Die Verlegerin

Filmkritik: Die Verlegerin

Einst war er das Hollywood-Wunderkind schlechthin und erfand mit „Der weiße Hai“ den Sommer-Blockbuster. Daher gilt Steven Spielberg für viele als der Inbegriff des Unterhaltungsfilm-Regisseurs, obwohl der 71-jährige bereits seit Mitte der 80er Jahre immer wieder auch sehr ernsthafte Filme drehte. Mit „Die Verlegerin“ liefert er nun eine weitere Arbeit ab, die weniger unterhalten als vielmehr aufklären soll. Meryl Streep spielt „Die Verlegerin“ – der Film zu Trump.

Wenn Steven Spielberg sich eines historischen Themas annimmt, kann man stets mit einem guten Film rechnen. Denn seit „Die Farbe Lila“ hat der vielleicht erfolgreichste Regisseur der Welt immer wieder unvergessliche Momente der Kinohistorie geschaffen, die auf wahren Begebenheiten basieren. „Schindlers Liste“, „München“ oder „Lincoln“ sind nur einige Beispiele. Allerdings sind nicht alle seine Ausflüge in ernstere Gefilde echte Highlights in seinem Schaffen. Wo ordnet sich Die Verlegerin ein?

Die Verlegerin
Tom Hanks spielt den schlitzohrigen Chefredakteur Ben Bradlee.

Die Verlegerin: Die Handlung

1971: Durch einige Aktivisten gelangen geheime Regierungspapiere in die Redaktion der renommierten New York Times. Die so genannten Pentagon-Papers beinhalten brisante Aussagen, aus denen hervorgeht, dass die US-Regierung bereits seit Jahren wusste, dass der Vietnamkrieg nicht zu gewinnen war. Dennoch ging er noch lange weiter und kostete tausende von Soldaten auf beiden Seiten das Leben. Weil die Regierung Wind von der geplanten Veröffentlichung bekommt, verhindert sie per Gerichtsbeschluss, dass die New York Times erscheinen darf. 

Die eher kleine Washington Post bekommt ebenfalls die Chance, die Papiere in die Hände zu kriegen und abzudrucken. Und Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) ist mehr als gewillt, das trotz Androhung der Klage auch zu tun. Doch die Entscheidung liegt bei seiner Chefin, der Verlegerin Katharine Graham (Meryl Streep), die die Zeitung von ihrem Mann geerbt hat und eigentlich auf ihre Anwälte und Berater hört. Wird sie der Pressefreiheit zu ihrem Recht verhelfen und drucken? Oder wird sie in einer finanziell heiklen Phase für die Zeitung einknicken und dem Ärger aus dem Weg gehen?

Die Verlegerin: Klare Aussage zur aktuellen Lage

Aus seiner politischen Haltung hat Steven Spielberg nie einen Hehl gemacht. Und auch Die Verlegerin zeigt deutlich, dass das liberale Hollywood mit den Machenschaften von Präsident Trump nicht glücklich sind. Denn obwohl sich der Film auf eine tatsächliche historische Story aus dem Jahr 1971 bezieht, zielt Spielberg mit dem Drehbuch von Josh Singer, der unter anderem „Spotlight“ schrieb, klar auf Trumps Kampf gegen die Pressefreiheit ab. Und diese allzu deutliche Absicht tut dem Rest des Films leider nicht wirklich gut.

Was nicht heißt, dass Die Verlegerin nicht unterhaltsam wäre. Vor allem Tom Hanks tut in jeder seiner Szenen alles, um den eigentlich eher trockenen Stoff mit emotionalen Momenten zu versehen. Seine Version des bockbeinigen, aber furios für Pressefreiheit kämpfenden Chefredakteurs ist eines der Highlights des Films. Und auch die oscarnominierte Meryl Streep ist als titelgebende Verlegerin traditionell gut. Beide Leistungen täuschen aber nicht über die Tatsache hinweg, dass der Film für seine Laufzeit von fast zwei Stunden schlicht nicht genug Handlung hat.

Die Verlegerin
Die Anwälte des Verlags sind von Bradlees Plänen wenig begeistert.

Die Verlegerin: Zu bemüht korrekt

Denn im Kern der Handlung geht es nur um die Frage, ob Graham sich nun für finanzielle Sicherheit oder Pressefreiheit entscheidet. Und dieser Moment ist im Film eher unspektakulär inszeniert. Auf dem Weg dorthin gibt es immer wieder kleine humoristische Perlen zu sehen. Spielberg gibt seinem Film ohnehin durchgehend einen satirischen Anstrich, auch wenn das Grundthema ernst genug ist. Dadurch weiß aber der Nicht-Amerikaner im Kino auch nicht immer, wann eine Szene tatsächlich realistisch, und wann sie satirisch überspitzt ist. Das wird Spielberg kaum stören, da er den Film sicher hauptsächlich für den US-Markt drehte, wo der reale Fall bis heute zur Allgemeinbildung gehört. Für Europäer ist der Stoff so aber deutlich schwieriger zu verstehen.

Und so werden viele das Kino mit dem Gefühl verlassen, einen aufrechten und gut gemeinten Film gesehen zu haben, der auf der Unterhaltungsebene aber nicht durchgehend funktioniert und seine Längen hat. Die Oscarnominierung dürfte denn auch eher politische als künstlerische Gründe haben. Die Verlegerin ist kein schlechter Film, aber in einem derart guten Jahrgang wie diesem hat er eigentlich als „Bester Film“ nichts verloren. Da gibt es bessere.

Fazit:

Ein gute und routiniert erzählte Politik-Aufklärungsstunde, die sicher auch gut gemeint ist, aber über seine 117 Minuten nicht immer fesselt. Tom Hanks und Meryl Streep machen Die Verlegerin zumindest für Fans der beiden Schauspieler zum vergnüglichen Kinobesuch. Zu den großen Werken des Regiegiganten zählt der Film aber definitiv nicht, auch wenn er seine Aussage deutlich auf den Punkt bringt.

Die Verlegerin startet am 22. Februar 2018 in den deutschen Kinos.

Die Verlegerin
Steven Spielberg trifft in seinem neuen Film klare politische Aussagen.