Aquaman

Filmkritik: Aquaman

Trotz eines Achtungserfolges mit „Wonder Woman“ ist Marvels Vorherrschaft über DC bei Superhelden-Filmen nach wie vor ungebrochen. Nun nimmt der Comic-Verlag, der längst Teil des Time-Warner-Konzerns ist, einen weiteren Anlauf, um das zu ändern. Unter der Regie des Horror-Spezialisten James Wan („The Conjuring 1+2“) entstand „Aquaman“, der mit Jason Momoa in der Hauptrolle zu einen weiteren Kinoerfolg werden soll. Ist das realistisch?

Die Ära von Zack Snyder scheint bei DC vorbei zu sein. Nachdem mit Wonder Woman ausgerechnet der Film, mit dem Snyder nur sehr wenig zu tun hatte, am besten bei Publikum und Kritikern ankam, taucht der Name Snyder bei Aquaman gar nicht mehr auf. Stattdessen übernahm James Wan die Rolle des starken Mannes, der neben der Regieführung auch noch an der Entwicklung der Story mitarbeitete. Merkt man das?

Aquaman
Gemeinsam mit Prinzessin Mera will Arthur Curry alias Aquaman einen Krieg verhindern.

Aquaman: Die Handlung

Leuchtturmwächter Tom (Temuera Morrison) staunt nicht schlecht, als er in einer stürmischen Nacht die verletzte Atlanna (Nicole Kidman) am Strand findet. Er pflegt sie gesund und die beiden verlieben sich ineinander und werden Eltern des kleinen Arthur. Doch eines Tages überfallen Truppen aus Atlannas Heimat Atlantis den Leuchtturm. Und Atlanna gibt schweren Herzens ihren Sohn und ihren Mann auf, um sie in Sicherheit zu bringen. Und folgt dem Ruf der Pflicht zurück in ihr Königreich.

Viele Jahre später ist Arthur (Jason Momoa) als Aquaman Teil der „Justice League“ geworden, hat sich mit seiner Abstimmung als halber Atlanter aber nie beschäftigt. Doch als sein Halbbruder Orm (Patrick Wilson) mithilfe von König Nereus (Dolph Lundgren) einen Krieg gegen die Menschen vom Zaun brechen will, bekommt Arthur Besuch von dessen Tochter Mera (Amber Heard), die diese Krieg unbedingt verhindern will. Doch dazu müsste Arthur als Erstgeborener der früheren Königin sein Recht als neuer Herrscher einfordern …

Aquaman: Alles auf die Schauwerte

Bei keinem anderen DC-Film bisher merkt man so deutlich, dass Zack Snyders Zeit als Mastermind vorbei sind. Aquaman ist nicht nur knallbunt statt düster, sondern erzählt seine Story auch in einem viel leichteren Ton als die früheren DC-Filme wie „Man of Steel“ oder „Batman vs Superman“. Dazu ist Aquaman auch deutlich fantasylastiger als bisherige Filme. Und da hier im Gegensatz zu Justice League nicht zwei verschiedene Regisseure am Werk waren (Snyder und „Avengers“-Schöpfer Joss Whedon), sondern nur James Wan, wirkt das Ergebnis diesmal auch wie aus einem Guss. 

Allerdings setzt James Wan auch nicht auf eine originelle Geschichte oder spannende Wendungen, sondern ausschließlich auf die Comic-Optik seines Films. Und so wirft der Regisseur alles in die Waagschale, was sich an spannenden Kreaturen und Kulissen unter und über Wasser finden lässt. Ob Soldaten, die auf Weißen Haien reiten oder gigantische Krabben (Wie in „Vaiana“) – Hauptsache, es macht auf der Leinwand etwas her. Sogar die Farbgebung des Films wirkt einer typischen Comicheft-Kolorierung nachempfunden. Und was er sich bei der Auswahl der Soundtrack-Songs gedacht hat, verrät er vielleicht in seinen Memoiren.

Aquaman
Doch Arthur muss sich nicht nur gegen die Truppen seines Bruders zur Wehr setzen. Auch der Black Manta ist hinter ihm her.

Aquaman: Bekannte Storyelemente

Die Story hingegen wurde von Wan und seinen Autoren nicht so liebevoll und detailversessen bearbeitet wie die Optik. Und so finden sich hier zahlreiche Szenen, die erfahrene Kinogänger schon kennen. Ein wenig „Indiana Jones“-Feeling zum Beispiel, wenn Aquaman und Mera ausgerechnet in der Sahara nach Spuren von Atlantis suchen. Dazu gibt es immer wieder kurze Love-Story-Einsprengsel mit reichlich Edelkitsch. Und auch ein wenig „Avatar“, wenn sich ausgerechnet ein Halbblut zum neuen Herrscher der Meeresvölker aufschwingen soll.

Dazu packt Wan allerdings auch reichlich Horror, wenn er spät im Film ein ganzes Volk von zahnbewehrten und hochaggressiven Fischmenschen auftauchen lässt, die gut aus H.P. Lovecrafts Roman „Schatten über Innsmouth“ stammen könnten. So ganz konnte sich Wan wohl doch nicht von seinem Lieblingsgenre verabschieden. Insgesamt ist es aber sicherlich nicht die nur mäßig interessante Story, die die Massen in die Kinos locken soll. Und das in den USA und China bereits getan hat, denn mit mehr als 250 Millionen sind die Kosten schon fast wieder eingespielt.

Neben einer mit sichtlichem Spaß aufspielenden Nicole Kidman ist vor allem Jason Momoa als cooler Held mit knackigen One-Linern ein guter Grund, ins Kino zu gehen. Denn er verkörpert den Helden mit der richtigen Mischung aus Augenzwinkern und sehenswerter Action, die der massige Schauspieler einfach glaubhaft verkörpern kann. Dazu kommt, dass die Chemie mit Co-Star Amber Heard stimmt und man den beiden die gegenseitige Anziehung abkauft. Und so ist Aquaman ein großer Spaß für jüngere Fans von Popcorn-Kino. Aber ein Horrorfilm für Schöngeister.

Fazit:

Cooles Aussehen zählt bei Aquaman deutlich mehr als eine gute Handlung, daraus macht Regisseur James Wan nie einen Hehl. Und liefert deshalb auch einen Film ab, der vor allem mit meist gelungenen CGI-Effektegewittern und gut in Szene gesetzten Action-Sequenzen punktet. Was Story und Charaktertiefe angeht, hat DC neuester Streich dagegen noch viel Luft nach oben. Junge Superhelden-Fans werden bei diesem größtenteils federleichten Quatsch aber garantiert ihren Spaß haben.

Aquaman startet am 20. Dezember 2018 in den deutschen Kinos.

Aquaman
Kann Arthur seinen Halbbruder Orm besiegen und als neuer König von Atlantis den Krieg verhindern?