Ready Player One

Filmkritik: Ready Player One

Mit „Ready Player One“ kehrt Steven Spielberg im gesetzten Alter von 71 Jahren zu der Art Film zurück, die ihn groß gemacht hat: dem optisch herausragenden Popcorn-Kino. Der gleichnamige Roman von Ernest Kline aus dem Jahr 2011 gilt vor allem bei Gamern als Kultbuch. Kann die Verfilmung des Hollywood-Altmeisters diesem Anspruch gerecht werden?

Obwohl Steven Spielberg bereits in den mittleren 80ern begann, auch anspruchsvollere Filme zu drehen („Die Farbe Lila“), darf wohl 1994 als Wendepunkt seiner Karriere gelten. In diesem Jahr arbeitete der Regisseur gleichzeitig an „Jurassic Park“ und „Schindlers Liste“. Und bewies damit, wie vielseitig begabt er wirklich war. Sein Dino-Film gilt bis heute als tricktechnisch bahnbrechend und extrem unterhaltsam. Spielbergs Blick auf den Holocaust trieb Millionen Zuschauern Tränen in die Augen und räumte bei den Oscars ab.

Seitdem war von den vor Ideen überschäumenden Popcorn-Meilensteinen des frühen Spielberg nur noch selten etwas zu sehen, der Meister begab sich meist auf ernsthaftere Pfade, zuletzt mit „Die Verlegerin“. Und so stellen sich Fans bei Ready Player One die Frage: Kann Spielberg noch solche Filme drehen wie früher?

READY PLAYER ONE
Als Parzifal (Mitte) jagt Wade mit seinen Freunden die drei Schlüssel, die die Kontrolle über die OASIS ermöglichen sollen.

Ready Player One: Die Handlung

Wir schreiben das Jahr 2045. Der 18-jährige Wade Watts (Tye Sheridan, „X-Men: Apocalypse“) lebt in Columbus, Ohio, der am schnellsten wachsenden Stadt auf dem Erdball. Die Erde ist in einem erbärmlichen und unrettbaren Zustand. Und so vertreiben sich die Menschen die Zeit bis zum Untergang in der „OASIS“, einem Spiel, in dem jeder sein kann, wer er möchte. Und tun kann, was er will. Dort heißt Wade „Parzifal“ und ist einer der besten „Gunter“ (Egg-Hunter). So nennen sich die Spieler, die nach den Hinweisen („Easter-Eggs“) des verstorbenen Spiele-Erfinders James Halliday (Mark Rylance) suchen, die der im Spiel versteckt hat.

Wer alle drei findet, soll nicht nur unermesslich reich werden, sondern dann auch die Geschicke der OASIS kontrollieren. Gemeinsam mit ein paar Freunden, darunter die kämpferische „Artemis“ alias Samantha (Olivia Cooke, „The Limehouse Golem“), sucht Wade im Inneren des Spiels und in der Historie von Halliday nach Spuren, die auch die Easter-Eggs hindeuten könnten. Das allerdings ist Nolan Sorrento (Ben Mendeslon) dem Chef des mächtigen Konzerns „IOI“ ein Dorn im Auge, der mithilfe Tausender von angestellten Spielern selbst in den Besitz der OASIS kommen will. Ein Wettrennen zwischen dem Online-Riesen und dem Häufchen Gamer beginnt, bei dem IOI jedes Mittel recht ist, um zu siegen …

Ready Player One: Anspielungen im Minutentakt

Der Spaßfaktor an Ready Player One ist einfach zu messen. Je mehr man sich in der Games-, Musik- und Filmwelt der 80er auskennt, desto mehr Laune macht der Film. Spielberg und sein Drehbuchautor Zak Penn („Avengers“, „X-Men: Der letzte Widerstand“) feuern aus allen Rohren Figuren, Orte und Gegenstände aus dieser Zeit auf die Leinwand und sorgen bei Zuschauern entsprechenden Alters (oder Wissens) für Dauergrinsen. Von Trinkspielen wie etwa „Bei jeder erkannten Anspielung einen Schnaps trinken“ ist daher dringend abzuraten, da man sonst nach zehn Minuten ins Krankenhaus müsste.

So fährt Parzifal bei einem Autorennen, dem ersten Easter-Egg Hallidays, einen DeLorean, den viele Fans als Zeitmaschine aus „Zurück in die Zukunft“ kennen. Artemis erlaubt sich einen Spaß mit „Alien“ und in einem Kampf taucht ganz kurz eine fiese Figur mit grün-rot geringeltem Pullover und Messerhandschuh auf. Gleich zu Beginn des Films, wenn Wade dem Publikum erklärt, wie sehr die Welt zum Teufel geht, läuft im Hintergrund „Jump“ von „Van Halen“. Vor allem für Stephen King-Fans ist eines der Schlüsselrätsel eine Offenbarung. Diese Aufzählung ließe sich noch sehr lange weiterführen, denn Spielberg konnte außer Disney alle Studios überzeugen, die Erlaubnis für dieses 80er Feuerwerk herauszurücken.

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Diese Schlüssel überreicht der Avatar des Spielerfinders Halliday an den, der eines der drei Rätsel lösen kann.

Ready Player One: Flotte Handlung, Top-Effekte

Aber das ist nichts alles, was hier Spaß macht. Denn der Film tritt über seine gesamten 140 Minuten Länge so gut wie nie auf die Bremse, sondern präsentiert ein nie zu enden scheinendes Actiongewitter. Spielberg ändert die Romanvorlage sogar an manchen Stellen, um zumindest ab und zu die realen Schauspieler zeigen zu können. Denn der größte Teil der Story spielt innerhalb der OASIS und so sind die Darsteller nur als computergenerierte Avatars zu erleben. Die sehen allerdings ebenso gut aus wie der ganze Rest der Bilder – wenn man einen CGI-Overkill wie Ready Player One denn erträgt. 

Damit geht Spielberg trotz seines gesetzten Alters mit der Zeit, denn ohne optisch perfekte Illusionen von neuen Welten, Helden und Monstern funktioniert heutzutage ein Blockbuster dieser Art eben kaum noch. Der 71-jährige tobt sich auf der Leinwand aus wie zu seinen besten „Indiana Jones“-Zeiten und pfeift dafür mitunter auch auf Glaubwürdigkeit oder Logik. Das ist allerdings nichts, was er bei seinen 80er Klassikern nicht auch regelmäßig getan hätte. Hier zählt nur der optische Reiz, die atemlose Jagd, der furiose Kampf gegen das Böse. Spielberg schien einen Film machen zu wollen, den vor allem seine Enkel lieben können.

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Im Club in der OASIS gehört das Tanzen auf dem Boden der Vergangenheit an.

Ready Player One: Schlicht, aber herzlich

Dabei vergisst der erfahrene Regisseur aber nie, welche wichtige Grundregeln bei einem Film dieser Art erfüllt sein müssen, damit er funktioniert. Und so präsentiert er uns mit Wade und Samantha ein Liebespaar, mit dem man mitfiebern kann. Helden mit Schwächen, die dennoch nicht aufgeben. Und einen wahrhaft hassenswerten Bösewicht. Sein Herz verliert Ready Player One dabei auch bei den heftigsten Effekt-Gewittern nicht. Und hält seine Zuschauer deshalb stets emotional bei der Stange.  

Ready Player One ist trotz seiner scheinbaren Zukunftsvision in erster Linie ein klassisches Märchen wie „Star Wars“ und „E.T.“ und hat trotz dystopischer Ausgangssituation wenig mit „Matrix“ zu tun. Dieser Film will ausschließlich so gut unterhalten wie möglich – und sonst nichts. Wem das nicht genügt, der sollte um Ready Player One einen weiten Bogen machen. Wer sich hingegen für 140 Minuten darauf einlassen kann, wieder mit den Augen eines Zwölfjährigen zu sehen, wird hier ganz viel Spaß haben.

Fazit:

Diesen Film hat Steven Spielberg für Fans von „Indiana Jones“ und den „Goonies“ gedreht und nicht für Cineasten, die aus Spielbergs Schaffen eher Filme wie „München“ oder „Die Geisha“ schätzen. Ready Player One ist als pure Unterhaltung ohne Hintersinn gedacht – und den Job erledigt der Film exzellent. Hirn aus, Augen auf, Reingehen!

Ready Player One startet am 5. April 2018 in den deutschen Kinos.

READY PLAYER ONE
Der fiese Konzernchef Sorrento will mit seiner Firma OASIS beherrschen – und geht dafür über Leichen.