Britannia

Serienkritik: Britannia

Mit „Britannia“ wandeln SKY und Amazon Prime Video, die sich die Kosten für die Serie teilten, ziemlich deutlich auf den Spuren von „Game of Thrones“. Ist die Invasion der Römer an der englischen Südküste im Jahre 43 nach Christus qualitativ tatsächlich ähnlich gut?

Man nehme ein Land voller Mythen und Geheimnisse, stelle einen fast unbesiegbaren Feind vor die Tore und entfache unter den Einwohnern jede Menge blutige Konflikte, die vom eigentlichen Gegner ablenken. Kommt das jemandem bekannt vor? Was bei Game of Thrones zu einem Megahit wurde und TV-Geschichte schrieb, soll nun auch dem neuen Historienepos Britannia auf SKY zum Erfolg verhelfen. Ab Freitag, dem 23. Februar 2018 sendet der Pay-TV-Sender jede Woche eine neue Folge. Lohnt sich das Einschalten?

Britannia
Der jungen Cait und dem Druiden Divis kommen im Kampf um Britannia besondere Aufgaben zu.

Britannia: Die Handlung

Es herrscht Krieg in Britannien. Die Stämme der Regni unter Königin Antedia (Zoe Wannamaker) und der Cantii unter König Pellenor (Ian McDiarmid) hassen sich bis aufs Blut und lassen nichts unversucht, sich gegenseitig zu vernichten. Zwischen beiden sitzen die Druiden mit ihrem Anführer Veran (Mackenzie Crook), Verkünder der Worte der Götter, und halten sich aus dem Konflikt heraus, um ihr eigenes Süppchen zu kochen. Daher bemerkt zunächst auch niemand, dass das Römische Imperium mit vier Legionen unter dem Kommando des Generals Aulus Plautius (David Morrissey) an der Küste gelandet ist und sofort beginnt, einige keltische Dörfer niederzubrennen und die Bevölkerung zu versklaven.

Als die Regni und Cantii endlich registrieren, was da über sie hereinbricht, haben die Römer schon ein befestigtes Lager gegründet und beginnen damit, unbarmherzig ihren Willen durchzusetzen. Doch ein paar Kelten setzen alles daran, die Invasoren wieder loszuwerden. Da ist die Cantii-Prinzessin Kerra (Kelly Reilly), die mit Plautius verhandeln will. Da ist der ausgestoßene Druide Divis (Nikolaj Lie Kaas), der angeblich einen Dämonen im Leib trägt und in Plautius einen weiteren vermutet. Und da ist die junge Cait (Eleanor Worthington Cox), die durch die Römer fast ihre ganze Familie verliert und auf Rache brennt …

Britannia: Keine Historienserie

Wer hier auf eine historisch korrekte Serie mit Bildungsauftrag hofft, muss umdenken. Außer dem geschichtlich belegten Aulus Plautius, der tatsächlich Teile von Britannien für Rom eroberte, stimmt hier eigentlich nichts. Aber das ist auch nicht der Anspruch der Serienschöpfer, für sie stand deutlich der Unterhaltungswert im Vordergrund. Tatsächlich fühlt sich Britannia vor allem durch die Druiden deutlich stärker wie eine Fantasyserie an, die lose auf geschichtlichen Ereignissen beruht.

Und die Macher spielen auch sehr deutlich damit, mythische Elemente in ihrer Story zu haben. Der historische Krieg zwischen Römern und Kelten spielt hier nur eine sehr untergeordnete Rolle. Ob das Budgetgründe hat, lässt sich schwer sagen, gigantische Schlachten wie in Game of Thrones gibt es hier jedenfalls nicht zu sehen. Und auch das Römerlager, angeblich für 20000 Legionäre gedacht, sieht eher nach 2000 Mann aus. Möglicherweise ein Grund, die Geschichte auf kleinerer und persönlicherer Ebene zu erzählen.

Britannia
Der gruselige Druidenanführer Veran spielt ein undurchsichtiges Spiel.

Britannia: Handelndes Quintett

Die Handlung konzentriert sich daher hauptsächlich auf fünf Figuren, durch deren Schicksal die Geschehnisse vorangebracht werden. Im Zentrum dabei steht Kelly Reillys Charakter Kerra, die mit den meisten der anderen Charaktere gemeinsame Szenen hat und daher maßgeblich an den Ereignissen teilhat. So spricht sie mehrfach mit Aulus und dem Druiden Veran und kümmert sich auch um Cait, die bei ihr Zuflucht sucht. Lediglich mit Divis hat sich nichts zu tun, dessen Story bringt ihn aber immer wieder mit der jungen Cait zusammen.

Doch Kerra ist der Charakter, mit dem die Serie steht und fällt. Und häufig zeigt die Spannungskurve auch nach unten, wenn sie nicht zu sehen ist. Denn die anderen Handlungsstränge bringen es allesamt nicht auf die gleiche Intensität, mit der das Schicksal der Cantii-Prinzessin erzählt wird. Und so hat die neue Serie, obwohl nur neun Episoden lang, doch auch manche Länge. Denn einige der Nebenstorys treten einfach viel zu lange auf der Stelle, um wirklich zu packen. So auch die des Druiden Divis, der zwar durchaus einige der wenigen Humorpunkte in der Serie verdient, dessen Geschichte aber deutlich zu wirr ist.

Britannia: Kein Game of Thrones

Und so erzeugt Britannia auch nicht die gleiche Spannung und Faszination, mit denen HBOs Megahit die Zuschauer in aller Welt in seinem Bann hält. Zwar kann die Serie in Sachen Gewalt durchaus mithalten, denn wenn es rabiat wird, scheut sich die Serie nicht, das auch zu zeigen. Aber beim Sex wird Britannia schon deutlich züchtiger als GoT. Obwohl das Thema durchaus stattfindet, haben sich die Macher hier in Sachen explizite Bilder stark zurückgenommen. Möglicherweise wollte Amazon nicht, dass die Serie, die in den USA über den Onlineriesen zu sehen ist, Probleme mit dem Jugendschutz bekommt.

Auch in der komplexen Geschichte bleibt Britannia hinter GoT zurück. Denn hier sind weit weniger Parteien in den Kampf um die Macht verstrickt. Und das Ergebnis steht bedingt durch den historischen Hintergrund auch schon fest. Mithalten kann die Serie aber durchaus dann, wenn man die Bilder miteinander vergleicht. Denn hier machen die Regisseure und Kameraleute der Serie durchgehend einen guten Job. Und zaubern einige magische Momente auf den Bildschirm. Tatsächlich hat man immer wieder das Gefühl, man könnte hinter der nächsten Wegbiegung auf Merlin, Morganna oder Artus treffen. Britannien als sagenumwobenes, mythisches Land zu zeigen, gelingt der Serie ausgezeichnet.

Britannia
Optisch ist der Ausflug nach Britannia ein uneingeschränkter Genuss.

Und so besitzt Britannia trotz mancher Längen durchaus ihren eigenen Charme, der bei dem einen oder anderen Zuschauer sicher gut ankommt. Wer neben GoT auch Serien wie „Vikings“ schätzt, könnte sich auch im Britannien des Jahres 43 recht wohlfühlen. Zwar hat die Serie noch Luft nach oben, ist aber auch in ihrer ersten Staffel schon ordentlich. Und bietet für kommende Staffeln, so sie denn bestellt werden, viel Potenzial für eine spannende Fortsetzung. Die Musikauswahl für den Vorspann („Hurdy Gurdy Man“ von Donovan) bleibt allerdings auch beim neunten Mal seltsam unpassend.

Fazit:

Gute Schauspieler agieren in einem nicht immer packenden Plot vor grandios eingefangener Kulisse des antiken Britannien. Für Fans von GoT und Vikings ist Britannia aber durchaus eine Alternative während des Wartens auf neue Folgen. Und auch im alten England könnte sich aus einer ordentlichen ersten Staffeln zukünftig noch ein echter Kracher entwickeln – das Potenzial dazu ist vorhanden.

Britannia startet am 23. Februar 2018 auf SKY.