Jurassic World 3

Filmkritik: Jurassic World 3

Sie sind zurück – angeblich ein letztes Mal. Mit „Jurassic World 3“ oder „Jurassic World – ein neues Zeitalter“, wie der dritte Film der neuen Trilogie und der insgesamt sechste der gesamten Reihe eigentlich heißt, plant Regisseur Colin Trevorrow ein Ende der Saga um die von Gen-Technik zurückgebrachten Giganten der Urzeit. Um diesmal auch wirklichen jeden Fan zu aktivieren, bietet das Drehbuch sowohl die neuen Stars als auch die alten Haudegen auf. Zudem übernimmt mit Trevorrow erneut der Regisseur des erfolgreichen ersten Jurassic World-Films das Ruder. Ob die Saurier diesmal wieder ihren ganzen blutigen Charme spielen lassen oder der sechste Film auch der letzte bleiben sollte, klärt die Kritik.

Jurassic World 3
Der Mosasaurus schaut zu Beginn auf einen Bissen vorbei.

Die Handlung

Seit den Ereignissen des letzten Films sind vier Jahre vergangen. Die Dinosaurier haben sich über Teile der Erde ausgebreitet und gehören mittlerweile zum Alltag. Owen (Chris Pratt) und Claire (Bryce Dallas Howard) leben mit der geklonten Maisie (Isabella Sermon) in einer abgelegenen Hütte im Norden der USA, um das Kind vor skrupellosen Forschern zu schützen. Doch Maisie ist gerade im Rebellenalter, was zu Problemen führt. Weiter im Süden des Landes besucht Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) ihren Ex-Freund und Kollegen Dr. Alan Grant (Sam Neill) mit einer dringenden Bitte. Sie braucht einen Experten, der sie in die Zentrale von Biosyn begleitet, dem weltweit führenden Gen-Technik-Unternehmen.

Denn Ellie hat auf den Feldern im Süden riesige Heuschrecken entdeckt, die sämtliche Ernten vernichten -bis auf die Felder, auf denen von Biosyn veränderte Pflanzen wachsen. Ein Zufall? Das will Ellie klären. Und so macht sich das ehemalige Paar auf den Weg, um nicht nur ihren alten Weggefährten Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) zu treffen, sondern auch den Chef der Firma, Dr. Lewis Dodgson (Campbell Scott), nach den Ereignissen im Mittelwesten zu befragen. Hat erneut eine geldgierige Tech-Firma ihre Hände im Spiel? Oder liegt die Sache diesmal völlig anders?

Kein Mut zu Veränderungen

Wie die Wissenschaft längst entschlüsselt hat, war aller Wahrscheinlichkeit nach eine plötzliche Veränderung der Lebensbedingungen durch einen großen Meteoriten das Ende der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren. Und die Universal-Studios scheinen offenbar zu glauben, das gelte auch für Filme über die Tiere. Wie sonst ist es zu erklären, dass Colin Trevorrow dem Publikum erneut eine Geschichte auftischt, die fast ausschließlich aus bekannten Versatzstücken der Vorgänger besteht? Jurassic World 3 wirkt, als habe der Regisseur und Co-Autor eine Liste mit ikonischen Momenten der Filmreihe bekommen. Und die für das neue Projekt abgearbeitet und dabei irgendwie alle Stars der bisherigen Serie berücksichtigt. Das Ergebnis ist ein seelenloses Sammelsurium an zum Teil guten Szenen, die aber kaum einen Film ergeben.

Das kann man allerdings den Schauspielern kaum anlasten, ganz im Gegenteil. Laura Dern und Sam Neill versprühen augenblicklich wieder die alte Chemie von damals und Jeff Goldblum spielt den Chaostheoretiker vielleicht sogar noch ein wenig chaotischer als früher. Und auch Pratt und Howard als Paar und mittlerweile auch liebende Eltern funktionieren innerhalb ihres Kontextes ordentlich bis gut. Allein, wer glaubt wirklich noch, dass einer dieser Helden je ernsthaft in Gefahr geraten könnte, selbst wenn der Trailer dies noch so sehr suggeriert? Trevorrow gelingt es nie, eine wirkliche Angst um die Helden der Geschichte zu erzeugen und langweilt noch dazu mit schablonenhaften Schurken, denen jegliches Charisma fehlt.

Jurassic World 3 Gruppenbild
Geballte Star-Power: Zum Finale finden sich die wichtigsten Charaktere der Vorgängerfilme ein.

Best of … statt eigener Film

Das Hauptproblem an Jurassic World 3 ist aber die ständige Rückkehr zu Szenen, die in Vorgängern bereits funktioniert haben. Und dem Publikum deshalb bekannt sind. So hat der (noch immer viel zu groß geratene) Mosasaurus genau einen einzigen Auftritt am Anfang, spielt danach aber keine Rolle mehr. Die Flucht von Owen auf einem Motorrad vor einer Horde trainierter Raptoren durch die Altstadt von Malta sieht zwar gut aus, war aber ganz ähnlich bereits in Teil vier zu sehen. Bis sich alle Helden schließlich nach etwa 90 Minuten zum großen Finale am gleichen Ort einfinden, haben die Zuschauer noch viele weitere solcher bekannten Momente erlebt – und so gut wie keine neuen. In Sachen Innovation haben tatsächlich die von vielen Fans geschmähten Teile 3 und 5 noch am meisten zu bieten.

Das Drehbuch hat aber nicht nur diese Wiederholungstendenz. Es ist auch noch schlampig geschrieben und wählt oft die bequemste, damit aber auch unglaubwürdigste Lösung. Am deutlichsten macht das eine neue Figur. Kayla Watts (DeWanda Wise) ist eigentlich Frachtpilotin, die ihren lukrativen Arbeitgeber aber aufgrund von mütterlichen Gefühlen schnell über Bord wirft und den Helden hilft. Und wann immer sich eine Frage ergibt, die den wissenschaftlichen Komplex betrifft, der als Ort des dritten Aktes dient, kann sie diese beantworten, auch wenn sie nur darüber hinweggeflogen ist. Und es mit Mamoudou Athie einen weiteren neuen Darsteller gibt, dessen Rolle für die Beantwortung solcher Fragen viel plausibler gewesen wäre.

Das Finale erfüllt nur niedrige Erwartungen

Henry Wu
Serienbösewicht Dr. Henry Wu experimentiert diesmal mit Heuschrecken. Ob das eine gute Idee ist?

Und so wird Jurassic World 3 wohl hauptsächlich Zuschauern gefallen, die entweder noch nicht viele der Vorgänger gesehen haben. Oder aber Filmemacher auch beim achten Halloween-Film dafür feiern, dass Michael Myers erneut Leute umbringt. Ein wenig Retro-Vibes geht natürlich von den Stars des ersten Films aus, der qualitativ noch immer wie eine Flamme meilenweit über dem Rest leuchtet. Denn das Wiedersehen mit Dern und Neill macht wirklich Freude. Außer meist gut animierten und vielen neuen Sauriern (wie viele Arten haben die eigentlich damals wiederbelebt?) und der bereits erwähnten Star-Power kann der sechste Teil der Dino-Reihe nicht viel bieten. Bis einem Drehbuchautor endlich eine neue Geschichte zu den alten Tieren einfällt, bleibt die Ankündigung des letzten Teils hoffentlich Realität.

Fazit:

Ein schlampiges, wenig durchdachtes Drehbuch und jede Menge Wiederholungen bereits bekannter Ideen und Szenen aus den Vorgängerfilmen trüben die Wiedersehensfreude mit den alten Helden aus dem ersten Film deutlich. Jurassic World 3 kann zwar in der Regel mit ordentlichen Tricks und Effekten glänzen. Er hat aber ansonsten so gar nichts Neues zum Franchise hinzuzufügen und lässt das Publikum daher über weite Strecken seiner knapp 150 Minuten weitgehend kalt. Mit dem grandiosen Start der Serie hat das nur noch die Grundidee gemeinsam. Die mäßige Qualität von Story und Drehbuch können auch die durchaus engagierten Stars hier nicht mehr kaschieren. Ja, Jurassic World – ein neues Zeitalter unterhält halbwegs – wenn man nicht viel erwartet. Aber da haben wir doch auf etwas mehr gehofft, oder?

Jurassic World 3 startet am 8. Juni 2022 in den deutschen Kinos.

Isabella Sermon
Klonkind Maisie gerät erneut zwischen die Fronten – diesmal die zwischen Ober- und Unterkiefer.