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Filmkritik: John Wick: Kapitel 2

Nach langer Durststrecke gelang Keanu Reeves 2014 mit John Wick ein furioses Comeback als harter Actionstar. Kein Wunder also, dass mit John Wick: Kapitel 2 nun der zweite Teil um den Auftragskiller in Frührente in den Startlöchern steht. Kann er seinem Vorgänger das Wasser reichen? Ist er gar besser?

Es gibt Filme, die machen einfach so viel richtig, dass kleine Schwächen gar nicht mehr ins Gewicht fallen. So ein Film war John Wick. Weder wies er ein sonderlich originelles Thema auf – Profikiller wird aus Rache wieder aktiv – noch bot er Dinge, die man so noch nie gesehen hatte. Aber was er zeigte, das tat er richtig: Gute Action, wenig Blabla, galliger Humor – all das machte aus John Wick einen unerwartet großen Erfolg bei Genrefans. Es war daher keine Überraschung, dass nun ein zweiter Film mit dem wortkargen Todesprofi in die Kinos kommt. Lohnt sich das?

Die Handlung

Eigentlich wollte John Wick (Keanu Reeves) nach seiner Rachaeaktion an einer russischen Mafiabande nun endgültig seine Ruhe, doch es kommt anders: Santino D’Antonio (Ricardo Scamarcio), Sohn einer der größten Gangsterfamilien der Welt, verlangt von Wick, einen Auftrag anzunehmen, da er offenkundig wieder Jobs erledige. Wick lehnt ab, trotz eines Siegels im Besitz D’Antonios, das Wick mit einem Blutschwur in die Pflicht nimmt, den Auftrag anzunehmen. Wicks Weigerung hat unerfreuliche Konsequenzen: Der Mafiaboss fackelt Wicks Designerhaus bis auf die Grundmauern ab. Und auch Wicks väterlicher Freund, der Killerhotel-Betreiber Winston (Ian McShane), macht Wick unmissverständlich klar, dass er dem Blutsiegel nicht absagen darf, will er sein Ehre und sein Leben behalten. Also macht sich Wick schweren Herzens an die Vorbereitung für den Auftrag, denn er kennt das Opfer gut …

Seltenes Ereignis

Wie viele Filmserien fallen Ihnen spontan ein, wenn Sie eine nennen sollen, bei der Teil zwei besser war als Teil eins? Ja, viele gibt es da nicht – jetzt aber eine mehr. Denn John Wick 2 ist tatsächlich noch besser als ein Vorgänger. Das liegt an mehreren Faktoren. Am offensichtlichsten: Teil zwei hatte ein größeres Budget als Teil eins und Regisseur Chad Stahelski, ehemaliger Stunt-Fachmann, nutzt das Geld für spektakuläre Locations und grandios choreographierte Kämpfe vor ausgefallener Kulisse. Es geht deutlich mehr zu Bruch als im Vorgänger, ohne jemals die ungesunde Dimension gehirntoter Blockbuster anzunehmen, die die zerstörte Menge Material mit Qualität gleichsetzen. Bei John Wick: Kapitel 2 bleibt alles der Story untergeordnet – und die ist wieder gut.

John Wick: Kapitel 2
John Wick tut das, was er am besten kann: Töten.

Coole Mythologie

Zwar erfindet auch Teil zwei das Rad der harten Actionfilme nicht neu, aber Drehbuchautor Derek Kolstad, der bereits den ersten Film schrieb, macht wieder sehr viel richtig. So verfügt der Film bei aller Stringenz im Hauptplot über diverse spannende Nebenhandlungen und Charaktere, die für mehr als einen coolen Twist genügen. Zum anderen dringt der Film diesmal deutlich tiefer in die in Teil eins angedeutete Mythologie eines weltweit operierenden Auftragskiller-Ordens ein, macht John Wick damit zwar endgültig zur Fantasy-Reihe, sorgt aber auch für einen Blick in ein faszinierendes Universum, dass scheinbar unsichtbar neben dem realen existiert. Diese Schattenwelt mit all ihren geheimen Anführern (wie Lawrence Fishburne in einer sehenswerten Reunion der alten „Matrix“-Helden oder „Django-Star Franco Nero) hebt John Wick: Kapitel 2 nochmal auf ein höheres Level, als es der schon gute erste Teil vermochte.

Kolstad war aber schlau genug, die besten Aspekte des Erstlings nicht anzurühren. So stehen erneut furios inszenierte Actionsequenzen voller grimmiger Härte (der Film bekam just eine Freigabe ab 18) und trockener Humor im Vordergrund und machen auch diesen Film bei aller Ernsthaftigkeit des Themas zum extrem unterhaltsamen und spaßigen Trip in eine Welt, wo Auftragskiller nur mit Ehrenkodex eine Chance aufs Überleben haben. Wo Teil eins eine gute Rächerstory mit comichaft überhöhten Figuren präsentierte, stößt John Wick: Kapitel 2 die Tür zum wohl fesselndsten Killer-Universum seit Pulp Fiction auf. Eigentlich undenkbar, dass da nichts nachkommen könnte, Teil drei ist ja auch bereits in Arbeit.

Fazit:

Auch John Wick: Kapitel 2 ist für den Massenmarkt eigentlich zu hart und zu abgedreht, aber für genreaffine Zuschauer, denen Blut wenig ausmacht, ist der Film ein Grund zum Feiern. In jedem wichtigen Aspekt besser als der Vorgänger, ist er schon jetzt eines der Action-Highlights des Jahres und dazu ein sehr cooler Fantasyfilm, der uns einen Blick in eine extrem interessante Parallelwelt werfen lässt. Da darf gern, nein, da muss eigentlich noch mehr kommen. Reeves beweist, dass er körperlich immer noch von seinem Matrix-Training profitiert, und seine dunkle Seite glaubhaft auf die Leinwand bringen kann. Und 120 Minuten waren lange nicht mehr so gut mit Inhalt gefüllt wie hier. Nichts für Schöngeister und Problemfilm-Goutierer, aber ein Heidenspaß für hartgesottene Actionfans. So muss das aussehen, Vin Diesel!

John Wick: Kapitel 2 startet am 16. Februar in den deutschen Kinos.

John Wick: Kapitel 2
Schöner Moment für alle Matrix-Fans: Neo und Morpheus treffen wieder auf der Leinwand aufeinander.