Eine Amerikanerin auf „Ibiza“ auf der Suche nach der großen Liebe? Da gab es sicher schon originellere Grundideen. Für dieses Projekt fanden sich weitgehend unbekannte Schauspieler mit einem weitgehend unbekannten Regisseur zusammen, um eine launige Rom-Com für Netflix zu produzieren. Hat das geklappt oder hat man den Film ähnlich wie eine durchgetanzte Nacht im Club schnell wieder vergessen?
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In den vergangenen Jahren hat sich ein kleiner Trend entwickelt. Eine Gruppe Frauen zieht los, um Spaß zu haben und sich mal ohne Männer – oder auf der Suche nach solchen – richtig zu amüsieren. Erst 2017 begab sich Scarlett Johansson in „Girls Night Out“ auf einen Wochenendtrip mit ungewöhnlichen Folgen. Wenig später gab es mit Jada Pinkett Smith die afro-amerikanische Version davon mit „Girls Trip“. Nun zieht Netflix mit Ibiza nach und lässt ein Damentrio die Inselwelt unsicher machen. Lustig? Romantisch? Oder langweilig?

Ibiza: Die Handlung
Harper (Gillian Jacobs) vegetiert seit Jahren in einer New Yorker Agentur vor sich hin. Doch dann ruft ihre Chefin (Michaela Watkins) Harper zu sich, weil sie einen Businesstrip nach Barcelona übernehmen soll. Ein spanischer Kunde möchte sich eventuell von der Agentur vertreten lassen. Kaum hat Harper die Nachricht ihren beiden besten Freundinnen Nikki (Vanessa Bayer) und Leah (Phoebe Robinson) erzählt, die haben die beiden auch schon gepackt und sitzen wenig später neben Harper im Flugzeug nach Spanien.
Kaum gelandet, findet sich das Trio auch schon zwischen lauter hübschen Menschen im Club wieder. Und dort begegnen sich die Blicke von Harper und Star-DJ Leo (Richard Madden). Doch weil der Abend so ganz anders verläuft, als Harper sich das gedacht hat, kommt es nicht zum Treffen nach Feierabend. Weil sie aber ihre Gefühle nicht verleugnen will – und ihre Freundin herausbekommt, dass Leo am nächsten Abend in einem Club auf Ibiza im Einsatz ist – fliegen die Damen spontan auf die Ferieninsel – mit wilden Folgen …
Ibiza: Zielgruppe unklar
Es ist schwer zu sagen, welche Zuschauer Regisseur Alex Richanbach und Autorin Lauryn Kahn vor Augen hatten, als sie Script und Film umsetzten. Möglicherweise waren es Disco-Fans und Ibiza-Urlauber, denn weite Teile des Films wurden an Original-Schauplätzen gedreht. Und gefühlte 30 Minuten des Films sehen wir schöne, hüpfende Menschen zu lauter Musik im Club. Wer eine interessante Romanze erwartet oder ein wenig guten Humor, der wird auf der Insel allerdings nicht fündig.
Die eigentliche Hauptstory, die Liebesgeschichte zwischen Harper und Leo, ist derart papierdünn, dass sie eigentlich keine zehn Minuten bräuchte, um erzählt zu werden. Daher streckt Kahn die Sache auch durch kaputte Smartphones, wenig glaubhafte Missverständnisse und weitere Hindernisse, die die beiden Liebenden einfach nicht zusammenkommen lassen. Was dann Sinn ergibt, wenn man weiß, dass es andere Handlungen eigentlich auch nicht gibt. Dafür aber jede Menge seltsamer bis richtig unangenehmer Klischees.

Ibiza: Spanier sind alle irre
So finden sich weder in Barcelona noch später auf Ibiza irgendwelche halbwegs normalen Leute. Das Trio begegnet ständig komplett unzurechnungsfähigen Frauen und Männern, die keinen vernünftigen Satz sprechen und ausschließlich komplett bescheuerte Dinge tun. Ob das eine Privatparty in Barcelona ist, wo sich die Gäste Drogen in der Familienpackung einwerfen und dann Sex irgendwo mit irgendjemandem haben. Oder eine junge Frau auf Ibiza, die am liebsten mit verbundenen Augen Auto fährt. Als Europäer ist man überrascht, was die Nachbarn angeblich so treiben.
Das wäre ja auch gar nicht schlimm, wenn diese Kapriolen irgendwie lustig oder so schräg wären, oder einen anderen Zweck verfolgen würden. Leider verleihen ihnen Richanbach und Kahn nie wirklich Sinn. Das gilt für fast jede Szene. Der Film findet über die ganzen 90 Minuten nie zu einem einheitlichen Ton, der dem Zuschauer vermittelt, was für eine Art Film er hier eigentlich gerade sieht. Denn außer sehr schrägen Botschaften über das Sexualleben von Frauen, die sich zum Teil auf „Eis am Stiel“-Niveau abspielen, bietet Ibiza höchstens eine Grundidee von einer stimmigen Story, die aber nie das Licht der Welt erblickt.
Dass neben den Comedy-Fans auch die Romantiker nicht fündig werden, liegt neben der wenigen Zeit, die sich der Film überhaupt mit der Lovestory beschäftigt, auch an der mangelnden Chemie zwischen Gillian Jacobs und Richard Madden. Obwohl beide für sich ihren Job ganz ordentlich machen, sind sie in gemeinsamen Szenen als Paar, das gerade furchtbar Feuer füreinander gefangen hat, wenig überzeugend. So ist Ibiza ein mitunter langweiliger, nie wirklich packender und durchgehend belangloser Film, der offenkundig auch nicht wusste, was er werden sollte.
Fazit:
Trotz der süßen Gillian Jacobs und „Game of Thrones“-Star Richard Madden – dieses Ibiza braucht man nicht. Selten lustig, selten romantisch und ganz oft einfach sehr langweilig, gibt es hier nur eine rudimentäre Handlung. Dafür aber viele fiese Klischees, die keiner braucht. Das Beste am Film sind denn auch die Kulissen, den gedreht wurde an den echten Orten. Ansonsten gehört Ibiza auch zu der wachsenden Menge von Netflix-Filmen, die es ohne das Geld des Streaming-Portals nie gegeben hätte. Weil sie für eine Kinoauswertung schlicht nicht gut genug sind.
Ibiza läuft ab dem 25. Mai 2018 auf Netflix.
