Downsizing

Filmkritik: Downsizing

Regisseur Alexander Payne gewann bereits zwei Oscars für das beste Drehbuch für „Sideways“ und „The Descendents“. Nun schickt er Matt Damon in „Downsizing“ auf eine höchst ungewöhnliche Reise. Kann Payne auch mit seinem neuen Film Publikum und Oscar-Jury überzeugen?

Bislang beschränkte sich Alexander Payne in seinen Filmen auch eher realistische Szenarien. So schickte er Paul Giamatti und Thomas Hayden Church auf eine sehr spezielle Weinproben-Reise oder George Clooney durch traurige Erkenntnisse bezüglich dessen Ehe. Mit Downsizing begibt sich Payne auf den ersten Blick in eine pure Science-Fiction-Story – aber stimmt das wirklich? lauterfilme klärt auf.

Downsizing
Die Aussicht auf Luxus lockt: Paul und Audrey denken darüber nach, sich schrumpfen zu lassen.

Downsizing: Die Handlung

Ein paar Jahre in der Zukunft entdeckt ein schwedischer Wissenschaftler ein Verfahren, Menschen auf eine Größe von etwa 13 Zentimeter zu schrumpfen. Der Prozess ist unumkehrbar, hat aber den Vorteil, dass Leute dieser Größe weit weniger Müll verursachen und Rohstoffe verbrauchen. Daher ist das Verfahren gut für die Umwelt – und die Brieftaschen derer, die sich auf Winzlingsformat schrumpfen lassen. Das ist auch für Paul (Matt Damon) und seine Frau Audrey (Kristen Wiig) interessant, denn das Geld reicht oft kaum zum Leben.

So reift in den beiden der Entschluss, selbst zu schrumpfen und mit ihrem Ersparten ein luxuriöses Leben in „Leisureland“, einer Siedlung für ihre neue Größe, zu führen. Doch nicht alles geschieht exakt so, wie das Ehepaar es geplant hatte und bald müssen sich Paul und Audrey völlig veränderten Lebenssituationen stellen. Als Paul den windigen Geschäftsmann Dusan (Christoph Waltz) kennen lernt, ändert sich sein Leben nochmals …

Downsizing: Drei Filme in einem

Was zu Beginn wie eine lupenreine, böse Satire auf den American Way of Life und das Konsumverhalten beginnt, wandelt sich nach einem Drittel zu einer berührenden Tragikomödie, um schließlich in einem Essay über das Wesen des Menschen zu enden. Da hat sich Alexander Payne mit seinem Co-Autoren Jim Taylor, mit dem er schon Sideways schrieb, ganz schön was vorgenommen. Und so ganz gelingt ihm der Spagat zwischen bestenfalls verwandten, aber nicht wirklich zueinander passenden Genres auch nicht. 

Denn dazu sind die einzelnen Teile von Paynes Story einfach zu unterschiedlich. Zwar funktioniert Pauls Geschichte durch alle drei Teile recht gut, der große rote Faden aber geht immer wieder verloren. Denn Payne braucht für jeden der drei Teile ein wenig Anlauf, bis die Story flüssig weiterläuft. Und das bremst den mit 135 Minuten ohnehin etwas zu langen Film immer wieder aus. Letztlich fühlt sich Downsizing trotz seiner bemerkenswerten Botschaften nicht wie ein richtiger Film an, sondern eher wie eine Aneinanderreihung von Kurzgeschichten mit den selben Figuren.

Downsizing
Hedonist Dusan macht sich wenig Gedanken um die Zukunft.

Downsizing: Tolle Besetzung

Das soll aber die Leistung der Schauspieler nicht schmälern, die sind sehr sehenswert. So gelingt Matt Damon als von Leben gebeutelter Paul ein emotional packender Ritt durch derart viele Gefühlslagen, wenn ihm das Leben erneut eine Lektion erteilt. Kristen Wiig punktet vor allem im ersten Drittel, der Satire, mit ihrem wundervollen Timing für Pointen. Christoph Waltz gibt den winzigen Lebemann mit viel Charme. Und Hong Chau als zwangsgeschrumpfte Dissidentin aus Vietnam wird für ihre Darstellung sogar als Favoritin für die beste weibliche Nebenrolle genannt.

Sie sorgen auch dafür, dass der Film trotz seiner etwas kruden Grundidee, die sich bei näherem Nachdenken auch als extrem unlogisch entpuppt, immer wieder Spaß macht. Dennoch ist Downsizing letztlich deutlich zu überfrachtet, um ein richtig guter Film zu sein. Payne konnte sich offensichtlich nicht entscheiden, welches der vielen Themen, die ihm im Kopf herumgingen, er in seinem Film verarbeiten wollte – und nahm einfach alle. Und das war des Guten eindeutig zuviel. Denn so bekommt keines davon den Raum, den es gebraucht hätte. Auch wenn einzelne Szenen, wie etwa Pauls erster Besuch im Leisureland-Ghetto, durchaus einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Science-Fiction-Fans seien zudem gewarnt: Downsizing ist diesbezüglich eine Mogelpackung, denn der technische Aspekt spielt ebenso wenig eine Rolle wie der Blick in die Zukunft. Payne beschäftigt sich ausschließlich mit Themen von heute und nicht mit denen von morgen.

Fazit:

Zu viel gewollt, Mr. Payne! Durch die Dreiteilung seines Films gelingt es dem Regisseur nicht, ein Werk aus einem Guss abzuliefern. Immer wieder wirkt die Handlung zerrissen, auch die emotionalen Sprünge passen oft nicht zueinander und lassen den Zuschauer ratlos zurück. Lediglich die guten Schauspieler machen für deren Fans den Film zu einem annehmbaren Kinobesuch. Paynes eigentlich schönen Ansätze verpuffen dennoch in der schieren Menge an nicht zu Ende gedachten Ideen.

Downsizing startet am 18. Januar 2018 in den deutschen Kinos.

Downsizing
Ngoc wurde gehen ihren Willen geschrumpft und muss in Leisureland un ihr tägliches Überleben kämpfen.