Nachdem die Rückkehr von Indiana Jones zwar aufgrund des 80 Jahre alten Stars Harrison Ford für viel Furore, aber nicht für volle Kassen sorgte, soll es nun Tom Cruise richten. Der mittlerweile auch schon 61-jährige Superstar des Actionkinos soll für die Kinos in aller Welt einen echten Blockbuster liefern. Und nach Möglichkeit an der Milliarden-Schallmauer kratzen. Mit „Top Gun: Maverick“ gelang ihm das mit 1,4 Milliarden Dollar locker, der vorherige Mission Impossible-Teil Fallout lag immerhin bei knapp 800 Millionen. Kann also Tom Cruise mit „Mission Impossible Dead Reckoning Part 1“ nicht nur die Welt, sondern auch die Kinos im Sommer 2023 retten? Das klärt die Kritik.
Die Handlung
Ein russisches U-Boot testet eine neue Erfindung – eine Tarnkappe, mit der das Schiff für den Gegner unsichtbar wird. Die Technik scheint zu funktionieren, bis sich aus einer merkwürdigen Situation schnell ein Untergangsszenario entwickelt. Kurze Zeit später erhält Ethan Hunt (Tom Cruise) den Auftrag, sich um diese Situation zu kümmern, Offenbar hat eine Weltmacht die ultimative KI entwickelt. Und diese „Entität“ genannte Macht versucht nun, die Welt aufeinander zu hetzen. Hunt und sein Team sollen das verhindern. Dabei spielt sowohl Hunts Freundin Lisa Faust (Rebecca Ferguson) eine Rolle, als auch eine junge Frau, mit der Hunt bislang nie zu tun hatte und die augenscheinlich auch nicht mehr als eine begabte Diebin ist – Grace (Hayley Atwell).
Die soll einen Gegenstand für ihren Auftraggeber stehlen – und dieser Gegenstand entpuppt sich als das, was auch Ethan jagt. Im Verlauf der Jagd auf dieses Ziel, bei dem auch Benji (Simon Pegg) und Luther (Ving Rhames) wieder mit von der Partie sind, begegnet Hunt nicht nur alten Freunden, sondern mit Gabriel (Esai Morales) auch einem alten Feind. Offenbar steht er in Diensten der Entität und will um jeden Preis verhindern, dass Ethan an den Gegenstand gelangt, der der Entität Angst macht. Dafür gehen Gabriel und seine Killerin Paris (Pom Klementieff) brutal über Leichen. Waffenhändlerin Alanna (Vanessa Kirby) wird ebenso in Gabriels Spiel verstrickt wie Hunts Team. Und diesmal steht die gesamte Welt auf dem Spiel …
Düsterer als gewohnt
Obwohl Regisseur Christopher McQuarries Drehbuch sich alle Mühe gibt, sich einen apokalyptischen Anstrich zu geben, fühlt sich MI Dead Reckoning Part 1 nicht viel anders an als die Vorgänger. Es gibt eine Bedrohung und Hunt und sein Team müssen Schlimmeres verhindern. Diesmal allerdings zieht das Script sämtliche Register, um deutlich zu machen, wie gefährlich der neue Gegner tatsächlich ist. Esai Morales spielt diesen nihilistischen Killer in den ruhigen Momenten ebenso bravourös wie in den Actionsequenzen. Und kann so die großen Fußstapfen des vorherigen Bösewichts Henry Cavill durchaus füllen.
Auch McQuarrie geht im möglicherweise vorletzten Auftritt von Cruise als Ethan Hunt neue Wege. So inszeniert er eine Verfolgungsjagd auf einem Flughafen mit vielen Anleihen an Hitchcocks Suspense-Humor-Mischung. Dabei fungiert das Duo Shea Whigham und Greg Tarzan Davis als Militärcops an Hunts Fersen als witzige Auflockerung des mitunter arg düsteren Plots sehr gut. Und auch für Cruise und seine neue Partnerin Hayley Atwell sind McQuarrie einige sehr gelungenen Szenen eingefallen, in denen es mächtig knistert. Angeblich sollen Atwell und Cruise während der Dreharbeiten sogar eine kurze Affäre gehabt haben. Wenn man die beiden gemeinsam vor der Kamera sieht, man würde es auf jeden Fall für möglich halten.
Auf den Spuren von James Bond – mehr denn je
So richtig weit auseinander waren beide Reihen ja nie. Aber Mission Impossible Dead Reckoning Part 1 fühlt sich immer wieder extrem an wie ein Bond-Film. Ob die durchgeknallte Killerin, der Sci-Fi-Plot oder die Action-Sequenzen – hier weht mehr als einmal der Geist von 007 über die Leinwand. Das steht Ethan Hunt allerdings sehr gut. Denn durch die dunkle Story erhält der Film ein wenig mehr Gravitas als das bei den letzten Auftritten Hunts der Fall war. Und ähnelt dadurch den Bondfilmen der Craig-Ära in einigen Momenten sehr stark. Zwar erhält sich McQuarrie mit witzigen Momenten auch immer wieder eine leichtere Stimmung. Doch insgesamt ist der neue Film wohl der morbideste und dunkelste der Reihe.
Das Highlight jedes Films sind die Actionsequenzen und da bildet Dead Reckoning keine Ausnahme. Ob Cruise mit einem Motorrad über eine Klippe fährt und ins Tal fällt, durch einen Sandsturm reitet oder wilde Dinge in einem Auto ohne Türen veranstaltet – die Action lässt dem Publikum immer wieder den Mund offenstehen. Zum einen, weil die Stunts alle sichtbar handgemacht sind und Cruise diese Dinge (scheinbar) wirklich alle tut. Zum anderen, weil McQuarrie mit seiner Erfahrung diese besonderen Momente auch virtuos in Szene setzt. Mehr dann je verabschiedet sich Dead Reckoning allerdings auch von halbwegs glaubwürdigen Szenen. Wenn man sich mit jedem neuen Film selbst übertreffen muss, ist irgendwann der Verlust der Realität eben nicht zu verhindern. Das Publikum wird es kaum stören.
Denn es bekommt erneut einen derart furiosen, niemals langweiligen und mit interessanten Charakteren gefüllten Plot, der sich zwar als besonders komplex aufplustert, eigentlich aber sehr leicht zu verstehen und zu verfolgen ist. Cruise zeigt wieder einmal, dass er entweder der „hardest working man in business“ ist oder zumindest nicht weit davon entfernt. Die Szenen mit Pegg und Rhames haben fast schon etwas Wehmütiges. Ahnt man doch, dass das bald ein Ende haben könnte. Und Hayley Atwell nutzt die Chance, endlich einmal eine große Hauptrolle in einem Blockbuster ergattert zu haben, mit jeder Faser ihres Körpers und ist als eine Art emanzipiertes Bond-Girl in jeder Szene großartig. Keine Frage: Mission Impossible Dead Reckoning Part 1 liefert. Viel besser kann man einen Action-Thriller nicht machen.
Fazit:
Das Duo McQuarrie/Cruise packt mit Mission Impossible Dead Reckoning Part 1 erneut einen Actionthriller aus, der so gut wie allen anderen Filmen des Jahres die Hacken zeigt. Flottes Tempo, trotz 169 Minuten Laufzeit, starke alte und neue Schauspieler, furiose Actionmomente, die mit ihrer Authentizität noch immer beeindrucken. Und ein Plot, der sich mehr denn je wie ein James Bond-Film anfühlt – im besten Sinne. Dazu endet der Film versöhnlich mit einem guten Moment. Und lässt das Publikum nicht mit einem fiesen Cliffhanger in die Wartezeit auf Teil 2 (28. Juni 2024) gehen. Alles richtig gemacht, Mr. Hunt! Wer Actionfilm des Jahres werden will, muss an diesem erst einmal vorbei!
Mission Impossible Dead Reckoning Part 1 startet am 13. Juli 2023 in den deutschen Kinos.