Bright

Filmkritik: Bright

Wenn Will Smith als Cop mit einem Ork auf Streife geht, dann spielt der Film sicher nicht in unserem Universum. Denn in „Bright“ leben Menschen mit Orks, Elfen, Feen und anderen magischen Wesen zusammen – und das braucht erfahrene Polizisten aus mehreren Rassen. Kann der harte Fantasy-Cop-Thriller, für den Netflix immerhin 100 Millionen Dollar Produktionskosten springen ließ, die Erwartungen erfüllen?

Welche Filme gibt es bei Netflix noch? Den Überblick über alle Netflix-Filmkritiken finden Sie hier.

David Ayer ist im amerikanischen Actionfilm der härteren Gangart kein Unbekannter. So schrieb er das Drehbuch für Denzel Washingtons Oscar-Auftritt in „Training Day“ und brachte zuletzt mit „Suicide Squad“ einen zwar von Kritikern ungeliebten aber finanziell recht erfolgreichen Superheldenfilm in die Kinos. Also eigentlich bringt er alles mit, um einen harten Cop-Thriller mit fantasy-Elementen zu drehen – oder nicht?

Bright
Die Elfin Tikka, die den beiden Cops begegnet, ruiniert Daryl und Nick ganz schön den Tag.

Bright: Die Handlung

Cop Daryl Ward (Will Smith) ist schwer genervt. Nicht nur, dass er mit dem Ork Nick Jacoby (Joel Edgerton) Dienst tun muss – dem ersten Ork überhaupt bei der Polizei von L.A. Er wird im Dienst auch noch von einem Ork angeschossen, während sein Partner nichts tut, um ihm zu helfen. Als er zurück auf Streife kommt, geraten er und Nick in eine üble Schießerei, an deren Ende plötzlich ein Elfenmädchen (Lucy Fry) vor ihnen steht – und einen ungemein seltenen und wertvollen Zauberstab in den Händen hält.

Schnell bekommen Daryl und Nick mit, dass eine Bande von Elfen unter der Führung von Leilah (Noomi Rapace) hinter dem Mädchen – und damit auch ihnen her ist. Während sich Daryl und Nick notgedrungen langsam zusammenraufen, häufen sich um sie herum die Toten. Denn Leilah kennt kein Erbarmen und auch das FBI in Form des Elfenagenten Kandomere (WEdgar Ramirez) ist nicht wirklich eine große Hilfe. Können die beiden die Nacht überleben?

Bright: Viele bekannte Muster

Der Trailer hat es bereits angedeutet und so ist es auch gekommen: Bright ist ein klassischer Buddy-Movie. Letztlich geht es Ayer bei der Umsetzung eines Drehbuchs von Max Landis („Victor Frankenstein“) hauptsächlich um sein Duo, bei dem nach anfänglich herzlicher Abneigung schließlich durch gemeinsame Abenteuer eine genauso herzliche Freundschaft entsteht. Das Problem dabei ist aber, dass man solche Geschichten schon hundert Mal gesehen hat – und meistens besser.

Ältere Filmfans werden sich sicher noch an „Space Cop L.A.“ erinnern können, der Bright vom Grundplot sehr ähnelt. Im Film von 1988 landen Aliens auf der Erde und bitten um Asyl, werden schließlich in die Gesellschaft integriert und James Caan muss als grantelnder Cop mit seinen Alienkollegen Mandy Patinkin Dienst tun. Da ist Bright schon dicht dran. Schwerer als dieses leichte Plagiat wiegt aber, dass bei Space Cop die Situation glaubhaft erzählt wurde und die neue Gesellschaft mit all ihren Problemen ein zentrales Thema des Films war. Bright hingegen kümmert sich wenig um das Universum, in dem er spielt.

Bright
Denn die tödliche Leilah hat mit Tikka noch ein Hühnchen zu rupfen und verfolgt sie durchs nächtliche L.A..

Bright: Maue Umsetzung

Denn Ayer und Landis erzählen einen derart generischen Krimiplot, dass die ganze schöne Idee der verschiedenen Fantasy-Rassen, die auf der Erde leben, eigentlich keine Rolle spielt. Die Bösen sind Elfen, aber das ist nicht von Belang. Der eine Cop ist ein Ork, aber auch das ist für die Story unerheblich. Ayer gelingt es nie, dieses eigentlich coole Szenario mit Leben zu füllen. Nur ganz selten tauchen Eigenheiten der unterschiedlichen Völker als Teil der Handlung auf – und sind ebenso schnell wieder verschwunden. Außerdem erzählt uns Ayer in den ersten 30 Minuten das zweistündigen Films ausschließlich Dinge, die weder mit der Haupthandlung, noch mit der Etablierung des neuen Kosmos zu tun haben – sondern echt langweilen.

Das allein wäre traurig genug. Dazu kommt aber noch, dass man weder die 100 Millionen Dollar Budget wirklich sieht, noch der Film technisch überzeugt. Zwar sind die Masken durchweg gelungen, aber in vielen Actionszenen sind die Schnitte derart schlecht gesetzt, dass sie jegliche Dynamik aus dem Moment nehmen. Und so bleibt von Bright nicht viel mehr als viele blasse Nebenfiguren und viel Geballer. Nicht unbedingt etwas, mit dem man Fantasyfans hinter dem Ofen hervorlocken kann. 

Dabei sind die Ansätze durchaus da. Manche Idee,wie die Orks, die als dumme Kreaturen im Ghetto leben, oder die Feen, die als Ungeziefer gesehen werden – aus diesen Voraussetzungen hätte sich sicher ein Plot machen lassen, der besser in diesem Universum verankert ist als das Landis geschafft hat. Space Cop L.A. und die darauf folgende Serie „Alien Nation“ hat vorgemacht, dass es geht. Ayer hat hier viele Möglichkeiten verschenkt. Da sind die King-Verfilmungen „Das Spiel“ und „1922“ von Netflix deutlich besser gelungen.

Fazit:

Hier rettet auch Will Smith den Film nicht mehr vor der Durchschnittlichkeit. Die Story von Bright ist einfach zu ausgelutscht und vorhersehbar, um wirklich zu überzeugen. Dazu kommt, dass die eigentlich faszinierende Grundidee vom Zusammenleben der Menschen mit Fantasywesen nur eine sehr kleine Rolle spielt. Und die durchaus blutigen Actionszenen sind dann auch teilweise sehr mäßig zusammengefügt. Schön, dass Netflix den Mut hat, solche coolen Ideen zu finanzieren, diesmal ist der leider nicht belohnt worden. Beinharte Smith-Fans mögen auf ihre Kosten kommen, der Rest eher nicht.

Bright ist ab dem 22. Dezember 2017 bei Netflix zu sehen.

Bright
Auch Elf Kandomere, ein FBI-Agent für magische Vorkommnisse, ist dem Trio auf der Flucht keine große Hilfe.