XXX - Return of Xander Cage
Vin Diesel as Xander Cage in xXx: RETURN OF XANDER CAGE by Paramount Pictures and Revolution Studios

Filmkritik: XXX – Return of Xander Cage

Erst am Tag des Kinostarts dürfen Filmjournalisten Auskunft darüber geben, wie der dritte Teil der „XXX“-Reihe und der zweite mit Held Vin Diesel denn nun geraten ist. Wenn Sie sich jetzt fragen, welches Wissen da wohl dem Publikum vorenthalten werden soll, sind Sie schon auf der richtigen Spur: Dieser Film ist harter Tobak.

Von Zeit zu Zeit kommen Filme ins Kino, deren Existenz man erst einmal verdauen muss, weil die Qualität so unterirdisch ist. Und XXX – Return of Xander Cage ist genau so ein Film geworden. Oftmals traut man seinen Augen und noch viel häufiger seinen Ohren nicht. Denn was hier auf die Leinwand kommt, wirkt wie aus einer anderen Zeit – und das ist nicht positiv gemeint.

XXX – Return of Xander Cage: Die Handlung

Obwohl das Wort Handlung für den hier servierten Plot schon fast zuviel des Guten ist, soll nicht verschwiegen werden, welche Idee dem Film zugrunde liegt: Weil ein modernes Gerät namens „Pandoras Box“, mit dem sich alle Satelliten der Welt steuern lassen, in fremde Hände geraten ist, muss XXX-Programmchef Augustus Gibbons (Samuel L. Jackson) aktiv werden – und segnet nur wenig später das Zeitliche. Nachfolgerin Jane Marke (Toni Collette) versucht nun, den tot geglaubten Extremsportler Xander Cage (Vin Diesel) zu reaktivieren, weil der vor einigen Jahren bereits erfolgreich einen Terroristen ausgeschaltet hat. Diesmal bekommt es Cage mit der Gang von Xiang (Donnie Yen) und Serena (Deepika Padukone) zu tun: Wenn die nicht gerade auf einer kleinen philippinischen Insel abfeiern, klauen sie nämlich genau solche seltenen technischen Wunderwerke wie Pandoras Box. Damit Cage nicht allein gegen die Bande antreten muss, holt er sich Verstärkung in Form der Scharfschützin Adele (Ruby Rose), des DJs Nicks (Christian Wu) und des Stuntfahrers Tennyson (Rory McCann „Game of Thrones“). Und dann geht der Kampf gegeneinander auch schon los …

Szenen aus der Steinzeit

Wie man Action inszeniert und saubere Stunts auf die Leinwand bringt, das weiß Regisseur D.J. Caruso („Ich bin Nummer 4“) ganz genau, wie man zu einem unglaublich miesen Drehbuch nein sagt, offenkundig nicht. Denn mehr als die Action stimmt in diesem Film nicht. Das geht schon bei den Rollen los: Hier wurde wohl mehr darauf geachtet, möglichst viele asiatische Gesichter unterzubringen, denn das ist momentan ein starker Trend in Hollywood, als darauf, ob man die Figuren auch irgendwie im Film gebrauchen kann. Gut die Hälfte des Casts hat eigentlich nichts zu tun, sondern hängt nur mit Vin Diesel ein wenig ab. Der mag wissen, warum Figuren wie Nicks dabei sind, das Publikum findet es nicht heraus.

Leider keine Parodie

Oft genug sind Story und Texte so nah an der Parodie eines Agententhrillers, dass man hofft, der Film möge nun endgültig zugeben, dass er eine Karikatur ist und lustig sein soll – allein, der Moment kommt nicht. Die Macher des Films meinen es beispielsweise bitter ernst, wenn Cage die Nacht mit fünf jungen Frauen verbringt und mit seiner unglaublichen Potenz allesamt in Erschöpfungsschlaf rammelt, während er am nächsten Morgen frisch aus dem Bettchen hüpft. Für so eine Szene hätte sich Sean Connery schon 1961 in „Dr. No“ geschämt. Caruso und sein Star bringen das ungerührt hinter sich. Und das ist kein Einzelfall: Bei allem Verständnis dafür, dass XXX – Return of Xander Cage ein reiner Unterhaltungsfilm ist und keine Botschaften verbreiten soll, ist das Frauenbild, dass er verkauft, selbst im nicht gerade als frauenfreundlich bekannten Hollywood schon mindestens 30 Jahre nicht mehr so durch den Dreck gezogen worden. Manch ein Rapper hat Frauen in Videos schon mit mehr Stil dargestellt als das hier geschieht. Besonders leid tun kann einem daher Deepika Padukone, in ihrer Heimat Indien ein Superstar, die sich ausgerechnet diesen Film als Sprungbrett nach Hollywood ausgesucht hat. Das nennt man einen klassischen Griff ins Klo.

XXX - Return of Xander Cage
„Und nachher rede ich mal mit meinem Agenten!“ Deepika Padukone hat in diesem Film sichtlich wenig Spaß.

Denn was die Schauspieler, oder in einigen Fällen eher Darsteller, vor, nach und während der Schießereien so von sich geben müssen, lässt sich nur durch hohe Gagen rechtfertigen. Kostprobe gefällig? Kein Problem. Auf die Frage, wie man die Schießerei wohl am besten übersteht, lautet die Antwort: „Sei da, wo die Kugeln nicht sind.“ Bei solcher Dichtkunst dürfte sich Shakespeare wohl kaum bedroht fühlen. Leider ist das kein Einzelfall, man möchte Diesel immer wieder zurufen: „Hey, Vin, die 90er haben angerufen, sie wollen ihre schlechtesten One-Liner zurück!“ So unterirdische Dialoge gab es schon lange nicht mehr. Da hätten wohl selbst Stallone und Schwarzenegger in den 80ern gekniffen.

Dass das Handlungsgerippe dann nach gut 100 Minuten zum Ende kommt, dürften wohl nur die hartgesottensten Vin Diesel-Fans oder die anspruchslosesten Action-Freunde bedauern. Der Rest bedauert Lebenszeit und Geld für die Kinokarte. Fast schon unnötig zu erwähnen, dass man das 3D natürlich auch nicht braucht.

Fazit:

Mit XXX – Return of Xander Cage bringt Regisseur Caruso ein sehr stimmiges Werk in die Kinos, hier passt alles gut zusammen: Miese Dialoge, wirrer, uninteressanter Plot, Steinzeit-Ansichten und mäßige Darsteller sorgen für einen Film, bei dem nur die Action halbwegs erträglich ist. Im noch jungen 2017 schon ein Aspirant auf den schlechtesten Filme des Jahres und eine ganze Handvoll Goldener Himbeeren.

XXX – Return of Xander Cage startet am 19. Januar in den deutschen Kinos.