Schon 15 Jahre ist es her, dass Angelina Jolie als Lara Croft in „Tomb Raider“ Schätze in aller Welt jagte. Nun versucht sich die Schwedin Alicia Vikander als blutjunge Lara an der Darstellung der wohl bekanntesten Videospiel-Ikone jenseits von Nintendo. Lohnt sich der Film – auch für Gamer?
Die Action stimmte schon 2001, als Jolie erstmals die Doppelpistolen von Lara Croft um die durchtrainierten Oberschenkel band. Aber mit der Emotion war das so eine Sache. Ein mäßiges Drehbuch sah zwar Raum für jede Menge Action, aber nicht für eine erkennbare Gefühlsregung bei der Heldin. Das machten die Spiele-Entwickler 2013 besser: Unter der Regie des US-Teams „Crystal Dynamics“ wurde der Reboot der Reihe mit einer blutjungen Lara auf ihrem allerersten Abenteuer ein Riesenhit. Hat der neue Film diese Vorlage gut umgesetzt?
Tomb Raider: Die Handlung
Lara Croft (Alicia Vikander, „Tulpenfieber“) ist eigentlich eine sehr reiche, junge Frau. Dennoch wohnt sie in einem schäbigen Apartment in London und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Denn ihr Vermächtnis als Erbin des Croft-Imperiums anzutreten hieße, ihren Vater (Dominic West), der seit sieben Jahren verschollen ist, für tot zu erklären. Und das bringt Lara trotz guten Zuredens von Anna (Kristin Scott-Thomas), der Vertrauten ihres Vaters, nicht über sich. Und gerade als sie doch über die Änderung ihrer Haltung nachdenkt, fällt ihr ein Hinweis in die Hände, der sie endlich auf die Spur ihres Vaters führt.
Diese führt über Hongkong auf eine unwirtliche Insel mitten im Teufelsmeer zwischen China und Japan. Und dorthin reist Lara auch, ohne zu zögern. Doch nachdem sie die Ankunft dort gerade so überlebt hat, muss sie feststellen, dass sie nicht die einzige ist, die auf dieser Insel nach etwas sucht. Die Gefahr, vor der Laras Vater die Welt bewahren wollte, hat das Interesse weniger gutherziger Menschen geweckt. Und nun ist ein Söldnertrupp dabei, unter der Leitung von Mathias (Walt Goggins) nach der Macht zu suchen, die die Welt in ihren Grundfesten erschüttern können soll. Lara muss bald um ihr Leben kämpfen …
Tomb Raider: Gute Action …
Seit die US-Amerikaner von Crystal Dynamics die Franchise 2003 übernahmen, wurde Tomb Raider actionlastiger als früher, das Reboot-Spiel von 2013 setzte diesbezüglich nicht nur für die Reihe neue Maßstäbe, sondern wurde schnell weltweit zum Hit. Wenigstens diese furiosen Actionsequenzen der Entwickler haben es in den Film geschafft. Wenn Lara in Slow-Motion von Bord eines Frachters in die chinesische See springt. Sie sich durch das Klammen an den Flügel eines verrosteten Flugzeugs aus einem reißenden Fluss befreit. Oder mit einem Fallschirm in hohem Tempo durch die Bäume das Urwalds bricht. Dann bietet sich auch auf der Leinwand dieses spezielle Feeling das Spiels.
Leider auch nur dann. Denn die spannende und toll geschriebene Story des Spiels dient hier nur als grobes Gerüst für eine andere Geschichte, die von den bislang eher unerfahrenen Autoren Geneva Robertson-Dworet und Alastair Siddons stammt. Und die haben sehr konsequent alle coolen Ideen des Spiels entfernt und durch eigene, sehr vorhersehbare und hochgradig unoriginelle Handlungsstränge ersetzt. So ist wohl den meisten Zuschauern schon nach wenigen Minuten klar, wohin sich die Geschichte um Laras Vater entwickelt. Und auch der erschreckend eindimensionale Bösewicht ist nicht dazu angetan, lange im Gedächtnis zu bleiben.
Tomb Raider: … maue Story
So kann der Film neben der Action nur einen weiteren Trumpf ins Feld führen, um die Gunst des Pubikums zu gewinnen: Alicia Vikander. Die 29-jährige Schwedin, der man die Rolle als 19-jährige Lara problemlos abkauft, verkörpert die Heldin fast perfekt. Die unerfahrene, junge Lara, die sich ihre Sporen als Schätzjägerin erst noch verdienen muss, wird durch Vikanders Spiel lebendig und ist so der einzige interessante Charakter im ganzen Film. Denn Lara darf hier auch weiche Seiten zeigen und menschliche Reaktionen an den Tag legen.
Der Rest des Ensembles bleibt ebenso blass wie das restliche Drehbuch. Dass hin und wieder dennoch Spaß aufkommt, ist dann auch mehr der Seltenheit solcher Schatzjäger-Geschichten geschuldet als der tatsächlichen Qualität. Zwar ist der Film im direkten Vergleich zu seinem Vorgängern ganz in Ordnung, gegen die Großen seiner Zunft wie den ersten drei „Indiana Jones“-Filmen sieht Tomb Raider aber ziemlich alt aus. Das kann auch eine junge Lara nicht wettmachen.
Fazit:
Eine gut aufgelegte Alicia Vikander und eine handvoll guter Actionsequenzen – mehr hat die Neuauflage des Franchises im Kino leider nicht zu bieten. Zwar ist Tomb Raider immer wieder ganz unterhaltsam, im Vergleich zur brillanten Spielvorlage fehlt es aber an allen Ecken und Enden. Daher werden Gamer von der Verfilmung wohl enttäuscht sein. Wer noch nie mit Lara Croft zu tun hatte, könnte hingegen durchaus seinen, wenn auch sehr vergänglichen, Spaß haben.
Tom Raider startet am 15. März 2018 in den deutschen Kinos.