. Fans der Schauspieler schalten wohl dennoch ein.

Fazit:

Brie Larsons erste Regiearbeit, in der sie gleich auch noch die Hauptrolle spielt, ist nicht nur recht harmlos geraten. Unicorn Store wirkt über weite Teil des Films auch ziellos, als wisse die Regisseurin nicht, was für eine Geschichte sie eigentlich erzählen wollte. Ein paar schöne Momente mit Kumpel Virgil, dem von Samuel L. Jackson gespielten Verkäufer oder die Präsentation für den magischen Staubsauger bleiben dennoch hängen. Wenn man kein beinharter Fan der Darsteller ist, verpasst man aber nicht viel. 

Unicorn Store startet am 5. April 2019 bei Netflix.

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Kit engagiert Virgil aus dem Baumarkt, um ihr beim Bau eines Stalls für das Einhorn zu helfen. Wir er mitmachen?