Big Little Lies

Serienkritik: Big Little Lies

Die Serie „Big Little Lies“ basiert auf dem Roman „Tausend kleine Lügen“ der australischen Bestsellerautorin Liane Moriarty, die ebenfalls als Produzentin der Serie mitgewirkt hat. Die ursprünglich abgeschlossene Handlung wurde nach dem Erfolg der ersten Staffel weitergeführt. Dafür verfasste die Autorin extra eine kleine Novelle. Und der ursprüngliche Cast wurde mit einer weiteren Powerfrau namens Meryl Streep erweitert. Wie stark sind die Anfänge?

von Gastautor Felix Brüggemann

Der US-amerikanische Privatsender HBO ist für seine erstklassigen Eigenproduktionen wie „Westworld“, „True Detektive“, „Sharp Objects“, „Game of Thrones“ oder ganz aktuell „Chernobyl“ bekannt. Der Platzhirsch dabei war immer Game of Thrones, aber jetzt wo die Serie ausgelaufen ist, bietet sich wieder Raum für neue Möglichkeiten. Und auch wenn Chernobyl recht schnell in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist, so darf man Big Little Lies nicht vergessen. Die erste Staffel der mehrfach ausgezeichneten Serie erschien 2017 auf der Bildfläche und war mit Mega-Stars gespickt. Zum Start der 2. Staffel auf Sky Atlantic nutzt Lauterfilme die Gelegenheit, auf die 1. Staffel zurückzublicken: Wird sie dem Hype gerecht?

Big Little Lies
Celeste führt nur scheinbar eine Bilderbuch-Ehe. Gatte Perry ist nicht, was er zu sein scheint.

Big Little Lies: Die Handlung

Im Zentrum der HBO-Dramaserie stehen die fünf Frauen Madeline (Reese Witherspoon), Celeste (Nicole Kidman), Jane (Shailene Woodley), Bonnie (Zoë Kravitz) und Renata (Laura Dern). Alle leben in der kleinen Küstenstadt Monterey und haben Kinder, die gemeinsam auf die gleiche Schule gehen. Auf den ersten Blick wollen alle nur eine intakte Familie und eine gute Mutter sein, tatsächlich geht es aber um Status und Anerkennung in der Gemeinde. Madeline ist ihre Rolle als Mutter besonders wichtig, da sie nicht wie viele andere Frauen zusätzlich eine Karriere verfolgt. So hat sie umso mehr Zeit, sich auch um die Angelegenheiten der anderen zu kümmern.

So ist es nicht verwunderlich, dass sie die allein erziehende Jane unter ihre Obhut nimmt, die mit ihrem Sohn neu in der Stadt ist. Direkt am ersten Schultag kommt es zu einem Zwischenfall, durch den Janes Sohn in die Schusslinie gerät und sich die Fronten verhärten. Die ganze erste Staffel wird aber von einem anderen, größeren Vorfall überschattet, der sich am Wohltätigkeitsball der Schule ereignet und die Polizei auf den Plan ruft. Bereits zu Beginn der ersten Episode wird das Ereignis angedeutet und im Laufe der Staffel in kleinen Zwischenblenden immer weiter aufgezogen, wodurch sich die Frage stellt, was eigentlich passiert ist.

Big Little Lies: Intelligentes Foreshadowing

Bereits zu Beginn der Serie wird dem Zuschauer klar gemacht: Monterey ist keine heile Welt! Denn der Zwischenfall vom Wohltätigkeitsball zeigt nicht etwa nur einen einmaligen Ausrutscher, sondern ist das Ergebnis vieler dunkler Geheimnisse. Aber alleine die kleinen Häppchen zu Beginn reichen schon aus, um die Zuschauer an die Serie zu binden. Schließlich soll die Frage beantwortet werden, was denn eigentlich passiert ist. Und das erzählt der oscarprämierte Regisseur Jean-Marc Valée („Dalles Buyers Club“) überaus gekonnt.

Trotzdem lebt Big Little Lies nicht nur von dieser Frage allein. Sondern in erster Linie von den starken Charakteren, die einen schnell in den Bann ziehen. Madeline will in ihrer neuen Familie die perfekte Ehefrau und Mutter sein, muss sich aber auch noch mit ihrem Ex-Mann auseinandersetzen. Die beiden teilen sich das Sorgerecht ihrer ältesten Tochter und haben bei Erziehungsfragen komplett unterschiedliche Ansichten. Probleme sind hier natürlich vorprogrammiert.

Big Little Lies
Die quirlige Madeline hat mit ihrer ersten Ehe trotz langjähriger Trennung und neuem Partner noch immer nicht abgeschlossen.

Big Little Lies: 

Das Leben der anderen Mütter ist aber genauso wenig rosarot, wie das von Madeline. Celeste gibt sich nach außen hin als perfekte Hausfrau und Mutter, hat aber ihren Job für die Familie aufgegeben und lebt mit einem cholerischen Mann zusammen. Renata muss Karriere und ihren Status als Mutter aufrechterhalten, gerade nach den Ereignissen am ersten Schultag ihrer Tochter. Und dann ist da noch Jane, die niemals über den Vater ihres Kindes spricht. Und mit einer dunklen Vergangenheit nach Monterey gekommen ist.

Die Rollen sind mit jeder einzelnen Schauspielerin ideal besetzt – sie sind authentisch und glaubwürdig. Big Little Lies gibt jedem Charakter genügend Raum, sich zu entwickeln und liefert eine spannende Story. Die Zuschauerbindung gelingt dabei nicht nur durch die übergreifende Frage nach dem Warum, sondern auch durch die einzelnen, ganz persönlichen Geschichten. Glaubwürdigkeit bleibt dabei die treibende Kraft, denn eine zu übertriebene Story lässt den Zuschauer irgendwann abschalten und eine zu ruhige Handlung fesselt nicht genug.

Fazit:

Big Little Lies bietet mit insgesamt 7 Episoden eine gute Länge für eine Dramaserie und ruht sich dabei nicht auf seinem starkem Cast aus. Im Gegenteil, die Story hätte wohl selbst ohne Darsteller wie Nicole Kidman oder Reese Witherspoon funktioniert, dann aber vermutlich an  Kraft verloren. Jeder Figur bekommt genügend Raum, um sich zu entfalten. Und moralische Entscheidungen werden nicht einfach nur als schwarz oder weiß abgetan.

Insbesondere das Verlangen nach einer weiteren Staffel zeigt, dass Big Little Lies eine Menge Potenzial hat. Zum Glück lieferte HBO hier bereits nach. Und der Zuschauer kann miterleben, wie Madeline, Celeste, Jane, Bonnie und Renata mit den Ereignissen der ersten Staffel weiterleben. Mit der Unterstützung von Meryl Streep kann hier eigentlich nur Großes folgen!

Big Little Lies läuft seit dem 6. Juni 2017 bei Sky. Die zweite Staffel ist am 10. Juni 2019 gestartet.

Gesehen: Sieben von sieben Folgen.

Big Little Lies
Die junge Jane hütet ein dunkles Geheimnis, dass ihren Sohn Ziggy betrifft.