Escape Room

Filmkritik: Escape Room

Escape Rooms sind momentan ein absoluter Trend. Sich mit Freunden in einen Rätselraum einsperren zu lassen und unter Zeitdruck den gemeinsamen Intellekt zu testen, ist besonders bei Teens und Twens angesagt. Kein Wunder also, dass die neue Freizeitbeschäftigung nun auch als Hintergrund für einen fiesen Horror-Thriller herhalten muss. Ob „Escape Room“ im Kino spannender ist als ein Besuch vor Ort, erfahren Sie hier.

Mit völlig Fremden in einen Raum eingesperrt und von tödlichen Fallen umgeben – das wird vielen Horrorfans aus der „Saw“-Reihe bekannt vorkommen. Denn der böse Thriller von James Wan („Aquaman“) aus dem Jahr 2004 zog nicht nur sieben Fortsetzungen nach sich, die immer blutiger und schwächer wurden, sondern gilt auch als der Inbegriff des modernen, klaustrophobischen Thrillers. Nicht ganz zu Recht, denn schon 1997 brachte Vincenzo Natali „Cube“ in die Kinos, der eine Gruppe Gefangener komplett in einem gigantischen Würfel mit fiesen Fallen quält. Wie schneidet Escape Room gegen diese Vorbilder ab? 

Escape Room
Yuppie-Banker Jason und fünf weitere Meschen erhalten eine Rätselbox, in deren Inneren eine Einladung zu einem neuen und exklusiven Escape Room wartet.

Escape Room: Die Handlung

Sechs Menschen finden bei der Arbeit oder vor der Wohnungstür einen schwarzen Rätselwürfel und lösen dessen Puzzles. Sie finden eine Adresse, zu der sie eingeladen werden, um einem Escape Room zu entkommen. Und eine ordentliche Summe Geld zu gewinnen. Studentin Zoey (Taylor Russell), Hilfsarbeiter Ben (Lopgan Miller), Banker Jason (Jay Ellis), Trucker Mike (Tyler Labine), Ex-Soldatin Amanda (Deborah Ann Woll) und Escape Room-Profi Danny (Nik Dodani) nehmen die Herausforderung an, für eine Million Dollar den Espace Room zu testen.

Schon der scheinbare Warteraum entpuppt sich als erste Falle. Es wird immer heißer, bald tauchen offene Flammen aus der Decke auf – und die Zeit wird knapp. Erst im letzten Moment gelingt den sechs Rätselfans die Flucht – und schon jetzt ist einigen die Erfahrung deutlich zu intensiv, um weiterzumachen. Als es im nächsten Raum ein erstes Opfer gibt, wird allen klar, wie bitterernst die Sache ist. Während sie fieberhaft nach Hinweisen suchen, wie sie den Raum verlassen können, stellen die eigentlich sehr unterschiedlichen Menschen fest, dass sie eine Gemeinsamkeit haben …

Escape Room: Guter Start 

Der Film beginnt durchaus verheißungsvoll. Das Auffinden der Rätselboxen durch Jason, Zoey und Ben ist spanend inszeniert und macht auch im Kinosessel neugierig. Und auch die ersten Minuten im Escape Room haben sich die Autoren Bragi F. Schut und Maria Melnik gut überlegt. Erste Spuren sind originell versteckt. Erste Hinweise auf eine gemeinsame Erfahrung der sechs Helden subtil genug in Dialoge eingebunden, um nicht sofort aufzufallen. Die erste Stunde von Escape Room wird Thriller- und Horrorfans daher auch sicher zusagen.

Problematisch wird es in den Details. So sind die eine Million Dollar, die für den Sieger ausgelobt werden, im englischen Original nur 10000 – kaum ein Grund für einen reichen Banker mitzumachen. Und je länger der Film läuft, desto mehr geht die eigentlich gute Atmosphäre des Films durch unnötige Schlampigkeiten im Script verloren. Der letzte Akt, dessen Start die Macher aus nicht nachvollziehbaren Gründen ganz an den Anfang des Films stellen, und damit viel Spannung aus der späteren Handlung nehmen, leidet unter diesen Fehlern.

Escape Room
Doch schon der vermeintlicher Warteraum entpuppt sich als tödlich heiße Angelegenheit.

Escape Room: Schwacher Schluss

Denn die zwar extrem aufwendigen, aber dennoch durchaus glaubwürdigen, tödlichen Rätselräume funktionieren zu Beginn wirklich gut. Doch je weiter die verzweifelten Gefangenen kommen, desto mehr wird deutlich, dass den Autoren kein überzeugendes Finale eingefallen ist. Und desto konstruierter und dümmer wird der Plot. Dabei haben die Macher um Regisseur Adam Robitel („Insidious 4“) durchaus die Chance, die Story originell zu Ende zu bringen. Sie nutzen sie zugunsten einer eher schwachen Idee aber nicht.

Das ist auch deshalb schade, weil die Set-Designer mit den Rätselräumen richtig gute Arbeit abgeliefert haben. Highlight ist hier sicher der Billard-Raum, der komplett auf dem Kopf steht. Aber auch die anderen Escape-Room-Zimmer sind optisch eine Wucht und machen eigentlich Lust auf den Film. Auch wenn früh klar ist, wem der Zuschauer hier länger beim Überlebenskampf zusehen darf und wer schnell aus dem Leben – und damit aus dem Film – scheidet. Ein wenig mehr Charaktertiefe hätte hier Wunder gewirkt.

Doch trotz der Kritik: Spannung erzeugt Escape Rom fast durchgehend. Wenn man Robitel auch attestieren muss, dass er sich nicht das beste Drehbuch ausgesucht hat, so versteht er doch viel vom langsamen, aber stetigen Aufbau einer unheilvollen Atmosphäre. Und die Darsteller sind zumindest teilweise auch sehr sehenswert. Allen voran Woll („Daredevil“) und Tyler Labine („Tucker and Dale vs Evil“), die das Publikum durch ihr Spiel auch emotional mitnehmen. Und so ist Escape Room im bislang eher schwachen Horror-Jahr 2019 momentan noch der Primus.

Fazit:

Ein starker Start, ein halbwegs brauchbares Drehbuch und ein routiniert bis gekonnt in Szene gesetzter Überlebenskampf macht aus Escape Room zwar kein Highlight des Genres, aber einen durchaus ansehnlichen Horror-Thriller, dessen optischer Genuss vor allem den tollen Set-Designs zuzuschreiben ist. Mit einem stärkeren Finale und weniger Vorbereitung auf den wohl unvermeidlichen zweiten Teil (der Film hat bei neun Millionen Dollar Budget weit über 100 Millionen eingespielt) hätte Adam Robitels Film aber noch deutlich besser werden können.

Escape Room startet am 28. Februar 2019 in den deutschen Kinos.

Escape Room
Und der auf dem Kopf stehende Billard-Raum verlangt der Gruppe neben Grips auch eine Menge Mut ab.